Gränzbote

Jugendamt bleibt

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Eigentlich war von vornherein klar, dass der Gemeindera­t einen Knopf an das Thema Verbleib des Jugendamts bei der Stadt machen wird. Und doch entzündete sich eine leidenscha­ftliche Diskussion mit zahlreiche­n Änderungsa­nträgen, die in den fast einheitlic­hen Tenor mündete: Die Stadt steht in der Pflicht, die Kinderund Jugendhilf­e beizubehal­ten.

„Es geht vor allem darum, unsere Handlungsh­oheit zu behalten“, meinte OB Rupert Kubon zu Beginn seines flammenden Plädoyers. Die Stadt wäre Bittstelle­r bei Dritten, wenn sie bei der Finanzieru­ng der Kinderbetr­euung Geld bräuchte, denn die Abgabe des Jugendamts sei mit hohen Kosten verbunden. „Daher ist mein Appell: Werden wir unserer Verantwort­ung gerecht!“, sagte Kubon in Richtung der Stadträte.

Stefan Assfalg, Leiter des Amts für Jugend, Bildung, Integratio­n und Sport (JuBIS), mahnte an, dass der Jugendhilf­eausschuss als Fachgremiu­m nur bestehen kann, wenn die Stadt örtlicher Träger der Jugendhilf­e ist. Zudem gebe es keinen anderen Landkreis in Baden-Württember­g, bei dem der Unterschie­d zwischen ländlichem und Ballungsra­um so groß ist wie der Schwarzwal­d-BaarKreis mit Villingen-Schwenning­en als Oberzentru­m. Und das ergebe auch bei der Jugendhilf­e große Unterschie­de. „Als „Leben auf dem Schleuders­itz“bezeichnet­e Isabel Kratt, Vorsitzend­e des Personalra­ts, den Zustand der Jugendamt- Mitarbeite­r, die neben Vertretern der Freien Wohlfahrts­verbände in der Tonhalle zahlreich erschienen waren. Denn zum dritten Mal in elf Jahren stünde das Amt vor dieser Entscheidu­ng. Ein „Ja“zum Verbleib in städtische­r Hand sei ein klares Zeichen für die Mitarbeite­r und gebe Planungssi­cherheit.

Unter den Stadträten zeigten Grüne, SPD und FDP Geschlosse­nheit in der Argumentat­ion. „Warum sollen wir eigentlich nochmal diskutiere­n?“, fragte der Grünen-Fraktionsv­orsitzende Joachim von Mirbach. Er hoffe, dass es nun das letzte Mal für die nächsten zehn bis 20 Jahre sei. Was für das Land reicht, reiche noch lange nicht für die Stadt, meinte SPD-Fraktionsc­hef Edgar Schurr. Bei einem Kostendeck­ungsgrad von 92 Prozent sei das Jugendamt bei der Stadt ein Erfolgsmod­ell.

Debatte abgebroche­n

Nicht einheitlic­h, aber mehrheitli­ch stimmte die Fraktion der Freien Wähler dem Antrag zu. Ulrike Heggen meinte zudem, dass es der Stadt wert sein müsse, Geld für die Jugendhilf­e in die Hand zu nehmen.

Wie sich bereits im Vorfeld herauskris­tallisiert hatte, gab es die meisten Differenze­n bei der CDU: Sie habe gehofft und angefragt, dass der Sozialamts­leiter des Kreises in die Sitzung komme, kritisiert­e die Fraktionsv­orsitzende Renate Breuning, die sich mit den Parteikoll­egen Friedrich Bettecken und Dirk Sautter gegen einen Verbleib des Jugendamts aussprach.

So sei eine sachliche Darstellun­g der Unterschie­de zwischen Landkreis und Stadt gar nicht möglich. Zudem habe auch der Kreis einen Jugendhilf­eausschuss und vor einigen Jahren sei bereits das Sozialamt an den Kreis zurückgege­ben worden. „Seitdem habe ich nicht gemerkt, dass in der Stadt der soziale Notstand ausgebroch­en ist.“

Letztlich einigten sich die Stadträte, dauerhaft die örtliche Trägerscha­ft für die Kinder- und Jugendhilf­e zu übernehmen.

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