Gränzbote

FDP und CDU üben Kritik an Verwaltung

Liberale lehnen Haushaltse­ntwurf vielleicht ab - Andere Fraktionen wollen dafür stimmen

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Seit Wochen berät der Trossinger Gemeindera­t über den Haushaltsp­lan für 2018. Das 560 Seiten starte Werk wird aller Voraussich­t nach am kommenden Montag verabschie­det. Doch Willy Walter, FDP-Fraktionsv­orsitzende­r, hat nun Bedenken angekündig­t. Noch sei nicht klar, ob seine Fraktion geschlosse­n für den Haushalt votieren werde. Damit stößt er auf Unverständ­nis bei den übrigen Fraktionen.

Dass Willy Walter nicht glücklich mit dem Verlauf der Haushaltsb­eratungen scheint, hat sich bereits abgezeichn­et. Immer wieder forderte er in den vergangene­n Wochen mit Nachdruck konkretere Aussagen von Seiten der Stadt über die wahrschein­lichen Baukosten für das neue Schulzentr­um (wir haben mehrfach berichtet). Im Gespräch mit der Trossinger Zeitung macht der Kommunalpo­litiker klar, worum es ihm außerdem geht: Zu viele Entscheidu­ngen seien in den letzten Monaten nicht-öffentlich gefallen. „Themen wie zum Beispiel Breitband oder der Stellensch­lüssel im Rathaus sollten öffentlich behandelt werden“, so Walter. „Wir müssen gewisse Selbstkrit­ik üben. Künftig müssen wir darauf achten, dass mehr öffentlich beraten wird.“

Bürgermeis­ter Clemens Maier

kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen. „Wir sprechen seit dem Sommer über die Investitio­nen, zum Teil schon seit vergangene­m Jahr. Wenn es bei der FDP Fragen gibt, hätten die schon lange geklärt werden können. Die Fraktion hätte sich vielleicht früher damit auseinande­rsetzen müssen.“

Besonders die Unzufriede­nheit Willy Walters mit den nur grob geschätzte­n Baukosten für das Schulzentr­um will Maier so nicht stehenlass­en. „Mehr an Zahlen haben wir nicht.“Erst müssten konkrete Planungen durch den Architekte­n vorliegen, ehe belastbare Zahlen präsentier­t werden können. „Herr Walter hat mir da auch keine andere Lösung vorschlage­n können“, so Maier weiter. Doch er betont: „Ich bin nicht auf einen Konflikt aus.“

Verständni­s für die Position der Verwaltung zeigt Susanne Reinhardt-Klotz von der OGL: „Es war schon immer so, dass mit Erfahrungs­werten gerechnet wird, bis konkrete Planungen vorliegen. Aber nächstes Jahr gibt es ja auch wieder Haushaltsv­erhandlung­en“und dann würde schließlic­h mit den aktualisie­rten Zahlen gerechnet. Die OGL werde am Montag für den Haushaltse­ntwurf stimmen, so ReinhardtK­lotz abschließe­nd.

„Trossingen wird die nächsten 50 bis 100 Jahre etwas davon haben“

Ebenfalls für den Entwurf des Haushalts 2018 werden wohl die Freien Wähler stimmen. „Der Haushalt gründet auf einen fast nie dagewesene­n Zufluss an Gewerbeste­uer und einer historisch­en Investitio­n, die Schulzentr­um heißt. Dass dieses noch nicht auf Mark und Pfenning beziffert werden kann, liegt in der Natur der Sache“, so Gustav Betzler. Den „Schuldenbe­rg, den Trossingen bis 2021 anhäufen wird“, sieht er als Investitio­n in die Zukunft. Vom Schulzentr­um werde Trossingen die „nächsten 50 bis 100 Jahre etwas haben“. Gustav Betzler, der seit 1994 im Gemeindera­t sitzt, betont: „Eine große Herausford­erung wird nicht leichter, wenn man sie schlecht redet.“

Durchaus positiv gestimmt zeigt sich Dieter Görlich von der SPD auf den Haushaltsp­lan angesproch­en. „Gott sei Dank nehmen wir das Schulzentr­um und die Kindergärt­en in Angriff. Schade ist nur, dass wir nicht mehr aus den jetzigen Steuereinn­ahmen machen.“Er würde dadurch gerne die Schuldenla­st drücken, denn „wenn die Konjunktur runter geht, dann werden Schulden lästig.“

Auch wenn die CDU am Montag dem Haushaltse­ntwurf zustimmen möchte, übt deren Fraktionss­precher

Clemens Henn Kritik am Vorgehen der Verwaltung. Während der Haushalts-Debatten sollten seiner Meinung nach nicht weitere richtungsw­eisende politische Entscheidu­ngen anstehen. „Die Aufhebung der Schulbezir­ke zum Beispiel hätten wir viel früher beschließe­n können. Bei manchen Themen bekommen wir die Sitzungsvo­rlage erst am Abend vorher, da wird es schwer, sich tiefergehe­nd darauf vorzuberei­ten.“Ein solcher, in seinen Augen unnötiger, Zeitdruck ärgere ihn, so Henn. In Zukunft wolle die Fraktion deshalb darauf drängen, dass Vorhaben, die vor oder nach den Haushaltsp­lanungen besprochen werden können, eben nicht mit diesen zeitgleich auf der Tagesordnu­ng stehen.

Die FDP-Fraktion will bis Montag über ihr weiteres Vorgehen beratschla­gen. Ob sie für oder gegen den Haushalt 2018 stimmen wird, sei noch offen, so Walter. Auch gebe es keinen Fraktionsz­wang. Bürgermeis­ter Maier sieht der Abstimmung entspannt entgegen, er rechnet mit einer klaren Mehrheit für den Haushaltsp­lan 2018.

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