Polizei findet flüchtigen Mörder im Klinikkeller
Häftling war zwei Bewachern in der Friedrichshafener Innenstadt beim WC-Gang entkommen
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Drei Tage hat die Polizei in Friedrichshafen benötigt, um einen geflohenen Mörder wieder einzufangen. Am Sonntagnachmittag wurde der Häftling im örtlichen Krankenhaus gefunden. Er ist wegen Mord zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Die Staatsanwaltschaft Ravensburg und das Polizeipräsidium Konstanz teilen mit, dass der entwichene 42-Jährige am Sonntagmorgen im Bereich des Friedrichshafener Klinikums aufgetaucht sei. Nach den vorliegenden Informationen hatte er dort gegen 10.30 Uhr zunächst versucht, in einem benachbarten Wohngebäude eine Frau zur Herausgabe von Bargeld oder Kreditkarten zu zwingen. Der Mann würgte sie dabei von hinten. Laut Polizei sei es der Frau aber schließlich gelungen, sich zu befreien und in Sicherheit zu bringen.
Daraufhin habe der Gesuchte versucht, eine Autofahrerin beim Klinikum anzuhalten und aus deren Pkw zu zerren. Auch dies misslang ihm nach Polizeiangaben. Darauf flüchtete er zu Fuß weiter.
Mit Helikopter und Spürhunden
Die Polizei löste eine Großfahnung aus. Auch die Bundespolizei, der Zoll sowie ein Polizeihubschrauber und Spürhunde wurden eingebunden. Gegen 13.45 Uhr stießen die Fahnder in einem Kellerraum des Klinikgebäudes auf den verurteilten Mörder und nahmen ihn fest.
Am Freitag hatte die Ravensburger Staatsanwaltschaft verlautbart: „Der Gesuchte verbüßt seit 1997 eine lebenslange Haftstrafe in der Vollzugsanstalt Heilbronn und setzte sich am Donnerstagnachmittag in der Friedrichshafener Innenstadt, wo er sich im Rahmen der Vollzugslockerung aufgehalten hat, ab.“
Wie Robin Schray, Sprecher des Justizministeriums, erklärte, wurde dem Mann offenbar nach 20 Jahren im Gefängnis gewährt, seine Mutter in Friedrichshafen zu besuchen. Das Treffen kam offenbar in einem Café in der Innenstadt von Friedrichshafen zustande.
Davongesprintet
Der Mann sei bei dem Treffen von zwei Polizeibeamten begleitet worden, berichtete Schray. Als er die Toilette des Cafés besuchte, soll er auf dem Rückweg mit hoher Geschwindigkeit davongesprintet sein. Es ist den Begleitern offenbar nicht mehr gelungen, den Mann wieder einzufangen.
Laut Schray soll der Verurteilte eine grundsätzlich positive Prognose gehabt haben, aus der Haft entlassen zu werden. Solche Prüfungen sind ab dem 15. Jahr in Haft bei Mördern üblicherweise möglich. Eine gerichtliche Entscheidung, ob der Mörder wieder zur Bewährung auf freien Fuß komme, stand sogar in der kommenden Woche an. Aufgrund dieser positiven Prognose sei zuletzt auch der Familienbesuch erlaubt worden. „Der Mann gilt nicht als gefährlich“, sagte der Sprecher des Justizministeriums.
Der Mörder wurde am 20. August 1997 vor dem Landgericht Ravensburg verurteilt. Er wurde 2013 von der Justizvollzugsanstalt Bruchsal nach Heilbronn verlegt.
Der Mann wurde offenbar in Tettnang im Bodenseekreis geboren. Das Urteil wegen Mord fiel, weil er seinen Vermieter erschlagen hatte.