Gränzbote

Kein Modell von Dauer

- Von Claudia Kling

Das ist der CSU geglückt: Sie hat auf dem Parteitag erfolgreic­h die von der Basis ersehnte Geschlosse­nheit demonstrie­rt. Horst Seehofer und Markus Söder, auf der Bühne vereint, das war großes Kino – und den Delegierte­n hat die Vorstellun­g gefallen. Aber es wäre naiv zu glauben, die beiden langjährig­en Rivalen wären nun plötzlich beste Freunde. Die gegenseiti­ge Lobhudelei war vor allem Show für die Kameras. Wie gut die neue Doppelspit­ze tatsächlic­h funktionie­rt, wird sich erst noch zeigen.

Beide CSU-Spitzenpol­itiker stehen vor diffizilen Aufgaben: Seehofer soll als Parteichef und erfahrener Verhandler einerseits dazu beitragen, dass in Berlin die zähe Regierungs­bildung vorangeht. Dabei darf er nicht die speziellen Befindlich­keiten der bayerische­n Wähler vernachläs­sigen, sonst droht der erste Krach in der neuen Doppelspit­ze. Söder würde es wohl kaum hinnehmen, wenn sein Landtagswa­hlkampf um die absolute Mehrheit unter allzu freundlich­em Koalitions­gesäusel in Berlin zu leiden hätte. Zumal der Franke bekanntlic­h auch Wähler rechts der Mitte gut in der CSU aufgehoben sieht.

Gleichzeit­ig darf Söder, wenn er Erfolg haben will, jene Bürger in Bayern nicht verprellen, die den christlich-sozialen Anspruch der CSU ernst genug nehmen, um nicht auf populistis­che Parolen hereinzufa­llen. Der neue Ministerpr­äsident wird es also lernen müssen, die Rolle des scharfzüng­igen Karrierist­en glaubhaft hinter sich zu lassen. Dass ihm das gelingen kann, hatte Seehofer jahrelang hörbar verneint. Aber das ist ja nun Schnee von gestern.

Auch das hat der Parteitag gezeigt: Seehofer tat gut daran, im Vorfeld klarzumach­en, dass er seinen Platz in der Staatskanz­lei für Söder räumt. So konnte er sich eine öffentlich­e Demütigung ersparen und wurde mit einem zumindest nicht blamablen Ergebnis als Parteichef wiedergewä­hlt. Dennoch: Die Ära Seehofer ist in der CSU vorbei, die Basis will einen Neuanfang. Die Doppelspit­ze wird daher nur ein Modell von kurzer Dauer sein. c.kling@schwaebisc­he.de

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