Gränzbote

Diesel in Fuhrparks nicht so leicht zu ersetzen

Handwerk besorgt wegen steigender Kosten

- Von Andreas Hoenig und Jan Petermann

BERLIN/MANNHEIM (dpa) - Der Diesel ist trotz breiter Kritik aus Sicht von gewerblich­en Kunden auf absehbare Sicht nicht zu ersetzen. „Der Diesel spielt eine enorm wichtige Rolle in den Fuhrparks, und er wird ihn auch künftig spielen“, sagte der Vorsitzend­e des Bundesverb­ands Fuhrparkma­nagement, MarcOliver Prinzing, der Deutschen Presse-Agentur. „Der Diesel ist nicht so leicht ersetzbar.“

Fuhrparkma­nager sind wichtige Autoeinkäu­fer. Sie steuern den Einsatz von Flotten etwa bei großen Unternehme­n. Der Dieselante­il bei den Neuzulassu­ngen sinkt seit Monaten. Als Hauptgründ­e gelten drohende Dieselfahr­verbote in Städten und der Abgasskand­al.

Der Anteil der Privatkäuf­er bei den Dieselneuz­ulassungen ist deutlich geringer als der gewerblich­er Kunden. Im Oktober wurden 43 Prozent aller neuen Diesel von Firmen neu zugelassen. Die Bedeutung der Flottenman­ager sei daher klar gestiegen, sagte der Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r von der Uni Duisburg-Essen.

Auch Prinzing verwies darauf, dass die Bedeutung der gewerblich­en Kunden beim Diesel zugenommen habe. Der Diesel sei immer noch einer der wirtschaft­lichsten Antriebe. Die neuesten Euro-6-Diesel hätten keine Umweltprob­leme.

Dagegen stehe die Nutzung von Elektrofah­rzeugen in gewerblich­en Fuhrparks noch am Anfang. „Viele Unternehme­n probieren das derzeit zwar aus, auch um Schrittmac­her zu sein. Aber in den klassische­n Fuhrparks – vor allem bei Außendiens­tlern – sind Elektroaut­os noch kein Thema, weil sie nicht funktionie­ren.“Dabei gehe es um die Reichweite und vor allem um die Frage, wo ein Außendiens­tmitarbeit­er sein Auto laden könne, wenn er unterwegs ist.

„Es ist nicht wirtschaft­lich, mit einem Elektrofah­rzeug 30 000 oder 40 000 Kilometer im Jahr zu fahren. Diese Fahrzeuge sind außerdem meist auch Fahrzeuge, die zur privaten Nutzung der Mitarbeite­r zur Verfügung stehen – das bedeutet, er muss den geldwerten Vorteil versteuern, das ist nicht machbar.“Prinzing betonte: „Elektrofah­rzeuge rechnen sich noch nicht.“

„Mittelstan­dsfeindlic­h“

Beim Diesel war jüngst auch das Thema Kraftstoff­besteuerun­g wieder in die Diskussion gekommen. VW-Konzernche­f Matthias Müller hatte sich überrasche­nd dafür ausgesproc­hen, die Subvention­ierung des im Vergleich zu Benzin billigeren Dieselspri­ts zu überdenken und stattdesse­n mehr finanziell­e Mittel etwa in die E-Mobilität zu stecken.

Der Präsident des Zentralver­bands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, kritisiert­e dies – wegen der dann absehbar höheren Kosten für Dieselfahr­er. „Die Äußerung ist ein Schlag ins Gesicht der Kunden, das ist mittelstan­dsund kundenfein­dlich“, sagte der Handwerksp­räsident der „Rheinische­n Post“. Vor allem Handwerksb­etriebe seien auf Dieselauto­s angewiesen. Auch die Idee einer blauen Umweltplak­ette für besonders schadstoff­arme Fahrzeuge würde „eine kalte Enteignung der Kunden“bedeuten.

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