Gränzbote

Proteste gegen Teva

Streiks in Israel wegen Jobabbau bei Ratiopharm-Mutter

- Von Sara Lemel

TEL AVIV (dpa) - Hunderttau­sende Menschen haben am Sonntag in Israel in einem Solidaritä­tsstreik ihre Arbeit niedergele­gt, um gegen den massiven Sparkurs bei der Ratiopharm­Mutter Teva zu protestier­en. Der vierstündi­ge Ausstand legte bis zum Mittag das öffentlich­e Leben im Land teilweise lahm. Betroffen waren unter anderem Flughäfen, Häfen und die Börse sowie Banken, Gerichte, Krankenkas­sen und Behörden. Der internatio­nale Airport Ben Gurion bei Tel Aviv nahm am frühen Nachmittag dann wieder seinen regulären Betrieb auf. Die Arbeitswoc­he beginnt in Israel am Sonntag.

Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu sagte, er wolle in der kommenden Woche Teva-Chef Kåre Schultz treffen. „Das erste Ziel ist es, den Schaden für die Beschäftig­ten so gering wie möglich zu halten“, meinte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Man müsse alles unternehme­n, um eine Schließung in Jerusalem zu verhindern. Außerdem sei es wichtig, dass Teva ein israelisch­es Unternehme­n bleibe.

In Deutschlan­d ist Teva vor allem mit seiner Marke Ratiopharm bekannt. Der Konzern beschäftig­t hierzuland­e rund 2900 Mitarbeite­r, von denen die meisten am Standort Ulm für Ratiopharm tätig sind. Wie viele dieser Stellen vom Sparkurs betroffen sind, ist noch unklar. In Israel selbst sollen bis Ende 2019 rund 1700 Jobs wegfallen, das wäre ein Viertel des bisherigen Personals in dem Land.

Allein in Jerusalem demonstrie­rten am Sonntag Hunderte Mitarbeite­r des Pharmakonz­erns. Sie blockierte­n zentrale Straßen, wie die israelisch­e Nachrichte­nseite „ynet“berichtete. Einige Beschäftig­te hätten sich zudem in einem Gebäude des Unternehme­ns verschanzt. Auch in anderen Städten mit Teva-Niederlass­ungen wie Petach Tikva, Aschdod, Netanjahu und Kfar Saba sei es zu Protesten gekommen. In Aschdod hätten wütende Mitarbeite­r Reifen in Brand gesetzt. Israels Gewerkscha­ftsdachver­band Histadrut hatte aus Solidaritä­t mit den Teva-Mitarbeite­rn zu einem Generalstr­eik aufgerufen. Der kriselnde Konzern will binnen zwei Jahren weltweit 14 000 Stellen streichen.

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