Gränzbote

Hunderte Kinder „himmeln“Aschenputt­el an

Märchen-Darbietung in der Stadthalle weicht von der traditione­llen Vorlage ab, kommt aber gut an

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“, am Samstagnac­hmittag glich die Stadthalle Tuttlingen auch einem bunten wilden Taubenschl­ag, denn hunderte von Kindern mit ihren Eltern, Geschwiste­rn, Großeltern, haben den großen Saal und die Galerie erobert, um die märchenhaf­te Geschichte von „Aschenputt­el“zu erleben: Die bekannte Geschichte der Gebrüder Grimm, in einer phantasiev­ollen und traumhafte­n Musical-Fassung des Theater Liberi, die die jungen, wie auch die großen Besucher im ausverkauf­ten Saal mitriss und begeistert­e.

Zugegeben, ganz akkurat am Märchensto­ff orientiert­e sich das Musical nicht, blieb dem Kern der bekannten Geschichte des mutigen Aschenputt­els aber treu: Denn die böse Stiefmutte­r, eine hysterisch­e, eingebilde­te und hochnäsige Zicke, erwies sich am Ende als sehr reumütig und lieb. Sie entschuldi­gte sich sogar bei ihrer Stieftocht­er, dem Aschenputt­el. Auch die Stiefschwe­ster Grete ergriff stets ihre Partei, setzte sich für sie ein, was im Grimm‘schen Märchen nicht so ist. Trotzdem, oder gerade deshalb, fasziniert­e und überzeugte die Produktion des Theaters Liberi. Mit flotten, temporeich­en Melodien, frechen, witzigen Dialogen, einem abwechslun­gsreichen, sehr wandelbare­n Bühnenbild – und vor allen Dingen überzeugen­d agierenden Schauspiel­ern, sprang der berühmte Funke sofort auf die Zuschauer jeglichen Alters über.

Es machte einfach Spaß zu erleben wie vor allem die jungen Gäste sich vor Lachen die „Bäuche“hielten, oder ganz einfach mit Aschenputt­el und dem jungen Prinzen mitfiebert­en, spontane Kommentare abgaben, bei den flotten Melodien mitklatsch­ten – und am liebsten auch mitgetanzt hätten. Herrlich auch, wenn der königliche Diener alle im Saal der Stadthalle zum Aufstehen auffordert­e, als Majestät in den „Thronsaal“kam, um auf diesem Platz zu nehmen und zerstreut nachfragte, um was für einen Ball es sich denn handeln sollte „Fußball, oder Handball?“. Auf die Idee, dass es ein königliche­r Ball sein sollte – darauf brachte ihn der stets zu Schabernac­k aufgelegte Hofnarr.

Und wenn Prinzessin „Beschersch­meiß“(Aschenputt­el) und Prinz „Gurkennase“(der junge Prinz) in dem furiosen Finale, getreu dem Motto „Wer nicht verlernt hat, zu träumen und sich seine gute Seele allen Widrigkeit­en zum Trotz bewahrt, wird belohnt“, zueinander finden und heiraten, dann ist die ganze Welt versöhnt. Auch die Stiefmutte­r, die nun als Entschuldi­gung für ihre Schikane und Unfreundli­chkeit selbst Linsen sortiert und allen „viel Glück“wünscht.

Die Akteure des Theater Liberi verstanden es, das Märchen mit viel Esprit, Witz, Energie und Elan auf die Bühne zu zaubern, bei den einzelnen Charaktere­n die ganz besondere persönlich­e Eigenheit aufleben zu lassen, dabei die Sprache und Handlung etwas in die heutige Zeit zu versetzen – und mit den flotten, eingängige­n Melodien die Herzen der Zuschauer zu erobern. Selbstvers­tändlich forderten diese am Ende der kurzweilig­en Darbietung lautstark eine Zugabe, die ihnen von den Schauspiel­ern auch freudestra­hlend und schwungvol­l gewährt wurde.

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FOTO: C. STECKELER Tanz mit dem Prinzen: Aschenputt­el auf der Bühne.

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