Hunderte Kinder „himmeln“Aschenputtel an
Märchen-Darbietung in der Stadthalle weicht von der traditionellen Vorlage ab, kommt aber gut an
TUTTLINGEN - „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“, am Samstagnachmittag glich die Stadthalle Tuttlingen auch einem bunten wilden Taubenschlag, denn hunderte von Kindern mit ihren Eltern, Geschwistern, Großeltern, haben den großen Saal und die Galerie erobert, um die märchenhafte Geschichte von „Aschenputtel“zu erleben: Die bekannte Geschichte der Gebrüder Grimm, in einer phantasievollen und traumhaften Musical-Fassung des Theater Liberi, die die jungen, wie auch die großen Besucher im ausverkauften Saal mitriss und begeisterte.
Zugegeben, ganz akkurat am Märchenstoff orientierte sich das Musical nicht, blieb dem Kern der bekannten Geschichte des mutigen Aschenputtels aber treu: Denn die böse Stiefmutter, eine hysterische, eingebildete und hochnäsige Zicke, erwies sich am Ende als sehr reumütig und lieb. Sie entschuldigte sich sogar bei ihrer Stieftochter, dem Aschenputtel. Auch die Stiefschwester Grete ergriff stets ihre Partei, setzte sich für sie ein, was im Grimm‘schen Märchen nicht so ist. Trotzdem, oder gerade deshalb, faszinierte und überzeugte die Produktion des Theaters Liberi. Mit flotten, temporeichen Melodien, frechen, witzigen Dialogen, einem abwechslungsreichen, sehr wandelbaren Bühnenbild – und vor allen Dingen überzeugend agierenden Schauspielern, sprang der berühmte Funke sofort auf die Zuschauer jeglichen Alters über.
Es machte einfach Spaß zu erleben wie vor allem die jungen Gäste sich vor Lachen die „Bäuche“hielten, oder ganz einfach mit Aschenputtel und dem jungen Prinzen mitfieberten, spontane Kommentare abgaben, bei den flotten Melodien mitklatschten – und am liebsten auch mitgetanzt hätten. Herrlich auch, wenn der königliche Diener alle im Saal der Stadthalle zum Aufstehen aufforderte, als Majestät in den „Thronsaal“kam, um auf diesem Platz zu nehmen und zerstreut nachfragte, um was für einen Ball es sich denn handeln sollte „Fußball, oder Handball?“. Auf die Idee, dass es ein königlicher Ball sein sollte – darauf brachte ihn der stets zu Schabernack aufgelegte Hofnarr.
Und wenn Prinzessin „Bescherschmeiß“(Aschenputtel) und Prinz „Gurkennase“(der junge Prinz) in dem furiosen Finale, getreu dem Motto „Wer nicht verlernt hat, zu träumen und sich seine gute Seele allen Widrigkeiten zum Trotz bewahrt, wird belohnt“, zueinander finden und heiraten, dann ist die ganze Welt versöhnt. Auch die Stiefmutter, die nun als Entschuldigung für ihre Schikane und Unfreundlichkeit selbst Linsen sortiert und allen „viel Glück“wünscht.
Die Akteure des Theater Liberi verstanden es, das Märchen mit viel Esprit, Witz, Energie und Elan auf die Bühne zu zaubern, bei den einzelnen Charakteren die ganz besondere persönliche Eigenheit aufleben zu lassen, dabei die Sprache und Handlung etwas in die heutige Zeit zu versetzen – und mit den flotten, eingängigen Melodien die Herzen der Zuschauer zu erobern. Selbstverständlich forderten diese am Ende der kurzweiligen Darbietung lautstark eine Zugabe, die ihnen von den Schauspielern auch freudestrahlend und schwungvoll gewährt wurde.