Ein Akkordeon als Herzenswunsch
Für den blinden Syrer Hossam Abu Laban erfüllt sich mit viel Glück ein Traum
TROSSINGEN - Eine Art Weihnachtsmärchen ist am Samstag für den aus Syrien stammenden Hossam Abu Laban, der in Karlsruhe lebt, wahr geworden. Museumsleiter Martin Häffner überreichte dem blinden Berufsmusiker ein gespendetes Akkordeon.
Bis es zu dem Zusammentreffen in Trossingen kommen konnte, hat es einen langen Vorlauf gegeben, der fast immer von glücklichen Zufällen geleitet war. Rüdiger Beermann, Mediendirektor des Festspielhauses Baden-Baden, hatte sich an Martin Häffner gewandt, weil er Fachinformationen für eine Aufführung mit dem Bandoneon brauchte. Rüdiger Beermann ist ein guter Bekannter von Kristian Thees, Radiomoderator beim Sender SWR3, und privat befreundet mit der syrischen Flüchtlingsfamilie Khalil, deren Familienoberhaupt Abdul Alim ist. Kristian Thees und seine Frau betreuten diese Familie nach ihrer Ankunft in Karlsruhe. Eine große Hilfe dabei war von Anfang an Hossam Abu Laban. Er lebt schon über 30 Jahre in Deutschland, seit 2003 in Karlsruhe. Hossam Abu Laban und Abdul Alim Khalil sind beide blind. Sie lernten sich in einer Blindenschule kennen, beide sind Musiker.
Da Hossam Abu Laban schon vor über 30 Jahren nach Deutschland kam, brach zwar der Kontakt ab, doch die Männer vergaßen sich nie. So war das Ziel der Familie Khalil auf ihrer Flucht nach Karlsruhe zu gelangen, was gelang und was die Freundschaft der beiden blinden Männer wieder aufleben ließ.
Anlaufpunkt Trossingen
So lernte also auch Kristian Thees den Musiker Hossam kennen und er erfuhr von seiner großen Sehnsucht nach einem eigenen Akkordeon. In einem Gespräch zwischen Rüdiger Beermann und Kristian Thees wurde Thees nun auch auf das Trossinger Harmonikamuseum und Martin Häffner aufmerksam. In einer ersten Mail fragte Thees bei Häffner an, ob es eine Möglichkeit gibt, ein Akkordeon für Hossam Abu Laban aufzutreiben. Und es klappte tatsächlich: Die Firma Hohner, das Musikhaus Meyer aus Marburg und das Harmonikamuseum spendeten dem blinden Musiker ein neues Instrument mit 120 Bässen. „Seit vielen Jahren spiele ich Keyboard und träume davon, wieder Akkordeon zu spielen. Jetzt geht gerade ein Traum in Erfüllung“, sagte der Musiker sichtlich bewegt, während er die ersten Töne spielte. Diese Freude teilte Hossam Abu Laban mit seinem Freund Abdul Alim Khalil, der ebenso ein erstes Stück auf dem neuen Instrument spielte. Khalil kann leihweise das Akkordeon eines Nachbarn spielen.
„Eine Fortsetzung dieses Märchens ist nicht ausgeschlossen. Vielleicht können wir zur nächsten Weihnacht ein Instrument an Abdul Alim Khalil überreichen“, machte Martin Häffner Hoffnung auf ein zweites Kapitel in dieser Geschichte.