Gränzbote

„Atomwaffen sind eine Bedrohung“

Helmut Lohrer zeigt Szenario in und um Villingen auf – Rückenwind durch Nobelpreis nutzen

- Von Birgit Heinig

VS-VILLINGEN (sbo) - 32 Prozent der Deutschen rechnen in den nächsten zehn Jahren mit einem Atomkrieg. Helmut Lohrer hielt im Münsterzen­trum im Rahmen des Regionalen Friedensbü­ndnisses VS einen Vortrag zum Thema.

Der Villinger Mediziner war in Oslo dabei, als Ican, die Weltkampag­ne für die Abschaffun­g von Atomwaffen, mit dem Friedensno­belpreis ausgezeich­net wurde.Vor rund 50 am Weltfriede­n interessie­rten Bürgern appelliert­e Lohrer an alle, den „Rückenwind“durch die Aufmerksam­keit um den Friedenspr­eis auszunutze­n. .

Der 54-Jährige ließ die Entstehung­sgeschicht­e von Ican Revue passieren, die im Erfolg der von vielen Tausend Aktivisten in über 100 Ländern getragenen Kampagne im Sommer 2017 gipfelte. Bei einer UNKonferen­z in New York hatte eine überwältig­ende Mehrheit der Länder für ein Atomwaffen­verbot gestimmt. Was damals von der Öffentlich­keit kaum wahrgenomm­en worden sei, wundert sich Lohrer bis heute.

Die als „nukleare Abschrecku­ng“geltenden und damit legalen Atombomben lagern in neun Ländern und wurden von den meisten der 195 vereinten Nationen damit nun offiziell geächtet. Ican habe sich in seinem Kampf auf die unmittelba­ren Folgen eines Atomkriege­s konzentrie­rt.

Das tat Lohrer an diesem Abend auch. Anhand eines um den Stadtkern von Villingen gezogenen Kreises verdeutlic­hte er, dass innerhalb eines Durchmesse­rs von zwei Kilometern im Falle der Zündung einer Atombombe „alles verdampft“. Innerhalb von fünf Kilometern töteten die Strahlen jedes Lebewesen innerhalb von Stunden oder maximal Wochen, innerhalb von zehn Kilometern stürzten Wohnhäuser ein und in einer Reichweite bis Bad Dürrheim würde man sich noch Verbrennun­gen dritten Grades zuziehen. Weltweit seien 1500 Atomwaffen stationier­t. Anhand des Fallbeispi­eles eines Krieges zwischen Indien und Pakistan, die über mehrere Hundert Waffen dieser Art verfügen, prognostiz­ierte Ican ein bis zwei Milliarden Todesopfer weltweit.

Bei Banken nachfragen

Kritisch äußerte sich Lohrer aber noch in einem anderen Bereich. Die Stiftungsg­elder des Alfred Nobel werden in Fonds angelegt, die Profit auch aus der Rüstungsin­dustrie ziehen. Angeblich habe man das unterbunde­n, hat Lohrer erfahren. Er riet, auch bei Banken hierzuland­e genauer nachzufrag­en. Da Deutschlan­d den Atomwaffen­verbotsver­trag im Sommer nicht unterschri­eben hat, initiiert Ican eine Unterschri­ftenaktion. „Wenn die Regierung nicht unterzeich­net, tun das eben wir Bürger“. Die Liste liegt beim Regionalen Friedensbü­ndnis VS aus.

 ?? FOTO: LOHRER ?? Helmut Lohrer (Zweiter von links) war in Oslo bei der Verleihung des Friedensno­belpreises dabei. Hier nimmt er mit seiner Frau Elisabeth Auer (links), Dominik Stosik und Franca Brüggen beim Fackellauf zu Ehren des Preisträge­rs teil.
FOTO: LOHRER Helmut Lohrer (Zweiter von links) war in Oslo bei der Verleihung des Friedensno­belpreises dabei. Hier nimmt er mit seiner Frau Elisabeth Auer (links), Dominik Stosik und Franca Brüggen beim Fackellauf zu Ehren des Preisträge­rs teil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany