Von Hattrickern und Doppelpackern
FC Augsburg kann sich beim 3:3 auf Finnbogason verlassen, Freiburg auf Petersen
AUGSBURG - Irgendwie hin- und hergerissen zwischen den Gefühlswelten, da waren sich die beiden Männer des Spieles einig, sei ihre Stimmung einzuordnen. Dabei hatten Nils Petersen mit seinen zwei Treffern – nun sechs Tore innerhalb sechs Tagen – und Alfred Finnbogason mit seinem Dreierpack dafür gesorgt, dass sowohl der FC Augsburg als auch der SC Freiburg beim 3:3 (1:1) mit etwas Zählbarem in die Winterpause gehen konnten. Doch waren es gerade die Umstände, die die beiden Torjäger so zwiespältig stimmten.
Mit einem Blitztreffer nach 54 Sekunden und zwei Toren in der Nachspielzeit (90.+1/90.+3) hatte Finnbogason dem FCA beim wilden Heimpunktgewinn die Kabinenfeier gerettet. Doch dazwischen hatte eben auch der Gast um Doppelpacker Petersen dreimal getroffen. „Ich freue mich über die Treffer“, sagte Petersen, aber „wir haben es hergeschenkt, das tut weh, wenn man auf die Tabelle sieht“. Und auch der Isländer Finnbogason meinte nach seinen Saisontreffern Nummer neun bis elf: „Ich habe zwei Gefühle: Ich bin glücklich darüber, drei Tore erzielt zu haben, das ist immer schön, aber wir haben ein ganz, ganz schlechtes Spiel gemacht.“Sogar das schlechteste des Jahres sei es gewesen. Doch hätte es auch eine ganz andere Wendung nehmen können – hätte es Michael Gregortisch (10.) nicht vorgezogen, aus Nahdistanz über das Gehäuse der Freiburger zu ballern und wäre eine Szene in der 59. Minute anders gelaufen. Da hatte sich Finnbogason beim Stand von 1:2 den Ball bereits auf dem Elfmeterpunkt zurechtgelegt, doch Schiedsrichter Christian Dingert nahm seinen Pfiff nach einem Handspiel des Stürmers richtigerweise zurück. „Sonst“, sagte Finnbogason noch lächelnd, „hätte ich vier geschossen.“
Aber auch das wollte den Augsburgern nicht die Laune vermiesen. „Der Schiedsrichter hat da alles richtig gemacht“, sagte Trainer Manuel Baum anschließend. Dass der Schiedsrichter jedoch trotz einiger Szenen und Unterbrechungen nur drei Minuten nachspielen ließ, ließ den Trainer nach Abpfiff explodieren, wild gestikulierend redete er auf den Unparteiischen ein, doch blieb es bei diesem kurzen Emotionsvilkan. Wenig später herrschte wieder Feiertagsstimmung auf allen Seiten. „Das hat mich aufgeregt“, gab er dennoch zu. Vielleicht hätte Finnbogason ja noch eins gemacht, denn „Alfred und Marwin Hitz bejubeln den späten Ausgleich. ist eine Sensation“. Und auch SC-Trainer Christian Streich wollte, wie alle Beteiligten, kein böses Wort in dem Reigen verlieren. „Stinken tut es mir etwas“, sagte er über die Nachspielzeit und die beiden späten Gegentore, „aber nicht sehr.“Schließlich sei seine Mannschaft zuletzt „bis an die Kante gegangen“. Das Ergebnis sei bitter, so Streich, „aber ich habe keine Lust, der Mannschaft Vorwürfe zu machen“. Warum sollte er auch? Immerhin hat seine Mannschaft nach dem Zwischenspurt mit fünf Spielen ohne Niederlage vier Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone und damit auch einiges an Selbstvertrauen für das Achtelfinale des DFB-Pokals bei Werder Bremen am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky). „Das nehmen wir alles mit, diese Euphorie“, ist sich auch Petersen sicher und hofft auf einen versöhnlichen Jahresabschluss.
Den haben sie sich in Augsburg bereits seit mehreren Monaten hart erarbeitet. Mit 24 Punkten überwintern die vor der Saison als Abstiegskandidat gehandelten Fuggerstädter im gesicherten Mittelfeld.
„Wenn wir sehen, was wir in den letzten Wochen geleistet haben und da in der Rückrunde anknüpfen, werden wir unsere Punkte holen“, drückte Abwehrspieler Rani Khedira zum Thema neues Saisonziel auf die Euphoriebremse. Und auch Baum meinte, dass Augsburg und Europacup derzeit so gut zusammenpassen würden „wie AC/DC und Schlager“. Zumindest Philipp Max – eine, wenn nicht die Entdeckung der Hinrunde – meinte: „Das war ein sensationelles Jahr für den FCA und wir stehen sehr gut da. So wollen wir weitermachen.“