Verschmähter Held
Sven Ulreich rettetet Bayern den Sieg beim VfB
STUTTGART (dpa/SID) - Als Sven Ulreich die Pöbler in der Cannstatter Kurve mit seiner spektakulären Rettungstat in der vierten Minute der Nachspielzeit endlich zum Schweigen gebrachte hatte, musste er von Thomas Müller zum Jubeln gezwungen werden. Müller riss die Arme des früheren Stuttgarters in die Höhe, der trotz spielentscheidender Parade und vorausgegangenen Schmähungen bei seinem Ex-Club nicht feiern wollte.
Dabei hätte Ulreich allen Grund dazu gehabt: Die ständigen Pfiffe und Beschimpfungen über 90 Minuten hatte er mit stoischer Ruhe ertragen – und in der Nachspielzeit dem FC Bayern durch den gehaltenen Elfmeter gegen Chadrac Akolo das 1:0 (0:0) gerettet. „Es ist traurig, gehört aber momentan anscheinend dazu, dass man mit ehemaligen Spielern so umgeht“, sagte Ulreich, der von 1998 bis 2015 für den VfB spielte, zu den Schmähgesängen. Der 29-Jährige, der bereits den fünften Elfer in dieser Saison parierte, hatte keinen Jubel erwartet bei der Rückkehr zu seinem erklärten Herzensclub. Von Genugtuung wollte er hinterher auch nichts wissen. „Den Film kann man eigentlich nicht besser schreiben“, sagte er nur. Und weiter: „Natürlich freut man sich, wenn man hierherkommt und zeigen kann, was man dazugelernt hat. Es war nicht einfach die letzten Jahren hier.“
Später ließ er sich doch noch zu diesem Satz hinreissen: „Es ist traurig oder schade, wenn man hier so empfangen wird, wenn man hier 17 Jahre die Knochen hingehalten hat“.
Jupp Heynckes bewertete die FanReaktionen ebenso unaufgeregt wie sein Torhüter, er strich vor allem die Bedeutung des Vertreters des verletzten Weltmeisters Manuel Neuer heraus. „Sven ist für uns Gold wert, er hat sich kontinuierlich positiv entwickelt und nicht einen gravierenden Fehler gemacht. Er ist ein sehr guter Torhüter“, sagte er.
Mittwoch gegen Dortmund
Diesen glänzend aufgelegten Sven Ulreich muss auch Borussia Dortmund fürchten. Gegen den BVB spielen die Bayern am Mittwoch (20.45/ ARD und Sky) um den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals. „Von der Anspannung, von der Bedeutung ist es das größte Spiel in Deutschland“, sagte der frühere Dortmunder Mats Hummels. „Man merkt, dass es noch mal was anderes ist. Es kribbelt so ein bisschen. Es sind einfach geile Spiele, große Spiele.“Sollte es am Mittwoch zum Elfmeterschießen kommen, haben die Bayern ja einen Ulreich. Schon im Supercup gegen den BVB hatte er zwei Elfmeter pariert. Auch im Duell mit Leipzig hielt er den entscheidenden Schuss. Mindestens einmal kann Ulreich also noch einmal zum Helden werden. Was in der Rückrunde kommt, hängt vor allem von Neuers Gesundheit ab. „Ich weiß, was passiert, wenn Manu zurückkommt, aber ich werde trotzdem weiter Gas geben“, sagte Ulreich.