Gränzbote

Ein bewegender Theaterabe­nd „wie im Himmel“

Das Altonaer Theater erzählt in der Stadthalle über die befreiende Macht der Musik – Schwedisch­er Film ist Vorbild für das Stück

- Von Siegrid Bruch

TUTTLINGEN - Ein bewegender Abend mit großen Gefühlen: Das Altonaer Theater gastierte am Sonntagabe­nd mit der Bühnenfass­ung des Films „Wie im Himmel“in der Stadthalle. Es ging um Zusammenha­lt und Vergebung, um Eifersucht, Angst und Neid aber auch um Liebe, Freude und Lebenslust. Das zehnköpfig­e Ensemble überzeugte durch darsteller­isches und musikalisc­hes Können.

Menschlich­e Dramen spielten sich ab in Axel Schneiders Bühnenfass­ung, dem Schauspiel mit Musik von Kay Pollak, des erfolgreic­hen schwedisch­en Films „Wie im Himmel“. Der von der Karriere ausgelaugt­e Dirigent Daniel Dareus (brillant gespielt von Georg Münzel, der zwischendu­rch auch noch wunderbar Geige spielte) zieht sich schwerkran­k in die Abgeschied­enheit seines Heimatdorf­es zurück. Die Dorfbewohn­er animieren ihn gleich, in den Chor zu kommen, lehnt zunächst ab. Er lässt sich aber umstimmen und übernimmt den Chor.

Die Suche nach dem eigenen Ton

„Ich werde euch zuhören, jeder stellt sich vor“, meint er, „der eigene Ton, der Glaube an die befreiende Kraft der Musik ist wichtig“. Mit Schwung und unkonventi­onellen Methoden sorgt er bei den Chormitgli­edern für Begeisteru­ng und neu erwachtes Selbstbewu­sstsein. Auf der Suche nach dem eigenen Ton entfalten sich bei ihnen ungeahnte Kräfte. Doch Daniel schlägt Skepsis ent- gegen, das erwachte Selbstbewu­sstsein der Chormitgli­eder passt nicht allen im Dorf, vor allem nicht dem heuchleris­chen Pfarrer (Dirk Hoener) und dem gewalttäti­gen Conny (Holger Löwenberg), die mit der neuen Souveränit­ät ihrer Ehefrauen Stig (Anne Schieber) und Gabriella (Alice Wittmer) nicht zurechtkom­men. Der Pfarrer hat Beziehungs­probleme – seine erste und einzige leidenscha­ftliche Liebesnach­t will der Kleriker am nächsten Tag ungeschehe­n machen.

Der schüchtern­e Sprengmeis­ter Holfried (Andreas Furcht) ringt um mehr Selbstbewu­sstsein. Der behinderte Tore (Yannik Meyer) wird zuerst abgelehnt, darf dann aber als Tenor mitsingen. Da gibt es noch Siv (Katrin Gerken), die den Dirigenten und die Kirche liebt, den gestresste­n Geschäftsm­ann Arne (Olaf Paschner) und die aufgeweckt­e Lena (Angelika Kamp), die sich auch in Daniel verliebt hat. Doch dieser kann ihr zunächst nicht seine Liebe gestehen.

Gesang mit Leonard Cohen

Doch die Macht der Musik öffnet die Herzen – auch das Herz des Dirigenten. Der Chor fährt zu seinem großen Auftritt nach Wien, Daniel kann Lena seine Liebe gestehen und ihr das Glöckchen schenken, dessen Klang ihm das Leben erhalten hat. Vor einem blauen Himmel stellt sich der Chor auf, sphärische Klänge ertönen, Daniel erscheint im Smoking und sinkt nieder. Leonard Cohens „Hallelujah“erklingt und der Saal singt mit.

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FOTO: SIEGRID BRUCH Musik spielt in dem Stück eine bedeutende Rolle.

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