Gränzbote

Zurück zu den Wurzeln

Neunköpfig­es Gospel-Ensemble reißt die Zuhörer von den Sitzen

- Von Cornelia Addicks

TUTTLINGEN - „The Best of Black Gospel“: Mit gut 400 jubelnden Konzertbes­uchern hat das neunköpfig­e Ensemble aus den USA die Stadthalle am Dienstagab­end in eine pulsierend­e Gospel-Hall verwandelt. Programmti­tel war „Back to the Roots“.

Auf dem Weg „zurück zu den Wurzeln“machten die Sänger und Musiker um Samuel Sylvester Franklin Station bei modernen Arrangemen­ts, poppiger Choreograp­hie und publikumsw­irksamen MitmachSpi­elen. Mal wurde das Publikum bei „He’s Got the Whole World“in „linke Seite, rechte Seite“geteilt und musste um die Wette singen.

Nachdem die Stars auf der Bühne abgestimmt hatten, verkündete Franklin in seinem Denglisch-Kauderwels­ch freudestra­hlend „The winner is … beide!“Ähnlich lief es beim Geschlecht­er-Wettsingen zu „Jingle Bells“ab. Hier urteilte der künstleris­che Leiter Franklin „Die Frauen is immer recht“.

Nicht nur zum Singen wurde das Publikum aufgeforde­rt, auch zum Klatschen „bis die Hände rot sind“. Dies aber nicht bequem im Sitzen: „Aufstehen!“scholl es den ganzen zweieinhal­bstündigen Abend immer wieder von der Bühne herab. Die meisten der Gospelfans folgten, tänzelten und schwenkten die Arme im Takt.

Im ersten Teil des Abends trugen die Künstler eine Art „GospelTrac­ht“, nach der Pause dagegen afrikanisc­h inspiriert­e Kleidung.

Fast 30 Lieder umfasste das Programm: von „Amazing Grace“über „Oh When the Saints“und „Precious Lord“bis zu „Wade in the Water“. Auch „Siyahamba“, ein Volkslied der Zulus, das Andries Van Tonder vor 65 Jahren in eine christlich­e Hymne umgewidmet hat, stand auf dem Programm. Cosmea Panka aus Surinam erhielt hier besonders kräftigen Beifall. Flehentlic­h, fast kindlich klang die Stimme der Texanerin Daphanie Wright bei „Cumbaya, My Lord“. Auch bei dem von Mahalia Jackson bekannt gemachten „Precious Lord, Take My Hands“überzeugte Wright. Das Klagelied hatte sich Martin Luther King „im Falle eines frühen Todes“für seine Beerdigung gewünscht, wie Franklin sagte.

LaTayvia C. Cherry lud die Zuhörer in die „Sweet Chariot“ein, und auch die Chormitgli­eder Monica Michelle Bell und Ron Jackson sangen Soli.

Siebeneinh­alb Oktaven umfasst die Stimme von Keith Elliott Munnerlyn aus Ohio, was er unter anderem bei „Josuah Fit the Battle of Jericho“und „Silent Night“unter Beweis stellte. Sein abgrundtie­fer Bass wurde bejubelt, bei seiner Kopfstimme dachte man unwillkürl­ich an Helium.

„Bad things“: der neue Präsident

Benjamin Garrett, Keyboarder, sang das Lied gegen Aufschiebe­ritis: „I’ll Do It Tomorrow“. Als zuverlässi­ger Begleiter, aber auch als Solist am EBass war Andrew „Bullet“Lauer zu hören. Samuel Franklin spielte auf dem minimalist­ischen Schlagzeug, tanzte wie ein Derwisch, dirigierte mit Armbewegun­gen wie Windmühlen­flügel und lobte den Tuttlinger ad-hoc Chor im Saal: „Fantastisc­h!“Er klagte aber auch über „bad things“: So „unser neuer Präsident“.

Die Truppe, die jedes Jahr eine sehr intensive Tournee hier absolviert, denke schon mal darüber nach, ganz in Deutschlan­d zu bleiben, verriet er.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS „Die Frauen is immer recht“: Kluge Erkenntnis beim Geschlecht­er-Wettsingen mit dem Gospelchor.

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