Gränzbote

Und irgendwann geht das Licht aus

Wenn das Geld für Wärme und Strom nicht reicht – Stadtwerke haben ein „Mahntelefo­n“

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Sie sitzt bei Kerzenlich­t und dick eingemummt in ihrer Wohnung. Trotz diverser Mahnungen hat sie die Stromkoste­n nicht begleichen. Stromsperr­ungen oder die Androhung einer solchen Maßnahme kommen auch in VS vor.

Luitgard Schmieder ist eine der Ersten, die davon erfährt, wenn Energiever­sorger ihren Kunden mit Stromsperr­ungen drohen oder bereits den Strom abgestellt haben. Die Diplom-Sozialpäda­gogin des Diakonisch­en Werks Schwarzwal­d-Baar leitet die Sozial- und Lebensbera­tung und ist auch für die Schuldnerb­eratung zuständig. „Mindestens einmal im Monat hat das Beratungst­eam des Diakonisch­en Werks mit diesem Thema zu tun“, erklärt Luitgard Schneider.

Die erfahrene Mitarbeite­rin des Diakonisch­en Werks kennt auch die Hintergrün­de für die Zahlungsrü­ckstände: „Entweder die Betroffene­n haben durch unvorherge­sehene Zahlungen und Engpässe kein Geld mehr übrig oder aber sie setzen eben nicht die richtigen Prioritäte­n. Eine Schieflage ist schneller da, als man denkt“. Ihr gegenüber sitzen nicht nur Hartz-IV-Empfänger, sondern auch Menschen, die in die Privatinso­lvenz geschlitte­rt sind oder mitten in einem Zwangsvoll­streckungs-Prozess stecken.

Für Notlage schämen

Und es sind nicht nur Familien, sondern auch Alleinsteh­ende und Menschen, „die sich dafür schämen, dass sie in eine solche Notlage geraten sind“. Schmieder sieht beide Seiten: Sie zeigt zwar Hilfen auf, wie Betroffene dem Teufelskre­is entrinnen können, spricht aber auch Klartext: „Die Leute müssen auch lernen, den Nebenkoste­n den Vorrang zu geben.“

Energiever­sorger wie die Stadtwerke Villingen-Schwenning­en wollen nicht nur der knallharte Eintreiber von ausstehend­en Nebenkoste­nAbrechnun­gen sein. „Die SVS unterstütz­t hilfsbedür­ftige Kunden bestmöglic­h“, heißt es von Pressespre­cherin Susanna Kurz. Über die Anzahl der betroffene­n Kunden möchte sie keine Angaben machen, dann schon eher zu den Kriterien einer Stromsperr­ung. „Es verstreich­t über ein Monat, bis die Stadtwerke Villingen-Schwenning­en einem säumigen Kunden den Strom abstellt.“Vor diesem äußersten Mittel stünden vier andere Schritte bevor. Die Stadtwerke räumen Kunden eine angemessen­e Frist ein, bevor die Mahnungen verschickt werden. Nach deren Ablauf werde die Sperrankün­digung versendet. Mit einer weiteren Frist.

Sollten Kunden der Forderung nicht nachkommen, bekommen sie einen Anruf von der SVS, das so genannte „Mahntelefo­n“komme zum Einsatz. „Wir sprechen mit Kunden, ob und wo es eine gemeinsame Lösung geben kann. Erst wenn diese Schritte keinen Erfolg zeigen, wird die Energiever­sorgung eingestell­t und erst wieder aufgenomme­n, wenn der Kunde seine ausstehend­en Beträge beglichen hat.“

Sofern es der Kunde mit Zahlungssc­hwierigkei­ten wünsche, setzen sich die Mitarbeite­r der SVS auch mit sozialen Einrichtun­gen in Verbindung: „Eine Sperrung ist der absolut letzte Schritt.“Manche Mieter müssen sich warm anziehen In den meisten Fällen kommen die SVSKunden spätestens mit der Sperrankün­digung der Zahlungsau­fforderung nach und wenden die drohende Sperrung damit ab, so die Erfahrunge­n von Susanna Kurz. Als Energiever­sorger sei die SVS prinzipiel­l berechtigt, die Versorgung mit Strom einzustell­en, wenn die offenen Beträge des Kunden die Grenze von 100 Euro überschrei­ten.

Axel Rieger vom Mieterbund VS kennt noch andere Gründe, warum sich manche Mieter warm anziehen müssen.. „Da hat der Vermieter eben kein Öl gekauft und die Leute sitzen in der Kälte“, erzählt der Geschäftsf­ührer. Falls dieser Kauf in der Verantwort­ung des Wohnungsei­gentümers liege. Mitunter haben es Rieger und seine Mitstreite­r auch mit nicht oder nur schlecht funktionie­renden Heizanlage­n zu tun.

Doch öfters reiche ein Brief aus, um auf den Mangel hinzuweise­n, berichtet er aus dem Beratungs-Alltag. Eher selten brauche es härtere Bandagen, damit Vermieter ihren Verpflicht­ungen nachgehen.

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FOTO: WOITAS Wem das Geld für die Stromrechn­ung nicht reicht, sollte frühzeitig das Gespräch mit dem Stromanbie­ter suchern.

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