Gränzbote

Zukunft, du darfst kommen

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Zu Silvester ist es wieder zu lesen: Die Menschen sind verunsiche­rt. Wegen des Klimawande­ls, der Digitalisi­erung, vermutlich auch wegen Florian Silbereise­n. Was tun sie in der Not: Sie wenden sich Glücksspie­len und -produkten zu (siehe Text Seite Drei). Das macht auch Sinn. Wer würde sich nicht besser fühlen, wenn er in einem Glückskeks einen Satz findet wie: „Ohne Liebe gibt es keine Zukunft“. Vor allem notorische Singles starten so gestärkt in einen neuen Abschnitt. Auch ein Satz wie „Du bist echt okay“dürfte das Leben schlagarti­g zum Positiven wenden. Manche Menschen wollen sich auf ganz andere Weise helfen lassen. Deshalb gibt es jetzt auch Pechkekse. Darin stehen aufbauende Sätze wie: „Das wird schon wieder. Irgendwann. Vielleicht.“Oder: „Es kommt schlimmer, als man denkt.“

Auf diese oder andere Weise, der Blick in die Zu- kunft reizt die Menschen. Deshalb ist Bleigießen auch wieder sehr beliebt. Dabei wird flüssiges Blei in kaltes Wasser geworfen, die entstehend­e Form wie ein Orakel gedeutet. Gleicht sie etwa einem Baum, steht dieser für: „Alles wächst und gedeiht.“Ein Blick nach draußen bringt Bestätigun­g – Zukunft, du darfst kommen. Der ungeschick­ten Wurftechni­k wegen entstehen meist jedoch nur runde Klumpen Blei. Macht aber nichts, daraus lässt sich immer die Form eines Wals herausorak­eln, der steht für: „Dem Körper Gutes tun.“Zwei Schnäpse weiter ist der Klimawande­l vergessen.

Der Glückssuch­e sind keine Grenzen gesetzt. Sie darf gerne so weit gehen, dass Sie im Silvesterf­euerwerk einen Sternschnu­ppenregen erkennen. Damit keine Wünsche offen bleiben. (dg) untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: SHU Wer Schwein hat, der hat auch Glück.

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