Schnellere Antwort auf Steuerfragen
Land startet in vier Finanzämtern digitales Modellprojekt – Erreichbarkeit auch abends und am Wochenende
STUTTGART - Wer Fragen beim Ausfüllen seiner Steuererklärung hat, bekommt diese meist nicht direkt beantwortet. Denn in der Regel bearbeiten die Bürger ihre Unterlagen nicht zu den Öffnungszeiten ihres Finanzamts, sondern am Abend, oder am Wochenende. Das soll sich für einen Teil der Baden-Württemberger bald ändern. Das Land wandelt im Frühjahr vier Behörden in sogenannte Finanzämter der Zukunft (FiZ) um. Dann soll es unter anderem Beratung auch jenseits üblicher Geschäftszeiten geben.
Noch bis Ende Januar können sich Finanzämter im Südwesten darum bewerben, digital durchzustarten. Rund sechs Millionen Euro investiert das Land in den kommenden beiden Jahren, damit in jedem der vier Regierungspräsidien ein FiZ an den Start geht, erklärt ein Sprecher des Finanzministeriums der „Schwäbischen Zeitung“. Diese vier Finanzämter bilden dann im Zusammenspiel mit den Bürgern und Unternehmen in ihrem Bezirk eine Art digitales Versuchsfeld. „Sie sollen technische Dinge erproben, bevor sie für das ganze Land ausgerollt werden“, nennt der Ministeriumssprecher ein Ziel des Projekts. Schließlich sei es nicht gerade trivial, bei der Finanzverwaltung mit ihren rund 16 000 Mitarbeitern mal eben eine neue Software für alle zu installieren – zumal es um sensible Daten geht.
Service soll besser werden
„Wir wollen besser, moderner werden – für die Bürger und für Unternehmen“, sagt der Sprecher. Wie das gelingen kann, sollen die FiZ selbst erarbeiten. In der Ausschreibung, die Anfang Dezember an die 65 Finanzämter ging, heißt es: „Dabei sollen analoge Prozesse nicht einfach in digitale umgewandelt, sondern Prozesse und Abläufe im Sinne der Digitalisierung neu entwickelt und konzipiert werden.“Bürgerfreundlicher könnten die Behörden etwa dadurch werden, dass sie auf allgemeine Fragen auch abends und am Wochenende Antworten bekommen. Angedacht sei, dass die Bürger ihre Standardfragen per Chat von einem Computer beantworten lassen können – etwa: Wie kann ich ein Arbeitszimmer steuerlich geltend machen? Oder, dass ein Ansprechpartner für allgemeine Fragen dieser Art telefonisch erreichbar ist.
„Das Modellprojekt soll auch klären, wie flexibel und trotzdem leistungsfähig die Behörden sein können“, sagt der Ministeriumssprecher. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, werden derzeit die Heimarbeitsplätze um weitere 300 ausgebaut. „Auch die Teilzeitquote steigt. Das macht es nicht einfacher, die Stellen zu besetzen“, gerade jetzt, da es in der Finanzverwaltung viele Pensionierungen gibt, sagt der Sprecher. Attraktiver soll der Job auch dadurch werden, dass durch die Digitalisierung einfache Steuererklärungen automatisiert bearbeitet werden. „Wenn einfache Fälle wegfallen, haben unsere Sachbearbeiter mehr Zeit, um sich in die schwierigen intensiver reinzuknien“, so der Sprecher. Deshalb sei auch nicht geplant, Stellen durch die Digitalisierung zu streichen. „Wir sind sowieso relativ schlank aufgestellt.“Nach seinen Berechnungen kümmern sich statistisch knapp 1,2 Stellen um 1000 Einwohner. In Bayern seien es zum Vergleich knapp 1,3 Stellen.