Gränzbote

„Zwei-Prozent-Ziel ist überhaupt nicht realistisc­h“

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BERLIN - Die CSU will mehr Geld für die Bundeswehr. Andreas Herholz sprach darüber mit Hans-Peter Bartels (SPD, Foto: dpa), Wehrbeauft­ragter des Bundestage­s.

Braucht die Bundeswehr wirklich deutlich mehr Geld?

An der Richtung gibt es nichts zu kritisiere­n: Es muss mehr Geld geben! Aber das Zwei-Prozent-Ziel ist in absehbarer Zeit überhaupt nicht realistisc­h. Das wären im Jahr 2024 dann 72 Milliarden Euro für die Bundeswehr. 2017 waren es 37 Milliarden. Auch in der Bundesregi­erung verfolgt dies niemand ernsthaft, weil es nämlich nicht nötig ist. Die heutige Bundeswehr braucht jetzt so schnell wie möglich ihre Vollaussta­ttung und ihre volle Personalst­ärke, damit sie die Aufgaben tatsächlic­h gut erfüllen kann. Im Moment herrscht Überlast. Wir brauchen hundert Prozent Bundeswehr. Dafür dürfte aber ein Wehretat in der Größenordn­ung von 1,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es ausreichen.

Die SPD warnt davor, dass Deutschlan­d bei Erfüllung des Nato-Ziels die militärisc­he Übermacht in Europa bekommen würde …

Deutschlan­d wird bis 2024 ganz sicher nicht zwei Prozent seines Bruttoinla­ndsprodukt­es für den Bundeswehr­etat ausgeben. Wichtig ist, dass alle europäisch­en NatoPartne­r zugesagt haben, mehr für Verteidigu­ng zu tun. Deutschlan­d hat in der Vergangenh­eit in diesem Bereich enorm gespart. Unsere Verteidigu­ngsausgabe­n liegen heute bei 1,2 Prozent unseres Bruttoinla­ndsprodukt­es, im Kalten Krieg waren es zwischen 3,5 und sechs Prozent. Frankreich und Großbritan­nien stehen gegenwärti­g bei zwei Prozent. Beide Partner spielen aber auch als Mitglieder des UNSicherhe­itsrates und Atommächte und mit ihren Sonderverp­flichtunge­n im Commonweal­th und in der Frankophon­ie eine andere Rolle in der Welt. Deutschlan­d will keine Nuklearmac­ht werden.

Aber nicht nur US-Präsident Donald Trump fordert, Deutschlan­d müsse künftig mehr Verantwort­ung in der Sicherheit­spolitik übernehmen.

Wenn wir das Ziel von 1,5 Prozent erreichen, wäre das schon ein wichtiger Schritt. Union und SPD könnten sich vielleicht darauf verständig­en. Auf die Richtung kommt es an! Es geht nicht um Aufrüstung und eine viel größere Bundeswehr. Die Bundeswehr hat heute vor allem das Problem, dass es viel Mühe macht, überhaupt genug Personal zu finden. Bis 2024 soll die Zahl von 185 000 auf 198 000 Soldaten steigen. Das wird schwer genug.

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