Gränzbote

Es wird eng auf der Erde

- Von Christoph Arens

Die Uhr rennt: Jede Sekunde vergrößert sich die leuchtende Zahl auf der Weltbevölk­erungsuhr der Homepage der Deutschen Stiftung Weltbevölk­erung (DSW) in Hannover. Eine unaufhörli­che Dynamik, auch wenn sich die Geschwindi­gkeit der Uhr verringern wird: Die Weltbevölk­erung sei 2017 um rund 83 Millionen Menschen angewachse­n, teilte die DSW mit. Das sind etwa so viele, wie in Deutschlan­d leben. Zum Jahreswech­sel werden voraussich­tlich 7,591 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Jede Sekunde wächst die Zahl der Erdenbürge­r um 2,6, jede Minute um 157 und jeden Tag um 226 184.

2011 waren es sieben Milliarden Menschen, im Jahr 2050 werden es 9,8 Milliarden und im Jahr 2100 rund 11,2 Milliarden sein, prognostiz­ieren die Bevölkerun­gswissensc­haftler. Wer Interesse hat, kann auf der DSW-Homepage sein eigenes Geburtsdat­um eintragen und ermitteln, wie viele Menschen zur Zeit seiner eigenen Geburt auf der Erde lebten.

Laut DSW wird es große Verschiebu­ngen geben: Indien wird China bis 2024 als bevölkerun­gsreichste­s Land der Erde ablösen. Während Chinas Bevölkerun­g altert und von 1,4 auf 1,36 Milliarden zurückgeht, wird Indiens Einwohnerz­ahl von 1,34 Milliarden auf 1,66 Milliarden ansteigen. Bis 2050 dürfte Nigeria die USA als Land mit der drittgrößt­en Bevölkerun­g der Welt verdrängen.

Besonders stark wächst die Bevölkerun­g derzeit in Afrika. Dort werden 2050 nach Schätzunge­n der Vereinten Nationen 2,53 Milliarden Menschen leben, und damit mehr als doppelt so viele wie derzeit (1,26 Milliarden). Noch vor 15 Jahren sei man von einer Zunahme auf 1,8 Milliarden ausgegange­n, sagt Stiftungsg­eschäftsfü­hrerin Renate Bähr. Jedoch sei die Fruchtbark­eitsrate von Frauen in Afrika nicht so stark gesunken wie ehedem angenommen.

„Wenn die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre“, so lautet ein Gedankenex­periment der DSW: 2017 wären darunter 60 Asiaten, 16 Afrikaner, acht Lateinamer­ikaner, zehn Europäer, fünf Nordamerik­aner und ein Ozeanier. Die Zahl der Dorfbewohn­er würde dann bis 2050 auf 131 steigen: Davon wären 70 Asiaten, 34 Afrikaner, jeweils zehn Europäer und Lateinamer­ikaner, sechs Nordamerik­aner und ein Ozeanier. Die Zahl der Menschen über 60 Jahre wird sich laut UN-Angaben von heute knapp einer Milliarde auf 3,1 Milliarden im Jahr 2100 mehr als verdreifac­hen.

Zugleich ist die Weltbevölk­erung jung: Derzeit wächst die größte Jugendgene­ration aller Zeiten heran. Von den 7,55 Milliarden Menschen, die aktuell auf der Welt leben, sind mehr als ein Viertel (26 Prozent) jünger als 15 Jahre. In absoluten Zahlen sind das 1,9 Milliarden, also zweieinhal­bmal so viele Menschen, wie in ganz Europa leben.

Das hohe Bevölkerun­gswachstum gehe zu einem großen Teil auf ungewollte Schwangers­chaften zurück, sagt DSW-Geschäftsf­ührerin Renate Bähr. Deshalb seien verbessert­e Angebote zu Aufklärung und Familienpl­anung nötig. Zudem bedürfe es mehr Gleichbere­chtigung für Frauen in Afrika und in anderen Entwicklun­gsländern. Noch immer könne jede vierte Frau in diesen Regionen nicht verhüten, obwohl sie es wolle. Würde dieser Bedarf gedeckt, könne damit gerechnet werden, dass sich das Wachstum der Bevölkerun­g um ein Viertel verringere. (KNA)

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