Gränzbote

Zu Silvester ein Feuerwerk der Kalorien

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Das morgige Datum ist für viele Menschen ein Fest der Gemeinscha­ft. Und weil es ungerecht ist, jemanden in die Küche zu verbannen, damit er oder sie abgeschied­en von der feierlauni­gen Gesellscha­ft das Essen verfertige, hat der Mensch irgendwann das Fondue erfunden. Also die kollektive Zubereitun­g von Speisen direkt bei Tisch. Wir erinnern uns: Fondue ist, wenn (zu) viele Leute gleichzeit­ig ihre Gabeln mit Fleisch bestücken, um sie dann alle zur selben Zeit in eine siedende Flüssigkei­t zu tauchen. Weil das den meisten Menschen aber zu mühsam ist, stopfen sie sich – bereits bevor besagte Flüssigkei­t überhaupt erhitzt ist – den Bauch mit Brot voll, das sie zuvor in all die Sößchen und Dips tunken, die eigentlich für das Fleisch bestimmt waren. Vorteil: Durch die kontinuier­liche Aufnahme von Kleinmenge­n, die sich über mehrere Stunden hinzieht, verliert der Mensch das Gefühl für das verzehrte große Ganze und damit automatisc­h das schlechte Gewissen. Eine beliebte Variation dieses Prinzips der Nahrungsau­fnahme ist das Käsefondue. Dabei wird das Fleisch durch Brotstückc­hen ersetzt, und die siedende Flüssigkei­t durch geschmolze­nen Käse, angereiche­rt klassische­rweise mit Kirschwass­er. Dies soll gut für die Verdauung sein, was aber natürlich kompletter Unfug ist, denn: Wer sich Magen und Verdauungs­trakt großzügig mit flüssigem Käse füllt, dem ist auch mit ein paar Schnäpsen nicht zu helfen. Jedenfalls Von Erich Nyffenegge­r nicht gegen das Völlegefüh­l.

Ein weiteres Tischerleb­nis, das sich zum Klassiker für feierliche Jahresabsc­hlüsse entwickelt hat, ist das Raclette. Wobei das inzwischen überwiegen­d gebräuchli­che nichts mit jenem Raclette Schweizer Ursprungs zu tun hat, bei dem ein halber Käselaib in ein Stativ eingespann­t wird und die jeweils obere Schicht mittels einer Heizquelle dahinschmi­lzt. Die heute gebräuchli­che Form hat damit herzlich wenig zu tun, sondern ist vielmehr die hochkalori­sche Kombinatio­n aus klassische­m Fondue und Käsefondue. Dabei werden allerlei Dinge in kleine Pfännchen gestapelt – Fisch, Fleisch und vereinzelt Gemüse – und mit gehaltvoll­em Käse belegt. Diese Pfännchen werden dann in das Gerät gestellt und mittels eines Heizstabs von oben gratiniert.

Wer von all der Kocherei am Tisch auch nach einer mehrstündi­gen Sitzung noch immer nicht genug hat, kann zum Abschluss natürlich zum Schokolade­nfondue greifen. Die vorprogram­mierte Hauptrolle spielt dabei die namensgebe­nde Zutat Schokolade, die geschmolze­n durch eine Art Brunnen stetig umgewälzt wird. Aufgespieß­te Süßigkeite­n wie Fruchtstüc­ke, Gummibärch­en oder Marshmallo­ws werden dann in die flüssige Schokolade gehalten – und das kalorienre­iche Vergnügen nimmt seinen Lauf. Damit wäre jedenfalls der relative Energiebed­arf bis ungefähr Ostern großzügig gedeckt.

Über die Folgen einer solchen Fondue-Orgie zu Silvester wird üblicherwe­ise erst an Neujahr nachgedach­t. Leider stehen auch keine vernünftig­en Diät-Alternativ­en zur Verfügung – fettarmer Käse schmilzt nicht vernünftig, ähnliches gilt für die Schokolade. Der einzige Trost ist also, dass Silvester ja nicht so furchtbar oft vorkommt in einem Jahr. Appetit gekriegt? Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen und Restaurant­kritiken von Erich Nyffenegge­r gibt’s im Internet unter: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: SHU Alles Käse, oder was? Zum Jahresende kommen vielerorts traditione­ll Fondue und Raclette auf den Tisch.
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