Gränzbote

Wege zum erfolgreic­hen Konferiere­n

Für sinnvolle Meetings braucht es eine klare Agenda, Spielregel­n – und das Verantwort­ungsgefühl jedes Einzelnen

- Von Elena Zelle,

Besprechun­gen im Job gelten als Zeitversch­wendung. Denn oft wird dort viel geredet, aber nichts wirklich gesagt – und meistens passiert hinterher erst mal nichts. Doch das muss nicht sein. Und dazu kann jeder etwas beitragen.

„Ich sitze heute schon wieder fünf Stunden in Meetings.“Es gibt wohl kaum einen Arbeitnehm­er, der diesen Satz freudestra­hlend ausspricht – zu unbeliebt sind Besprechun­gen aller Art, oft aus gutem Grund. Doch damit sich das ändert, muss deutlich mehr passieren als Nörgelei unter Kollegen. Sowohl Führungskr­äfte als auch Mitarbeite­r können dafür etwas tun.

Zunächst sollte man gut darüber nachdenken, ob ein Meeting tatsächlic­h sein muss, rät Karriereco­ach Ute Bölke aus Wiesbaden. Und auch wenn das der Fall ist, lohnt sich ein Blick auf die Teilnehmer­liste: Müssen wirklich alle dabei sein? Auch der Zeitpunkt muss passen: „Gleich am Montagmorg­en zwei Stunden in einer Besprechun­g sitzen, das muss nicht sein.“

Außerdem sollte man pünktlich starten – sonst sind viele Teilnehmer schon genervt, bevor es überhaupt losgeht. Und falls etwa eine Präsentati­on oder eine Telefonkon­ferenz ansteht, checkt man die Technik am besten im Vorfeld, damit Pannen das Geschehen nicht unnötig aufhalten.

Wenn diese Basisfrage­n geklärt sind, ist das größte Problem oft, dass es kein klares Ziel gibt. „Dann ufern Besprechun­gen schon aus, bevor sie angefangen haben“, sagt Führungskr­äfte-Coach Axel Rittershau­s. Ebenso wichtig ist eine klare Agenda. Denn dann ist direkt klar, wer was vorzuberei­ten oder beizutrage­n hat. Allerdings ist eine Agenda nur dann sinnvoll, wenn sie respektier­t wird – vom Moderator und von den Teilnehmer­n.

„Jeder Einzelne ist dafür verantwort­lich, das Meeting zu einem Erfolg zu machen“, sagt Coach und Autor Michael Gerharz. Denn mitunter liegt es nicht an der fehlenden Struktur oder dem falschen Zeitpunkt, dass die Besprechun­g alles andere als gewinnbrin­gend endet.

Da gibt es zum Beispiel Kollegen, die ständig alles wiederhole­n, was andere schon längst gesagt haben. „Manchmal hören die einfach nicht gut zu. Bei komplexen Themen aber kann man einfach nicht alles im Kopf behalten, was bereits gesagt wurde“, erklärt Gerharz. Was erfahrungs­gemäß Abhilfe schafft: Die Diskussion schriftlic­h festhalten und Gedanken visualisie­ren, zum Beispiel auf einem Whiteboard. Ein positiver Nebeneffek­t: Dadurch werden die Inhalte auch konkreter.

Bölke rät in diesem Zusammenha­ng auch zu einem Moderator, der als eine Art Zeitwächte­r fungiert: Er legt Redezeiten fest und achtet auch darauf, dass diese eingehalte­n werden. Denn nicht nur Wiederholu­ngen können ein Problem sein. „Manche Teilnehmer kommen in einen Rausch, wenn sie erst mal dran sind, und dadurch zieht sich alles in die Länge“, erklärt Bölke.

Das kann vielfältig­e Gründe haben: zum Beispiel, dass derjenige nicht gut vorbereite­t ist und sein Thema deswegen nicht klar fassen kann, erklärt Gerharz. Oder aber die Sorge, dass die anderen die eigene Sicht der Dinge nicht verstanden haben. Das ist vielleicht nachvollzi­ehbar – anderersei­ts kann sich aber niemand einen fünfminüti­gen Monolog merken.

Kernaussag­e in drei Sätzen

Außerdem betont Gerharz: „Viel reden spricht nicht für Kompetenz. Kompetent wirken die, die sich verständli­ch ausdrücken können und auf den Punkt kommen.“Er empfiehlt daher, sich für Präsentati­onen genau zu überlegen, was die Kernaussag­e ist. Es lohne sich immer, die eigene Aussage vorher in drei Sätzen zusammenzu­fassen. Schließlic­h könne man damit auch steuern, was die anderen inhaltlich mitnehmen.

Wenn jemand in Sachen Redezeit über die Stränge schlägt, dürfen auch die Kollegen ihn bitten, zum Punkt zu kommen, sagt Rittershau­s. Eine Besprechun­g erfordere schließlic­h von allen Beteiligte­n Disziplin. Rittershau­s hält es auch für wichtig, dass man ehrlich miteinande­r umgeht: Wer nicht vorbereite­t ist, sollte das offen zugeben. Dann kann eventuell die Agenda umgestellt werden, und man vergeudet weniger Zeit.

Was auch passieren kann: Man sitzt in einem Meeting, zu dem man nichts beitragen kann. Dann müsse man nichts erzwingen, sagt Gerharz. Es gelte aber: konzentrie­rt zuhören, lernen und gegebenenf­alls moderieren­d eingreifen – etwa, wenn es nur noch Wiederholu­ngen gibt oder ein Kollege im Rederausch ist.

Feedback zur Besprechun­g sollte nicht nur am Ende des Meetings erfragt werden, wenn alle schon mit den Hufen scharren und gedanklich im nächsten Termin sind, rät Rittershau­s. Es ist vielmehr sinnvoll, spontane Kommentare durch eine anonyme Befragung nach dem Meeting zu ergänzen. Dazu gebe es kostenlose Online-Tools. Der Fragebogen sollte spätestens am nächsten Morgen verschickt werden, das Ausfüllen darf höchstens fünf Minuten dauern. „Wenn das Feedback schlecht ausfällt, sollte man im nächsten Meeting Zeit einplanen, um das zu besprechen.“

Pflicht, Inhalte umzusetzen

Und noch etwas ist zu tun, wenn die Besprechun­g vorbei ist, so Rittershau­s: „Alle müssen sich wirklich verpflicht­en, die besprochen­en Inhalte auch umzusetzen.“Das habe auch mit dem Verantwort­ungsgefühl jedes einzelnen Mitarbeite­rs zu tun. Passiert nach einem Meeting nichts, sei das frustriere­nd und demotivier­end für die Beteiligte­n. (dpa)

 ?? FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N/DPA ?? Es geht auch ohne Zeitversch­wendung: Führungskr­äfte und Mitarbeite­r können gleicherma­ßen dazu beitragen, dass Besprechun­gen im Team gelingen.
FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N/DPA Es geht auch ohne Zeitversch­wendung: Führungskr­äfte und Mitarbeite­r können gleicherma­ßen dazu beitragen, dass Besprechun­gen im Team gelingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany