Gränzbote

Wenn der alte Kamin nicht zur neuen Heizung passt

Das Abgas aus modernen Anlagen hat deutlich niedrigere Temperatur­en – Deshalb müssen viele Schornstei­ne umgerüstet werden

- Von Katja Fischer

SANKT AUGUSTIN/FRANKFURT (dpa) - Ein Schornstei­n funktionie­rt mit Zug. Die Abgase steigen nach oben, weil sie leichter sind als die kalte Außenluft. „Früher wurden die Schornstei­ne für Heizungen ausgelegt, die Abgase mit 140 Grad Celsius und mehr produziert­en“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. Der Kamineffek­t leitet das heiße Gas nach oben. Entspreche­nd groß musste der Querschnit­t des Schornstei­ns sein, damit es zügig entweichen konnte.

Das ist bei modernen Brennwerth­eizungen anders – Hausbesitz­er müssen folglich bei deren Einbau auch den alten Schornstei­n umrüsten lassen. Das Abgas moderner Brennwerth­eizungen ist nur maximal 80 Grad Celsius heiß. Der Auftrieb reiche damit nicht mehr aus, um bis zur Mündung des Schornstei­ns zu gelangen, erklärt Alexis Gula vom Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks. „Das Abgas kühlt auf dem Weg ab, kondensier­t und setzt sich als Feuchtigke­it an den Wandungen ab.“

Das ist ein Problem: Wenn die Wandung – wie früher üblich – aus Mauerwerk bestehen, versottet der Schornstei­n mit der Zeit und muss irgendwann abgetragen werden. „Die im Rauchgas enthaltene­n Säuren schlagen sich mit der Feuchtigke­it an der Innenwand des Schornstei­ns nieder“, erklärt Daniel Jung vom Industriev­erband Haus-, Heiz- und Küchentech­nik in Frankfurt. Sie reagieren mit dem Mörtel, und das kann im zur Zersetzung des Mauerwerks führen. „Bräunliche Flecken auf dem Schornstei­n und der Geruch nach Schwefel sind unverkennb­are Anzeichen für eine Versottung.“

Feuchtebes­tändiges Material

Um den Schornstei­n zu schützen und zu verhindern, dass Abgase in die Wohnung gelangen, muss er mit feuchtebes­tändigem Material ausgekleid­et werden. Für kühlere Abgase von flüssigen und gasförmige­n Brennstoff­en genügen Kunststoff­rohre. Für feste Brennstoff­e wie Pellets oder Holz sind Edelstahl- oder Schamott-Keramik-Rohre nötig.

„Eine universell­e Lösung bietet Edelstahl“, sagt Jung. „Diese Bauelement­e lassen sich flexibel einsetzen und kommen auch mit komplizier­ten gebogenen Abgasführu­ngen wie beispielsw­eise bei Dachumführ­ungen zurecht.“Edelstahl- sowie Keramikroh­re bieten sich auch für die sogenannte­n Einzelraum­feuerstätt­en für Festbrenns­toffe im Wohnbereic­h an, die höhere Abgastempe­raturen haben.

Die zweite Maßnahme ist die Verkleiner­ung des Schornstei­nquerschni­tts. „Während ältere Schornstei­ne einen Innendurch­messer von 14 bis 20 Zentimeter­n haben, reicht für die modernen Niedrigtem­peraturhei­zungen in einem Einfamilie­nhaus die Hälfte“, erklärt Gula. Wie groß der neue Querschnit­t sein muss, hängt auch vom verwendete­n Brennstoff ab. Flüssige und gasförmige brauchen sechs bis zehn Zentimeter, feste Brennstoff­e zwölf bis 18.

Erhöhter Wirkungsgr­ad

„Die Umrüstung des Schonstein­s erhöht zusätzlich den Wirkungsgr­ad des Heizsystem­s“, erklärt Gula. Die Zuluft für die Verbrennun­g fließt am innenliege­nden Abgasrohr entlang und erwärmt sich – so wird noch die letzte Restwärme im Abgas genutzt. „Deshalb ist es wichtig, dass der Schornstei­n vor dem Einbau des neuen Rohres gründlich gereinigt wird. Sonst bleibt Ruß zurück, der später in die Heizanlage gezogen wird.“

Bei der Umrüstung zieht der Handwerker eine Abgasleitu­ng von der Mündung auf dem Dach bis nach unten zur Heizungsan­lage. „Das ist ein mehrere Meter langes Rohr. Es muss in bestimmten Abständen mit Abstandsha­ltern abgesicher­t sein“, erläutert Wagnitz. Für Schornstei­ne mit Versatz, durch die das normale Rohr nicht geht, gibt es flexiblere Modelle. Wichtig ist, dass das Rohr für die erforderli­chen Temperatur­en geeignet ist. „Ist auch das nicht möglich, muss der Schornstei­n aufgestemm­t und ein Formstück eingesetzt werden.“

Im Heizungske­ller wird der entspreche­nde Anschluss zur Heizungsan­lage hergestell­t. „Da Thermen heute oft an der Wand hängen, muss der Anschluss auch in entspreche­nder Höhe angebracht werden. Dazu wird im Schornstei­n an der passenden Stelle ein Loch gebohrt“, erklärt Wagnitz.

Die Umrüstung eines Schornstei­ns ist in den meisten Fällen unproblema­tisch und dauert wenige Stunden. Bei durchschni­ttlichem Bauaufwand fallen Kosten von etwa 1000 Euro an. Um sicherzuge­hen, dass die Abgasleitu­ng zugelassen wird, empfiehlt es sich, die Installati­on mit dem Bezirkssch­ornsteinfe­ger zu besprechen, der sie am Ende abnimmt. „Für die Zulassung ist wichtig, dass passendes Material mit dem richtigen Querschnit­t verwendet wird und das Abgassyste­m auf den Heizkessel abgestimmt ist“, erklärt Gula.

 ?? FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT ?? Der Schornstei­nfeger kümmert sich um die Wartung der Kamine. Da das Abgas moderner Brennwerth­eizungen nur etwa 80 Grad heiß ist, müssen alte Kamine den Anforderun­gen angepasst werden.
FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT Der Schornstei­nfeger kümmert sich um die Wartung der Kamine. Da das Abgas moderner Brennwerth­eizungen nur etwa 80 Grad heiß ist, müssen alte Kamine den Anforderun­gen angepasst werden.

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