Neustart in Demut
Retter verhindert in letzter Minute das endgültige Aus des Küchenbauers Alno
PFULLENDORF - Nicht einmal die optimistischsten Pfullendorfer haben noch daran geglaubt, dass das Jahr der schwersten Krise in der Geschichte des Küchenbauers Alno nicht mit dem endgültigen Aus des Traditionsunternehmens zu Ende gehen würde. Spätestens am 24. November schien die Abwicklung sicher. Da verkündete Insolvenzverwalter Martin Hörmann, dass kein Investor das Unternehmen, das vor drei Jahren mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro und mehr als 2000 Mitarbeitern noch zu den größten Küchenbauern Europas gehört hatte, haben wollte.
Umso überraschender die Wende: Die Investmentgesellschaft Riverrock aus London entschloss sich doch noch, die insolvente Firma zu kaufen. 20 Millionen Euro zahlen die Briten, wollen einen Betrag in etwa der gleichen Höhe investieren und bereits in wenigen Tagen mit 410 Mitarbeitern in Pfullendorf wieder Küchen produzieren. Auf die Alno-Angestellten, die von den zuletzt noch 520 Verbliebenen die Verträge der neuen Eigentümer akzeptieren, kommen Lohnkürzungen zu, der lukrative Metalltarifvertrag gilt nicht mehr – dennoch: Es geht weiter, es gibt neue Hoffnung. Wechseln genügend Mitarbeiter in die Gesellschaft von Riverrock, wird der Kaufvertrag gültig – und die Firma Alno bleibt der Südwest-Wirtschaft erhalten.
„Die alte Alno ist Geschichte, sie wird abgewickelt. Wir wollen ganz bescheiden neu anfangen“, sagt Andreas Sandmann, designierter neuer Chef des Küchenbauers. Die „alte Alno“will der Manager zurücklassen – die wechselnden Chefs, deren immer neue Konzepte, die nie funktionierten, all das soll der Vergangenheit angehören. Vor allem aber auch das Jahr 2017, in dem sich die Krise so dramatisch verschärfte: Als ein Streit des früheren Vorstandsvorsitzenden Max Müller und seiner Finanzchefin Ipek Demirtas mit den Investoren der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor Alno in den endgültigen Ruin trieb.