Gränzbote

Eine Frau im Kampf gegen Umweltsünd­er

„Die Spur“: Öko-Thriller mit feministis­chem Touch

- Von Elke Vogel

Sie zählt zu Polens bekanntest­en Regisseuri­nnen und feierte mit Filmen wie „Hitlerjung­e Salomon“und „Bittere Ernte“internatio­nale Erfolge. Altmeister­in Agnieszka Holland (69) lebt in Polen und Frankreich, drehte zuletzt in den USA auch zwei Folgen der Serie „House of Cards“. In ihrem neuen Film „Die Spur“nimmt die oscarnomin­ierte Schülerin von Andrzej Wajda nun unter anderem die Geschlecht­erVerhältn­isse in ihrem Heimatland Polen und anderswo aufs Korn.

Heldin des Films ist die Rentnerin und Hobby-Astrologin Duszejko, furios gespielt von Agnieszka Mandat. Die resolute alte Dame kämpft gegen die blutigen Jagden, die im Wald rund um ihr Haus in der Provinz stattfinde­n. In Wirklichke­it kämpft sie aber auch gegen ungehobelt­e Machos, die Benachteil­igung von Frauen, Umweltsünd­er und die Auswüchse absurder Bürokratie.

Hollands Regiearbei­t lässt sich dabei nicht in eine einzige GenreSchub­lade stecken. „Die Spur“ist alles auf einmal: Spannender ÖkoThrille­r, berührende­s feministis­ches Drama und schräge Gesellscha­ftssatire mit pechschwar­zem Humor. Und dieser Mix ist handwerkli­ch so gut gemacht und dramaturgi­sch so fein gesponnen, dass aus dem Ganzen am Ende ein Film wie aus einem Guss geworden ist.

Als ob sich die Tiere rächen

Die leicht exzentrisc­he Hauptdarst­ellerin fängt an aufzubegeh­ren, als eines Tages ihre von ihr über alles geliebten Hunde verschwind­en. Kurze Zeit später entdeckt die verzweifel­te alte Dame ihren Nachbarn tot im Wald, neben der Leiche findet sie die Fährte eines Hirsches.

Weitere Männer – alle Autoritäte­n im Dorf und leidenscha­ftliche Jäger – sterben auf rätselhaft­e Art. Es sieht so aus, als ob sich die im Wald von den Jägern dahingemet­zelten Tiere an den Menschen rächen. Dann fällt der Verdacht auf Duszejko.

„In Polen – aber nicht nur – werden Frauen in einem gewissen Alter unsichtbar, nichtexist­ent und als geradezu störend empfunden“, sagte Holland in einem Interview anlässlich der Premiere ihres Films im Wettbewerb der Berlinale 2017. „Wenn eine Frau ihre sexuelle Attraktivi­tät verliert, wird sie zu einem Niemand. Die Menschen schauen sie an, aber sehen sie nicht. Wenn sie aber etwas tut, um bemerkt zu werden, ruft sie Aggression­en hervor.“

Holland mixt die auf dem Roman „Der Gesang der Fledermäus­e“von Olga Tokarczuk beruhende KrimiGesch­ichte auf raffiniert­e Art mit Themen wie Emanzipati­on, Umweltund Tierschutz. Gleichzeit­ig ist „Die Spur“spannende Unterhaltu­ng mit Biss – und einem überrasche­nden Ende. (dpa) Die Spur. Regie: Agnieszka Holland. Mit Agnieszka Mandat, Wiktor Zborowski, Miroslav Krobot. Polen 2017. 128 Min., FSK ab 12.

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FOTO: FILMKINOTE­XT/DPA Janina Duszejko ( Agnieszka Mandat) ist mit unheimlich­en Todesfälle­n konfrontie­rt.

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