„Apis“sammeln Spenden für Umbau
Gemeindeverband will Jugendliche mit Handicap besser integrieren
TUTTLINGEN – Der evangelische Gemeindeverband Württemberg „Die Apis“steht derzeit vor einer großen Herausforderung: Das Gemeindehaus in Tuttlingen soll umgebaut werden, damit Jugendliche mit Gehbehinderungen es auch nutzen können. Um die 80 000 Euro veranschlagt Pfarrer Martin Schrott für einen Aufzug und die Umbauten – und hofft dabei auf Spenden.
Eine erste Spende immerhin hat die Gemeinde schon erhalten. Einen Scheck über 5000 Euro überreichte Steffen Berner, Geschäftsführer des Geisinger Unternehmens SGA Oberflächenbearbeitung, der seit seiner Jugend bei den Apis ist. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung an den Veranstaltungen teilnehmen können, die sie interessieren“, sagt Berner, der selbst ein Kind hat, das auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Mehrere gehbehinderte Jugendliche gibt es auch in der Apis-Gemeinde. Sie möchten an den Treffen im oberen Stock teilnehmen, nur ist das für sie schwierig. In den vergangenen Jahren trugen die Jugendmitarbeiter laut Martin Schrott die Rollstuhlfahrer die Treppe hinauf, um sie dort wieder in den Rollstuhl zu setzen. Das gleiche Prozedere fand nach einer Veranstaltung statt oder wenn diese Jugendlichen auf die Toilette mussten. „Diese Situation können die Jugendlichen nicht jede Woche leisten. Es ist schade, wenn wir Jugendliche mit Handicap gar nicht einladen können. Darum ist jetzt der Punkt gekommen, an dem wir etwas tun müssen“, sagt Schrott.
Gebäude war einst eine Fabrik
Die Probleme sind historisch bedingt: Das in die Jahre gekommene Gebäude in der Schaffhauser Straße in Tuttlingen, das längst als Maschinenfabrik ausgedient hat, gehört seit vielen Jahren den Apis. Jahrzehntelang vermieteten sie das Erdgeschoss an Institutionen, darunter dem Arbeitsamt oder der katholischkroatischen Mission.
Während der Zeit, als die Maschinenfabrik noch existierte, oder später die Institutionen als Mieter im Erdgeschoss beheimatet waren, nutzte die Gemeinde Jahrzehnte lang nur das Obergeschoss für die eigenen Zwecke als Versammlungsraum. Um die Menschen nach oben zu befördern, die eine Behinderung hatten, gab es seit den Siebzigern einen Aufzug, der außerhalb angebracht war. „Der war aber in die Jahre gekommen“, verrät Pastor Martin Schrott von den Apis.
Nachdem die letzten Mieter vor über zehn Jahren unten ausgezogen waren, renovierte die evangelische Gemeinde das untere Stockwerk, baute auch das obere Stockwerk um und riss den alten Aufzug ab. Die Gemeinderäume sind damit auf zwei Etagen verteilt. Die Gemeinschaft dachte zunächst nicht an einen neuen Aufzug, weil der große und kleine Saal in das Erdgeschoss zog und damit alle diese Räumlichkeiten barrierefrei nutzen konnten. Dort finden beispielsweise die Gottesdienste statt.
„Der Architekt und wir haben damals gedacht, dass alle, die schlecht zu Fuß sind, ohnehin nicht mehr nach oben müssen“, sagt Steffen Berner. Damit verzichtete die Gemeinde auf einen neuen Aufzug, da im oberen Stock seither der Südwestdeutsche Jugendverband beheimatet ist, dem sich die Apis in der Jugendarbeit in Tuttlingen angeschlossen haben. Tischkicker, eine Theke, Billardtuche und mehrere Sofas sind dort beispielsweise untergebracht. Allerdings wurde dabei nicht daran gedacht, dass es auch Schüler mit Handicap gibt.
Nun wollen die Verantwortlichen mit einer Crowdfunding-Aktion Spenden sammeln für einen neuen Aufzug. Steffen Berner legt nun einen ersten Grundstein für das Vorhaben. Pastor Schrott bekräftigt: „Wir hoffen, dass wir mit dieser Spende weitere Nachahmer finden werden.“ Weitere Informationen gibt es im Internet unter:
tuttlingen.die-apis.de/personen