Erneut mehrere Tausend Südwest-Metaller im Warnstreik
Schwerpunkte in Friedrichshafen und Mannheim – Start der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag
STUTTGART/RAVENSBURG - Im Kampf um sechs Prozent mehr Lohn und kürzere Arbeitszeiten hat die IG Metall die Warnstreiks am Dienstag kräftig ausgeweitet. Mehr als 6500 Beschäftigte haben sich nach Angaben der Gewerkschaft allein im Südwesten an den Aktionen beteiligt, bundesweit waren es rund 60 000.
Schwerpunkte in Baden-Württemberg waren unter anderem der Automobilzulieferer ZF in Friedrichshafen und der Landmaschinenhersteller John Deere in Mannheim, wo jeweils rund 1500 Mitarbeiter vorübergehend die Arbeit niederlegten.
Beim Bushersteller EvoBus in Neu-Ulm legten die Beschäftigten der Nachtschicht in den frühen Morgenstunden die Arbeit für zwei Stunden nieder. Beim Reisemobilhersteller Hymer in Bad Waldsee traten 400 Mitarbeiter vorübergehend in den Ausstand. Zudem war die Belegschaft der Schwäbischen Hüttenwerke in Bad Schussenried zum Warnstreik aufgerufen.
Die Gewerkschaft plant, ihre Aktionen schrittweise auszuweiten und nimmt auch die großen Autokonzerne ins Visier. Bereits an diesem Mittwoch sollen Daimler in Stuttgart, der Lastwagenbauer MAN und Siemens in München bestreikt werden. Tags darauf will der IG-Metall-Bundesvorsitzende Jörg Hofmann vor BMW-Beschäftigten in München sprechen.
Am Donnerstag beginnt die dritte Verhandlungsrunde für die 3,9 Millionen Metaller in Deutschland in Böblingen bei Stuttgart. Der baden-württembergische IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger sagte dem „Handelsblatt“, wenn dann „immer noch keine Bereitschaft erkennbar ist, über diese Themen überhaupt ernsthaft zu reden, wird die Situation weiter eskalieren“. Die Arbeitgeber hätten sich beim Thema Arbeitszeit „auf eine komplette Vetoposition zurückgezogen und versuchen, ihre Haltung mit Rechtsgutachten zu untermauern“.
Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und das Recht für je- den Beschäftigten, seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen, mit teilweisem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber haben eine Einmalzahlung und zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Außerdem wollen sie die Arbeitszeit verlängern können.
Der Tarifexperte Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln wies die Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten bei teilweisem Lohnausgleich als „juristisch fragwürdig“zurück. Schichtarbeiter oder Beschäftigte mit Kindern würden so bevorzugt, wenn sie in Teilzeit gingen, sagte er der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Der bayerische Arbeitgeberverband vbm warf der IG Metall „reine Stimmungsmache“vor. Streiks schadeten dem Standort.
IG-Metall-Bezirkschef Zitzelsberger sagte, ohne einen Zuschuss der Arbeitgeber für Eltern, pflegende Angehörige oder Schichtarbeiter, die ihre Arbeitszeit reduzieren, werde es keinen Abschluss geben. Aus Gewerkschaftskreisen verlautete, Ende Januar sei die Geduld zu Ende. Die Gewerkschaft kann zu 24-StundenWarnstreiks aufrufen, muss aber vor regulären Streiks in einer Urabstimmung ihre Mitglieder befragen.