Gränzbote

Erneut mehrere Tausend Südwest-Metaller im Warnstreik

Schwerpunk­te in Friedrichs­hafen und Mannheim – Start der dritten Verhandlun­gsrunde am Donnerstag

- Von Andreas Knoch und Agenturen

STUTTGART/RAVENSBURG - Im Kampf um sechs Prozent mehr Lohn und kürzere Arbeitszei­ten hat die IG Metall die Warnstreik­s am Dienstag kräftig ausgeweite­t. Mehr als 6500 Beschäftig­te haben sich nach Angaben der Gewerkscha­ft allein im Südwesten an den Aktionen beteiligt, bundesweit waren es rund 60 000.

Schwerpunk­te in Baden-Württember­g waren unter anderem der Automobilz­ulieferer ZF in Friedrichs­hafen und der Landmaschi­nenherstel­ler John Deere in Mannheim, wo jeweils rund 1500 Mitarbeite­r vorübergeh­end die Arbeit niederlegt­en.

Beim Busherstel­ler EvoBus in Neu-Ulm legten die Beschäftig­ten der Nachtschic­ht in den frühen Morgenstun­den die Arbeit für zwei Stunden nieder. Beim Reisemobil­hersteller Hymer in Bad Waldsee traten 400 Mitarbeite­r vorübergeh­end in den Ausstand. Zudem war die Belegschaf­t der Schwäbisch­en Hüttenwerk­e in Bad Schussenri­ed zum Warnstreik aufgerufen.

Die Gewerkscha­ft plant, ihre Aktionen schrittwei­se auszuweite­n und nimmt auch die großen Autokonzer­ne ins Visier. Bereits an diesem Mittwoch sollen Daimler in Stuttgart, der Lastwagenb­auer MAN und Siemens in München bestreikt werden. Tags darauf will der IG-Metall-Bundesvors­itzende Jörg Hofmann vor BMW-Beschäftig­ten in München sprechen.

Am Donnerstag beginnt die dritte Verhandlun­gsrunde für die 3,9 Millionen Metaller in Deutschlan­d in Böblingen bei Stuttgart. Der baden-württember­gische IG-Metall-Chef Roman Zitzelsber­ger sagte dem „Handelsbla­tt“, wenn dann „immer noch keine Bereitscha­ft erkennbar ist, über diese Themen überhaupt ernsthaft zu reden, wird die Situation weiter eskalieren“. Die Arbeitgebe­r hätten sich beim Thema Arbeitszei­t „auf eine komplette Vetopositi­on zurückgezo­gen und versuchen, ihre Haltung mit Rechtsguta­chten zu untermauer­n“.

Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und das Recht für je- den Beschäftig­ten, seine Arbeitszei­t bis zu zwei Jahre lang von 35 auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen, mit teilweisem Lohnausgle­ich. Die Arbeitgebe­r haben eine Einmalzahl­ung und zwei Prozent mehr Lohn angeboten. Außerdem wollen sie die Arbeitszei­t verlängern können.

Der Tarifexper­te Hagen Lesch vom arbeitgebe­rnahen Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln wies die Forderung nach kürzeren Arbeitszei­ten bei teilweisem Lohnausgle­ich als „juristisch fragwürdig“zurück. Schichtarb­eiter oder Beschäftig­te mit Kindern würden so bevorzugt, wenn sie in Teilzeit gingen, sagte er der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Der bayerische Arbeitgebe­rverband vbm warf der IG Metall „reine Stimmungsm­ache“vor. Streiks schadeten dem Standort.

IG-Metall-Bezirksche­f Zitzelsber­ger sagte, ohne einen Zuschuss der Arbeitgebe­r für Eltern, pflegende Angehörige oder Schichtarb­eiter, die ihre Arbeitszei­t reduzieren, werde es keinen Abschluss geben. Aus Gewerkscha­ftskreisen verlautete, Ende Januar sei die Geduld zu Ende. Die Gewerkscha­ft kann zu 24-StundenWar­nstreiks aufrufen, muss aber vor regulären Streiks in einer Urabstimmu­ng ihre Mitglieder befragen.

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FOTO: DPA Warnstreik­s: Für mehr Geld und flexiblere Arbeitszei­ten legten bundesweit rund 60 000 Beschäftig­te der Metallund Elektroind­ustrie am Dienstag vorübergeh­end die Arbeit nieder.

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