Ab in den Rollstuhl
Ortsseniorenrat: Unkonventionelle Vorschläge kommen auf den Tisch
TROSSINGEN - Zu hohe Gehwegkanten, falsch parkende Autos und die bisher vergebliche Suche nach einem neuen Vorsitzenden – diese Themen haben den Ortsseniorenrat Trossingen in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt.
Gerhard Appenzeller, Vorsitzender des Ortsseniorenrats, wird im kommenden Februar 75 Jahre alt und möchte deshalb eigentlich etwas kürzer treten. Doch während er sein Amt als Gemeinderat niederlegen kann (siehe Kasten), bleibt ihm die Position im Ortsseniorenrat noch erhalten.
Bereits im vergangenen Jahr hatte er sich auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht und dabei auch den Bürgermeister aktiviert. „Aber alle, die man anspricht, haben selbst schon mehrere Vereinsämter inne oder sind beruflich noch zu sehr eingespannt“, so das Fazit Appenzellers. Weil ihm der Ortsseniorenrat aber zu sehr am Herzen liegt, entschied er nun mit Blick auf die Mitgliederversammlung samt Wahlen im März: „Jetzt machen wir es halt noch zwei Jahre.“Denn nicht nur er würde eigentlich gerne etwas kürzer treten, auch Rudi Kratt und Walter Haas, die beide im Vorstandsteam und in weiteren Vereinen aktiv sind, würden sich über einen Nachfolger freuen, stellen sich aber doch noch für weitere zwei Jahre zur Verfügung. Einzig Schriftführerin Renate Hog möchte sich bei den nächsten Wahlen nicht mehr aufstellen lassen, wohnt sie doch nicht in Trossingen und hat für jede Sitzung eine weite Strecke zu bewältigen.
Walter Haas ist trotz der derzeitigen Nachfolgersorgen optimistisch: „Hoffen wir einfach, dass wir bis in zwei Jahren jemande heranziehen können.“Aufs Hoffen allein verlässt sich das Team, dem vom Amtswegen auch Pfarrerin Gabriele Großbach und Stadtradt Wolfgang Steuer (FDP) angehören, jedoch nicht. Immer wieder werden Trossinger Namen ins Gespräch eingeworfen, Gerhard Appenzeller spricht mögliche Kandidaten auch persönlich an.
Doch auch alltägliche Probleme von Senioren wurden bei der jüngsten Sitzung besprochen. Zu hohe Gehwegkanten an vielen Straßen bemängelte Ratsmitglied Hans Herter. „Wenn dann auch noch die Autos auf dem Trottoir parken, dann ist das eine Katastrophe, wenn man mit dem Kinderwagen oder dem Rollator vorbei möchte.“Gerhard Appenzeller dazu: „Bei allen neuen Straßen werden die Gehwege abgesenkt. Der Schultes hat mir gesagt, es sind nicht mehr viele, die zu hohe Bordsteinkanten haben.“Rudi Kratt, der sich um den Asylhelferkreis kümmert, steuerte eine weitere Erfahrung bei. „Im Heim in der Daimlerstraße lebt eine Frau, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Wenn sie ihr Kind in den Kindergarten bringt, muss sie immer auf der Straße fahren.“
Gerhard Appenzeller hat hingegen eine ganz andere Idee, Verständnis für die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zu wecken. „Ich habe dem Schultes vorgeschlagen, dass sich die Gemeinderäte mal in einen Rollstuhl setzen sollen, dann wäre es schnell anders.“