Schildkröten mit Freiheitsdrang
Die Schildkröte Cassiopaia, das Kunstwerk aus dem Garten Momo im Donaupark, hat ihre Chance auf Freiheit durch das Hochwasser genutzt und befindet sich im Augenblick wohl auf dem Weg ins Schwarze Meer.
Den Freiheitsdrang, der den Schildkröten innewohnt, habe ich im Studium in Konstanz erleben dürfen. Da sitze ich im Sommer auf der Terrasse unserer WG, als ich etwas durchs Gras rascheln höre. Durch den Rasen bahnt sich eine basketballgroße Schildkröte ihren Weg in Richtung Bushaltestelle. Die Linie zwölf zum Bodensee hätte sie wahrscheinlich noch gekriegt, wenn ich sie nicht unterwegs aufgesammelt hätte. Vom Besitzer ist weit und breit nichts zu sehen, also machen die Schildkröte und ich uns auf die Suche. Die Schildkröte hat sich allerdings, enttäuscht über ihren missglückten Fluchtversuch, in ihren Panzer zurückgezogen. In der Parallelstraße sehe ich einen älteren Herrn, den ich sofort als Besitzer im Verdacht habe. Er bewegt sich ähnlich flink wie sein Haustier und bückt sich hin und wieder langsam, um unter die parkenden Autos zu schauen. „Entschuldigung, ist das zufällig Ihre Schildkröte“, frage ich und halte ihm den Panzer entgegen. „Gott sei Dank“, sagt er erleichtert und klemmt sich das Tier unter den Arm. „Wir waren nur kurz im Haus und ,Zack’ – weg war sie.“(kpri)