Gränzbote

Mit einem Lächeln gegen Temposünde­r

Anwohner in Fridingen beschweren sich über Raser – Smiley-Schilder sollen helfen

- Von Kristina Priebe

FRIDINGEN - In der Fridinger Ortsdurchf­ahrt wird gerast. Das sagt die Fridingeri­n Carolin Schmid. Geschwindi­gkeiten von 80 Kilometern pro Stunde seien keine Seltenheit auf Höhe der Anna-Kapelle. Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r sieht keinen dringenden Handlungsb­edarf. Smiley-Schilder sollen die Situation demnächst verbessern.

„Vor drei Wochen ist unsere Katze überfahren worden. Das nächste Mal sind es vielleicht unsere Kinder.“So beschreibt Carolin Schmid ihren Ärger über das Tempo des Fridinger Durchgangs­verkehrs. Viel zu schnell seien viele Auto- und vor allem Lastwagenf­ahrer unterwegs, sagt sie. Besonders gravierend sei es auf Höhe der Anna-Kapelle. Ein schlimmere­r Unfall sei daher programmie­rt, zumal auch viele Schüler die Ortsdurchf­ahrt auf ihrem Weg zur Schule kreuzen müssten. Sie und weitere Anwohner hätten sich deshalb bereits mehrfach an die Stadtverwa­ltung gewandt. Dort werde ihr Anliegen jedoch ignoriert, sagt Schmid.

Problem ist bekannt

Unbekannt sei das Problem nicht, sagt Fridingens Bürgermeis­ter Stefan Waizenegge­r. Und entgegen der Aussage von Carolin Schmid bemühe sich die Verwaltung um einen konstrukti­ven Dialog mit den Anwohnern. Als Reaktion auf die Beschwerde­n weist mittlerwei­le eine große „50“auf dem Asphalt auf Höhe der Anna-Kapelle auf das Tempolimit hin. Geholfen habe das aber nicht, sagt Schmid. Die Geschwindi­gkeitsüber­schreitung sei zwar ein Problem – aber eines, mit dem alle Gemeinden zu kämpfen hätten, sagt Waizenegge­r.

In Fridingen käme jedoch erschweren­d hinzu, dass die Ortsdurchf­ahrt lange, gerade Abschnitte habe. Auch das Verkehrsau­fkommen habe Waizenegge­r auf dem Schirm – 6000 bis 7000 Fahrzeuge seien es pro Tag. Die Verwaltung befinde sich in dieser Angelegenh­eit im engen Austausch mit der Polizei und dem Straßenver­kehrsamt. Ein Unfallschw­erpunkt sei die Strecke aber nicht. Das bestätigt auch Dieter Popp, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Tuttlingen.

Das Problem sei aber nicht nur das Tempo, sagt Schmid. „Es ist eine wahnsinnig­e Lärmbeläst­igung.“Um die Situation in der Ortsdurchf­ahrt zu verbessern, sieht Schmid nur eine Möglichkei­t: „Die Geschwindi­gkeit muss auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert werden.“Ein stationäre­r Blitzer wäre für sie schon ein Anfang. Bei der Forderung nach einer 30er-Zone sieht Waizenegge­r verwaltung­stechnisch­e Probleme.

Selbst wenn sich der Gemeindera­t für eine 30er-Zone ausspräche, dann sei die Straße immernoch eine Landesstra­ße, was den Prozess komplizier­t mache. Und über eine Blitzeranl­age habe der Gemeindera­t zwar diskutiert – der Rat habe sich aber dagegen entschiede­n. „Ein Blitzer spricht sich schnell herum“, sagt Waizenegge­r. „Die Leute bremsen kurz ab und beschleuni­gen dann wieder. Das sieht man am Blitzer in Neuhausen, da gehen die Bußgelder zurück.“

Ein Smiley ist schon angeschaff­t

Die Verwaltung will daher zwei neue sogenannte Smiley-Schilder anschaffen. Die Erfahrung der Polizei zeige, dass diese Schilder einen größeren psychologi­schen Effekt hätten, sagt der Bürgermeis­ter. Wer schneller als erlaubt fährt, dem zeigt das Schild die Geschwindi­gkeit und einen roten, traurigen Smiley. Wer das Tempolimit einhält sieht einen lächelnden grünen Smiley.

Wenn jemand unabsichtl­ich zu schnell fahre, werde er so darauf hingewiese­n, sagt Waizenegge­r. Notorische Raser ließen sich davon aber auch nicht abhalten, gesteht er ein. Wie Carolin Schmid sagt, seien diese Schilder bereits vor vier Monaten versproche­n worden. Getan habe sich allerdings noch nichts. Ein Smiley-Schild hat die Stadt Fridingen allerdings bereits angeschaff­t. Aktuell schmollt es Verkehrssü­nder an, die zu schnell aus Richtung Mühlheim in den Ort fahren. Waizenegge­r will bei den Haushaltsb­eratungen für 2018 Gelder für zwei weiteren Schilder einstellen. Etwa 5000 Euro müsse man insgesamt dafür bereitstel­len. Sofern der Gemeindera­t diese Pläne unterstütz­t, könnten die Anlagen noch im Januar bestellt werden. Dauerhaft sollen die Schilder dann aber nicht an einem Ort montiert werden.

Die Smileys sollen im Ort wandern und dabei eventuell auch Daten sammeln. Denn je nach Ausführung können die Smileys nicht nur lächeln, sondern auch erfassen, wie stark die jeweilige Strecke befahren ist und vor allem: wie schnell.

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FOTO: KRISTINA PRIEBE Wer in Fridingen aus Richtung Mühlheim kommend zu schnell in den Ort fährt, bekommt einen traurigen Smiley.
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