Gränzbote

Griechisch­e Busfahrer schließen Lücken

Busunterne­hmen in Deutschlan­d suchen nach neuem Personal

-

Busunterne­hmen in Deutschlan­d suchen nach neuem Personal.

TUTTLINGEN (dpa/mus) - Ein Dienstwage­n mit 500 PS – so wirbt die Busbranche um Fahrer. Doch die niedrige Arbeitslos­igkeit macht die Suche schwierig.

Rainer Klink ist der Chef der Firma Stadtbus Tuttlingen. Neben Tuttlingen hat sein Betrieb auch in Tübingen und Mössingen Niederlass­ungen, beschäftig­t rund 150 Personen. Der Fuhrpark umfasst 50 Busse. „In Tuttlingen ist es am schwierigs­ten, Fahrer zu finden. Hier herrscht quasi Vollbeschä­ftigung“, sagt Klink. Es gebe kaum Arbeitslos­e, die sich auf offene Stellen bewerben könnten. Dennoch sei es dem Unternehme­n gelungen, die Lücken zu schließen. „Wir haben einige griechisch­e Mitarbeite­r, die in ihrer Heimat nachfragen, ob jemand Interesse hat, in Deutschlan­d Busfahrer zu werden.“Insgesamt seien schon mehr als 20 Griechen eingestell­t worden. In der Firma finden regelmäßig Deutschkur­se für die neuen Mitarbeite­r statt. Zudem besuchen sie die Fahrschule Gruler, um sich an die deutschen Straßenver­hältnisse zu gewöhnen.

Erschweren­d komme bei der Suche hinzu, dass Busfahrer teils ungünstige Arbeitszei­ten haben: etwa am Wochenende und abends. Allerdings habe der Beruf auch zahlreiche Vorteile: „In BadenWürtt­emberg haben wir den höchsten Tariflohn im Bundesgebi­et“, sagt Klink – und sein Unternehme­n zahle nach Tarif. Zudem könne der Beruf problemlos bis ins Rentenalte­r ausgeübt werden. Der Job genieße eine hohe soziale Anerkennun­g, zudem sei der Arbeitspla­tz sicher: „Es werden immer Busfahrer gebraucht“, sagt Klink.

Die Busunterne­hmen in Deutschlan­d haben jedoch zunehmend Probleme, neue Fahrer zu finden, sagte Karl Hülsmann, Präsident des Bundesverb­ands Deutscher Omnibusunt­ernehmer, der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben in vielen Regionen praktisch keine Arbeitslos­en mehr, die sich auf offene Stellen bewerben könnten.“Und bis sich Flüchtling­e ans Steuer setzen können, sei es noch ein weiter Weg. Der Bedarf sei groß, weil viele der bundesweit rund 103 000 Busfahrer schon vergleichs­weise alt seien und zudem noch immer Personal für den wachsenden Fernbus-Markt gebraucht werde. Die Führersche­inkosten von rund 10 000 Euro könnten Interessen­ten ebenfalls abschrecke­n. „Unternehme­n gehen bereits dazu über, die Kosten mitzufinan­zieren“, sagte Hülsmann. „Aber es gibt keine Leute.“Busfahrer im Ausland anzuwerben, sei schwierig. Die Sprachbarr­iere gilt oft auch für Flüchtling­e. „Zunächst einmal ist für Bewerber ein entspreche­nder Anerkennun­gsstatus notwendig“, erklärte Hülsmann. „Dann müssen sie wirklich Deutsch sprechen können.“Der Fahrgast wolle ja Fragen stellen. Dann fehle noch der Führersche­in.

Hoffnung verbindet die Branche mit dem autonomen Fahren. „Der Fahrermang­el könnte sich auf diese Weise abwenden lassen, weil nur noch eine Begleitper­son mitfährt.“Es werde beim Bus aber länger dauern als beim Auto, bis das autonome Fahren kommt. „Auf dem Weg dorthin sind noch Probleme zu lösen, etwa das Anfahren an eine Haltestell­e in Ausnahmesi­tuationen wie beim Gedränge kurz nach Schulschlu­ss.“

„In Tuttlingen ist es am schwierigs­ten, Fahrer zu finden“, sagt Unternehme­r Rainer Klink.

 ??  ?? FOTO: FABIAN SOMMER/DPA
FOTO: FABIAN SOMMER/DPA
 ?? FOTO: FABIAN SOMMER/DPA ?? Die Busunterne­hmen in Deutschlan­d haben zunehmend Probleme, noch neue Fahrer zu finden.
FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Die Busunterne­hmen in Deutschlan­d haben zunehmend Probleme, noch neue Fahrer zu finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany