„Aida“erklingt in der Stadthalle
Chor und Orchester überzeugen die Tuttlinger – Einfaches Bühnenbild
TUTTLINGEN - Fast 150 Jahre alt, immer noch imposant: Verdis dreistündige Oper „Aida“ist am Freitagabend in der nur zu einem Drittel gefüllten Stadthalle erklungen.
Kriegslüstern zeigten sich der ägyptische König, ein gottgleicher Pharao, und seine illustre Entourage, nachdem sie von dem Aufstand der Äthiopier erfahren hatten. Mit großem Pomp wurden dem Feldherrn Radamès das Schwert und der Marschbefehl erteilt. Mit einem „jugendlichen Heldentenor“wollte Giuseppe Verdi die Rolle besetzt sehen.
In Tuttlingen stutzten die Besucher erst mal: Als jugendlich geht der rumänische Tenor Sorin Lupu, Absolvent der Gheorghe Dima Music Academy in Cluj-Napoca, ehemals Klausenburg, beim besten Willen nicht mehr durch. Doch stimmlich überzeugt er, nach Anfangsschwierigkeiten, bei den Soloarien (wie „Celeste Aida“) ebenso wie bei den Duetten mit den beiden Frauen, die ihn so sehr lieben: Königstochter Amneris (gesungen von Antonina Manecau, Mezzosopran) und deren äthiopische Sklavin Aida.
Auch das Terzett „Vieni, o diletta, appressati“war überzeugend gestaltet. Die Titelrolle hatte die Veronaerfahrene Sängerin mit der „dramatischen Sopranstimme“Stefania Spaggiari übernommen. Sie agierte konzentriert, wenn sie im Mittelpunkt stand, sich mit ihrer Herrin oder ihrem Vater, der als weitere Geisel von dem erfolgreichen Feldzug mit nach Theben gebracht wurde, heftig stritt oder wenn sie Radamès ihre Liebe gestand.
Alfio Grasso überzeugt
Sogar als dieser zur Strafe nach einem Verrat lebendig eingemauert war. Die findige und todesmutige Aida hatte sich dort eingeschlichen und war bereit, ihrem Liebsten ins Jenseits zu folgen. Stand die Spaggiari aber mal am Rande, lachte und scherzte sie mit Personen hinter der Bühne, was absolut nicht zum Geschehen passte.
Ioan Vrasmas als Oberpriester Ramphis, und Marius Chiorean (Bass-Bariton) als König sangen mit gut ausgebildeten Stimmen, die beste männliche Besetzung aber war der italienische Starbariton Alfio Grasso als Amonasro, Aidas Vater. Seit seinem Operndebut 1992 hat er mit seinem klaren Timbre, der guten Phrasierung und seiner agilen Bühnenpräsenz zahlreiche Preise erzielt. Seine Arie „Ma tu, Re, tu signore possente“, beeindruckte auch in Tuttlingen. Das Bühnenbild bestand aus zwei großen Leinwänden: eine zeigte einen Pharaonen-Saal, die andere eine Nillandschaft. Überflüssig war der lautstark ausgestoßene Bühnennebel und auch das fünfköpfige Ballett war nicht unbedingt sehenswert. Hohe Qualität zeigten der Chor und das 30-köpfige, von Leonhard Dumitriu dirigierte, Orchester.
Bedauert wurde von einigen Besuchern, dass keine Übersetzung des italienischen Librettos eingeblendet wurde, wie man das in Tuttlingen bei in der Originalsprache gesungenen Opern gewöhnt ist. Dessen ungeachtet war der Beifall lang anhaltend.