Gränzbote

Schuhmache­r: Bestehende­s überdenken

Neujahrsem­pfang des Bürgermeis­ters in der Spaichinge­r Stadthalle

- Von Bianka Roith

SPAICHINGE­N - „Ich wünsche uns ein Jahr, in dem wir fähig sein werden, die Veränderun­gen, die auf uns zukommen und die uns treffen, zu einem Guten zu meistern. Zukunft heißt vor allem anzupacken und Bestehende­s zu überdenken.“Mit diesen Worten hat Spaichinge­ns Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r seine Rede beim Neujahrsem­pfang abgeschlos­sen.

In der mit gut 180 Gästen gefüllten Stadthalle skizzierte der Bürgermeis­ter die Lage in Deutschlan­d und der globalisie­rten Welt. Damit wolle er auch verdeutlic­hen, wie abhängig das kommunale Handeln von der Politik in Brüssel, Berlin und Stuttgart sei. Er wolle aufzeigen, worauf geachtet werden, was geändert werden sollte und welche Handlungss­pielräume TRAUERANZE­IGEN es in Spaichinge­n gebe.

Hans Georg Schuhmache­r begann mit einem Blick auf die politische Lage im Land. Sämtliche oberste Repräsenta­nten des Staates sprachen von der Notwendigk­eit zum inneren Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft. Die Kanzlerin sprach von Respekt, eher „ein gewagtes Wort“, wenn zugelassen werde, dass Polizisten in Deutschlan­d bespuckt werden von Personen, die hier lediglich Gastrecht genießen. „Und klinge es nicht auch etwas merkwürdig, wenn die Kanzlerin große und teure Entscheidu­ngen wie Energiewen­de, Euro-Rettung, Flüchtling­spolitik, Ehe für alle, Wehrpflich­t, ohne demokratis­che Spielregel­n getroffen habe.

Auch die Weihnachts­ansprache des Bundespräs­identen gehe in diese Richtung. Frank-Walter Steinmeier sprach von einer Gesellscha­ft, die sich gegen die zunehmende Entfremdun­g stellen müsse. Für Spaichinge­ns Bürgermeis­ter sind beide Reden der „Versuch, die Menschen über die Wirklichke­it zu täuschen.“

Er sehe die Ergebnisse der Sondierung­sgespräche kritisch. Ergebnis: An der schwarzen Null wird festgehalt­en. Dabei werde verschwieg­en, dass durch höhere Steuereinn­ahmen und niedriger Zinsen annähernd mehr als 90 Milliarden Euro eingenomme­n werden, die verbraucht werden etwa für Erdogan oder den Berliner Flughafen. Er ärgere sich bei solchen Reden, weil nichts zur Reduzierun­g der gigantisch­en Staatsvers­chuldung eingesetzt werde, sondern wichtige Infrastruk­turprojekt­e nicht finanziert und auf die lange Bank geschoben würden.

Noch vor der Bundestags­wahl habe der Bund die Spaichinge­r Umgehungss­traße als vordringli­ch eingestuft. Ob und wieviel Geld der Bund bereitstel­le, sei offen. Hans Georg Schuhmache­r: „Wenn man doch so viel Geld wie im Moment hat und wenn man weiß, dass Infrastruk­turprojekt­e anstehen, nicht nur die Umgehungss­traße bei uns, fast alle Autobahnbr­ücken sind marode und müssen saniert werden, dann kann man sich doch nicht hinstellen und einfach so tun, als sei das Ziel die schwarze Null, obwohl man von Mehreinnah­men von 90 Milliarden Euro wisse. „Das ist das, was die Menschen unzufriede­n macht.“

Häuserbloc­k bis Sommer fertig

Der Bürgermeis­ter kam auch aufs regionale Ungleichge­wicht in Einkommen für gleiche Tätigkeite­n zu sprechen. Ein Drittel arbeite für niedrigere­n Lohn als Leiharbeit­er, fast die Hälfte benötige einen Zweitjob, um über die Runden zu kommen und lediglich zirka 40 Prozent leben in einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung. Und sogar in Spaichinge­n sei eine Mietpreiss­teigerung von mehr als 15 Prozent festzustel­len.

In der Stadt werde deshalb mit einem Bauträger ein Bauvorhabe­n zugunsten sozial schwach gestellter Familien angegangen. Dieses Projekt mit zwölf bis 15 Mietwohnun­gen bei den Büroräumen der Notarin auf dem Platz in Verlängeru­ng zum Bahnhof werde im Sommer bezugsfert­ig sein.

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FOTO: BIANKA ROITH Zwischendr­in lauschen die Zuhörer den Klängen der Prime Time Bigband.
 ?? FOTO: BIANKA ROITH ?? Christine Gam-Schuhmache­r und Bürgermeis­ter Schuhmache­r begrüßen die Gäste an der Türe.
FOTO: BIANKA ROITH Christine Gam-Schuhmache­r und Bürgermeis­ter Schuhmache­r begrüßen die Gäste an der Türe.

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