Kampf gegen Schweinepest
Agrarminister beschließen Maßnahmen gegen Seuche
STUTTGART/BERLIN (tja/tos) - Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) plädiert dafür, Jägern Gebühren zu erlassen, um sie zum Abschuss von Wildschweinen zu motivieren. Das sagte er am Donnerstag der „Schwäbischen Zeitung“. Diese Gebühren erheben Landkreise zum Beispiel dafür, wenn sie erlegte Tiere auf bestimmte Keime untersuchen. Die hohe Zahl der Wildsauen im Land gilt als Risikofaktor für die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Zuvor hatte sich Hauk mit den Agrarministern der Länder auf weitere Maßnahmen zur Prävention geeinigt.
Vor dem Start der grünen Woche in Berlin kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt an, die Schweinepestverordnung zu verschärfen. „Alle Schweinehalter müssen strengstens darauf achten, die Übertragungswege zu kappen“, sagte der CSU-Politiker in der „Schwäbischen Zeitung“.
BERLIN - Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) kündigt eine Verschärfung der Schweinepestverordnung an. Tobias Schmidt hat mit ihm gesprochen.
Die Grüne Woche öffnet im Schatten der Afrikanischen Schweinepest. Wie wollen Sie den Kampf gegen die Bedrohung verschärfen?
Die Seuche ist bei uns in Deutschland noch nicht angekommen und wir werden alles dafür tun, dies zu verhindern. Zentral ist: Tierhalter müssen strikte Hygienemaßnahmen einhalten und Reisende oder Lastwagenfahrer aus Osteuropa dürfen mitgebrachte Wurstbrote an der Raststätte nicht unachtsam wegwerfen. Ich appelliere an alle, diese Vorsichtsmaßnahmen konsequent zu beachten. Wir bereiten uns darauf vor, im Ernstfall gewappnet zu sein. Ich werde mit meinen osteuropäischen Kollegen über Vorsorgemaßnahmen sprechen. Das Virus macht nicht an der Grenze halt.
Deutsche Bauern und Jäger verlangen, 70 Prozent aller Wildscheine abzuschießen. Ist dies notwendig?
Keiner wird bestreiten, dass wir zu viele Wildschweine in Deutschland haben und damit auch zu viele potenzielle Krankheitsüberträger. Notwendig ist eine intelligente Reduzierung des Wildschweinbestands – das spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention. Durch die Bejagung helfen unsere Jäger verantwortungsvoll mit, das Ausbruchsrisiko zu minimieren.
Ist es nur eine Frage der Zeit, bis in Deutschland der erste Fall auftritt und die Schweinezüchter deswegen vor massiven Einbußen stehen?
Ich habe eine Verschärfung der Schweinepestverordnung auf den Weg gebracht. Und ich setze mich bei der EU für wirksame, aber maßvolle Handelsrestriktionen bei einem Schweinepestfall ein. Es wäre unverhältnismäßig, wenn bei einem regiowird nal begrenzten Ausbruch gleich alle Schweinezüchter in ganz Deutschland von einem Exportverbot betroffen wären. Aber dennoch müssen alle Schweinehalter strengstens darauf achten, die Übertragungswege zu kappen. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es aber nicht.
Großes Thema der Grünen Woche ist eine tierfreundlichere Fleischproduktion. Vor einem Jahr haben Sie Ihren Plan für ein Tierwohllabel vorgestellt. Warum ist seitdem nichts geschehen?
Die Kriterien für ein mehrstufiges Tierwohllabel im Bereich der Schweinehaltung liegen auf dem Tisch. Es ein Label kommen, das Vertrauen schafft, indem die Haltungsbedingungen von Fleisch aus deutscher Herstellung auf einen Blick zu erkennen sein werden. Klar ist auch: Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif. Die Bauern müssen investieren, und diese Investitionen müssen sich auch lohnen. Deswegen haben wir uns in den Sondierungen darauf verständigt, die Bauern bei ihren Investitionen in Tierwohlställe zu unterstützen. Dafür sind Gelder im dreistelligen Millionenbereich vorgesehen. Sobald eine neue Bundesregierung im Amt ist, können wir unmittelbar mit den notwendigen Rechtsetzungsmaßnahmen beginnen.
Wird die Branche Label akzeptieren? das staatliche
Nur mit einem staatlichen Label schaffen wir eine verlässliche Kennzeichnung. Wenn jeder Händler sein eigenes Label, mit eigenen Kriterien entwickelt, können Schweinehalter nur noch für einen Abnehmer produzieren. Das würde die Preise hochtreiben, aber nicht für einen auskömmlichen Ertrag für die Bauern sorgen. Ich will ein Label, das sich in der Breite behauptet und einen hohen Marktanteil hat. Nur so machen wir den Umstieg für die Bauern auf mehr Tierwohl attraktiv.
In vielen Ländern ist Tierwohl noch ein Fremdwort. Wird es einen Anlauf geben, international für mehr Tierschutz zu sorgen?
Es reicht nicht, in Deutschland paradiesische Zustände zu schaffen. Deswegen kämpfe ich für internationale Standards: Für Fleisch, das aus anderen Ländern auf den deutschen Markt gelangt, in denen wir keinen Einfluss auf die Haltungsbedingungen haben. Darüber werde ich morgen mit mehr als 70 meiner Kollegen aus aller Welt auf der Berliner Welternährungskonferenz beraten. Konkret geht es um Haltungsbedingungen, Transporte, Antibiotikaminimierung und einen Stopp des Einsatzes von Wachstumshormonen.
In den Sondierungen haben Sie sich mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf den Glyphosat-Ausstieg geeinigt. Ist der Stopp für den Unkrautvernichter binnen vier Jahren realistisch?
Wir brauchen einen restriktiveren Einsatz von Glyphosat. Wir werden im Rahmen einer Ackerbaustrategie zusammen mit der Landwirtschaft Alternativen zu Glyphosat entwickeln. Glyphosat gehört auch nicht in die Hände von Hobbygärtnern. Wir wollen Glyphosat für den Privatbereich nicht mehr zulassen.