Die fetten Haare sind vorbei
Prinz William wird für seine neue Kurzhaarfrisur gefeiert – Damit ist er nicht alleine
BERLIN (dpa) - Für die meisten Männer ist er unausweichlich – der Haarausfall im fortschreitenden Alter. Prinz William (35) stand früh unter Beobachtung. Schon als er 20 war, veröffentlichte die „Daily Mail“Fotos, die eine kahle Stelle auf seinem Kopf zeigten. Wie sein Onkel Edward und sein Vater Charles neigt William zum schütteren Haar. William ist nicht der erste Promi, der sich gegen die Resthaarverwaltung entscheidet.
Für seine Entscheidung zum Kahlschlag auf dem Kopf bekommt die Nummer 2 der Thronfolge viel Applaus. „Das sieht fabelhaft aus“, sagt der Berliner Promi-Friseur Udo Walz. Das Männermagazin „GQ“findet, mit dem Schnitt habe William offenkundig akzeptiert, dass seine Haare immer weiter zurückgehen – dafür müsse man ihn feiern.
Sein rotschopfiger Bruder Harry stellte mal trocken fest, William habe schon eine Glatze, seitdem er zwölf sei. Seine Frau Kate sah bei einer Reise in Australien ein Alpaka-Wollbüschel und fand mit Blick auf den Schädel ihres Mannes: „Du brauchst es mehr als ich.“William trägt das Ganze mit Selbstironie. Als 2013 Sohn George geboren wurde, sagte der Vater: „Er hat viel mehr Haare als ich, Gott sei Dank.“
Haarausfall ist meist erblich bedingt. Geheimratsecken, lichtes Haar oder eine Art Tonsur: Viele Männer müssen lernen, damit zu leben, vielleicht ähnlich wie Frauen, die graue Haare bekommen. SPDChef Martin Schulz versuchte es im Wahlkampf (vergeblich) mit trotzigen Worten: „Kann in Deutschland einer mit Bart, Glatze und ohne Abitur Bundeskanzler werden? Ja.“
Manche Männer wollen lieber volles Haar und machen eine Haartransplantation: so wie Italiens ExMinisterpräsident Silvio Berlusconi, Fußballer Benedikt Höwedes und Trainer Jürgen Klopp. Der FDP-Chef Christian Lindner reimte 2014 in einer Aachener Karnevalsrede: „Um liberales Wachstum zu generieren, ließ ich mir die Haare transplantieren.“Der Saal sang dazu: „Du hast die Haare schön, du hast die Haare schön.“
Die Liste berühmter Kahlköpfe ist lang: Sie reicht von Schauspielern wie Telly Savalas alias „Kojak“, Yul Brynner, Bruce Willis, Patrick Stewart alias „Star Trek“-Captain Picard über den Zeichentrick-Charakter Charlie Brown bis hin zu „Meister Proper“aus der Putzmittelwerbung.
Die Schauspielerin Andrea Sawatzki mag die Glatze ihres Mannes Christian Berkel („Der Kriminalist“), wie sie einmal einer Zeitung erzählte: „Als die Haare weniger und weniger wurden, hat er mich gefragt, ob er sie ganz abrasieren sollte. Ich war dafür, denn ich hatte mich aufgrund seiner Glatze in ihn verliebt. Er hat einen so schönen Kopf, es wäre nicht schön, wenn er den unter Haaren versteckte.“
Schummelscheitel ist passé
In der Fachwelt ist ein gepflegter Kahlkopf ohnehin gern gesehen. „Es kommt auf den Haartyp an“, sagt Hussein Seif vom Barbierladen „Kücük Istanbul“in Berlin. „Manchmal empfehlen wir eine komplette Nassrasur.“Und manchmal müssen Kunden überzeugt werden, dass ein kurz geschorener Kopf bei sehr schütterem Haar besser aussieht. Auch Bart mit Glatze geht demnach. „Hat was!“, findet Seif.
Der Schummelscheitel, das Drapieren von Resthaar, ist laut Udo Walz passé. Die Männer seien eitler geworden, hat er beobachtet. Was Glatzenbildung angeht: „Je mehr man etwas verstecken möchte, umso mehr macht man darauf aufmerksam.“Das hat demnach auch William – „ein gut gewachsener Mann“– erkannt. Der neue Look gefällt ihm.
Ein Vorteil einer ultrakurzen Frisur: Die Männer können sich selbst die Haare scheren und so die Kosten für den Friseur sparen. Für den sogenannten Buzz Cut braucht man nur eine Haarschneidemaschine.