Es war einmal ein Bayern-Konkurrent
Trotz Krise – Unter Nagelsmann hat die TSG noch kein Spiel gegen München verloren
●Star-Torwart Gianluigi Buffon (Foto: dpa) möchte seine Karriere beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin auch in der kommenden Saison fortsetzen. „Ich werde den Präsidenten Andrea Agnelli bald treffen und wir werden darüber sprechen“, sagte Buffon „La Repubblica“anlässlich seines 40. Geburtstags am Sonntag. „Ich würde gerne weiterspielen, aber wir müssen die beste Lösung für den Club finden. Wir müssen zusammen einen logischen und gemeinsamen Weg finden. Ich möchte ganz sicher kein Problem für Juve oder meine Teamkollegen werden“, fügte er hinzu. Buffon gab zu, in dieser Saison Fehler gemacht zu haben. Er betonte aber, er fühle sich genauso wie vor sechs oder sieben Jahren. Wenn er eines Tages in den Ruhestand gehe, freue er sich besonders auf eine Pause vom durchstrukturierten Tagesablauf professioneller Sportler. (dpa) Der Transfer des Dortmunder Stürmers PierreEmerick Aubameyang zum FC Arsenal wird mehr und mehr zur Hängepartie. „Im Moment sind wir noch nicht nahe dran, irgendjemanden zu verpflichten“, sagte Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Dennoch mutmaßte der „Daily Mirror“, Aubameyang könnte am Dienstag erstmals im Trikot des FC Arsenal auflaufen. Allerdings unterscheiden sich die finanziellen Vorstellungen beider Clubs noch erheblich.
(Foto: dpa) verfolgt die Geschehnisse beim kommenden Gegner des SC Freiburg (Sa.,15.30 Uhr/Sky) derweil mit Skepsis. „Je mehr Geld, desto skrupelloser wird es aus allen Richtungen“, sagte der 52-Jährige über die Aktionen Aubameyangs: „Eigentlich sollte es egal sein, ob einer fünf Millionen verdient oder zwei oder eine, denkt man eigentlich, aber es ist nicht so, weil bei einigen eine andere Denkweise eintritt.“(dpa/sz)
Christian Streich
MÜNCHEN - Sinsheim, Anfang April: Die TSG Hoffenheim bezwingt die Bayern mit 1:0. Der Hype um Trainertalent Julian Nagelsmann ist auf dem Höhepunkt, die Kraichgauer beenden die Saison auf Platz vier. Anfang September legen die Hoffenheimer den Abo-Meister mit 2:0 erneut aufs Kreuz. In jenen Wochen gilt der Shooting-Star der deutschen Trainerzunft als Top-Favorit auf die Nachfolge von Carlo Ancelotti. Zudem outet sich Präsident Uli Hoeneß schon vor Jahren als Nagelsmann-Fan.
Knapp fünf Monate später, vor dem nächsten Bundesliga-Duell diesen Samstag (15.30 Uhr) in der Allianz Arena, liegt Raureif auf dem Boden der Hoffenheimer Tatsachen. Die TSG ist als Neunter ins Bundesliga-Mittelfeld abgesackt. Im DFBPokal kam das Aus ebenso früh wie in der erstmals erreichten Europa-League-Gruppenphase. Klassischer Fall von: Lehrgeld gezahlt. Auch der Lack von Strahlemann Nagelsmann bekam Kratzer ab. Die ach so steile Karrierekurve des 30-Jährigen ist abgeflacht. Im Februar geht der gebürtige Bayer in sein drittes Jahr in Hoffenheim. Ganz im Sinne seiner Trainerbrüder im Geiste, der CoachingNerds Pep Guardiola und Thomas Tuchel, findet auch Nagelsmann, dass sich ein Fußballlehrer spätestens nach drei Spielzeiten abgenutzt hat und seine Mannschaft nicht mehr vollumfänglich erreicht, weil, so glaubt er, „die Originalität deiner Ansprachen verloren geht“. Es riecht – trotz des Vertrages bis 2021 – nach Veränderung.
Aber nicht Richtung Heimat. Familienvater Nagelsmann baut in München ein Haus, Frau und Kind leben bereits dort. Im Herbst, auf dem Höhepunkt des Hypes um seine Person, verriet er ehrlich, aber unbedarft seine Träume: „Ich bin sehr, sehr glücklich in meinem Leben.“Aber: „Der FC Bayern würde mich noch ein Stück glücklicher machen.“
Wenig später löste Jupp Heynckes an der Säbener Straße Ancelotti ab. Des 72-Jährigen Ruhe, Reife und Routine brachten Bayern wieder auf Kurs, und der nach Meinung der Bosse zu junge und unerfahrene Nagelsmann wurde in die Warteschleife geschickt. Mittlerweile ist nicht mal mehr sicher, ob ihn Borussia Dortmund im Sommer engagiert. Auf Fragen nach seiner Zukunft reagiert der mit der einst größten Zukunft genervt und sarkastisch. Erst hieß es immer, er sei auf dem Sprung – mittlerweile landen seine Stars woanders, verlassen das Sprungbrett TSG. Etwa Mark Uth, der ablösefrei zu Schalke wechselt. „Bei uns jammert niemand oder heult rum, wenn wir einen Spieler verlieren“gibt sich TSG-Manager Alexander Rosen trotzig. Er ist Realist: „Wir wissen, an welcher Stelle der Nahrungskette wir sind. Natürlich versuchen wir unseren Kern zusammenzuhalten.“
Was nicht gelingt: Der Nationalspieler-Kern um Niklas Süle, Sebastian Rudy und Sandro Wagner spielt beim FC Bayern, im Sommer wird die Einjahres-Leihgabe Serge Gnabry nach München zurückbeordert. Der Qualitätsverlust ist eklatant, der Boulevard raunt bereits: Zerfällt Hoffenheim?
Wiedergutmachung gefordert
Am Samstag dürfte eine Miniserie fallen. Nur gegen die TSG holte Bayern anno 2017 keinen Punkt in der Liga. „Die Hoffenheimer haben es zuletzt sehr gut gemacht gegen uns. Aber ich finde, es wird Zeit, die Dinge zurechtzurücken und zu zeigen, wer Deutscher Meister ist“, meint Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Es gelte, „einiges gutzumachen“. Nagelsmann, gegen Bayern bisher ungeschlagen, sagte: „Nach München zu fahren und nur zu schauen, dass wir nicht verlieren, wäre der falsche Ansatz.“
Als ernsthafter Gegner, gar als Titelrivale, fällt die TSG aktuell und bis auf weiteres weg. Es war einmal ein Konkurrent. Und das spannendste Projekt im deutschen Fußball, als Vorbote von RB Leipzig. Wenn auch auf etwas andere Art und Weise. Ein Dorfclub, aufgebaut und finanziert vom milliardenschweren Geldgeber Dietmar Hopp, schockte in der Saison 2008/2009 das Establishment mit aufregendem Konzeptfußball.
Unter Trainer Ralf Rangnick stand man als Aufsteiger in der Winterpause sensationell an der Tabellenspitze. Es folgten mehr Höhen als Tiefen. Nagelsmann rettete die TSG 2016 vor dem Absturz in Liga zwei. Nun kämpft er gegen seinen ersten Karriereknick an. Voraussichtliche Aufstellung: München: Ulreich – Kimmich, Boateng, Süle, Alaba – Rudy - Müller, Tolisso, James, Ribéry – Lewandowski. – Hoffenheim: Baumann – Bicakcic, Vogt, Hübner – Kaderabek, Zuber, Geiger – Amiri, Rupp – Uth, Gnabry.