Gränzbote

Merkel rechtferti­gt Verlust des Finanzress­orts

Bundeskanz­lerin stellte eine Erneuerung der Partei in Aussicht

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BERLIN (dpa) - Vor einer möglichen Neuauflage der Großen Koalition werden in der CDU Forderunge­n nach einer Verjüngung des künftigen Kabinetts lauter. Vor allem nachrücken­de Politiker verlangen, ihre Generation stärker zum Zuge kommen zu lassen – auch um eine personelle Perspektiv­e für die Zeit nach Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel zu entwickeln. Die Junge Union (JU) forderte am Wochenende zudem die CDU-Führung auf, bis zum Bundespart­eitag Ende Februar zu sagen, wer Minister im Kabinett Merkel werden soll.

Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) sagte am Sonntag, wenn es schon in den führenden Rollen eine „Personenid­entität“gebe, brauche man, um nach außen einen Aufbruch darzustell­en, neue Leute im Kabinett. Sein Ziel sei es, „dass es eine weitere Verjüngung gibt“. Merkel habe die Chance, bei der Kabinettsb­ildung „für neue Gesichter zu sorgen“.

Der JU-Vorsitzend­e Paul Ziemiak mahnte, es gehe bei der Besetzung des Kabinetts auch um die Zukunft der CDU als Volksparte­i. „Ich sehe in dem bislang bekannt gewordenen Tableau keine echte Erneuerung für die CDU.“

An fähigen Nachwuchsk­räften mangelt es der CDU nach Einschätzu­ng von Präsidiums­mitglied Jens Spahn nicht: Die Partei habe „überall gute Leute“, sagte er. Er nannte unter anderem Ziemiak, Sachsens Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer und die rheinland-pfälzische CDUChefin Julia Klöckner.

Kritik entzündet sich in der CDU weiter am Verzicht auf das Finanzmini­sterium. Spahn nannte dies einen „harten Schlag“und einen ziemlich hohen Preis für die Einigung mit der SPD. „Denn das Finanzmini­sterium war ein Ort, wo originär CDUPolitik gemacht wurde. Der Haushalt ohne Schulden ist mehr als ein Symbol dafür.“

Angela Merkel hat angesichts der Kritik die Entscheidu­ng gerechtfer­tigt. „Das ist schmerzlic­h mit dem Finanzmini­ster“, sagte Merkel am Sonntag in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. „Aber es ist aus meiner Sicht auch akzeptabel.“Denn andernfall­s wären die Koalitions­gespräche gescheiter­t, stellte Merkel klar. „Die Alternativ­e wäre gewesen, dass wir den Menschen einfach hätten sagen müssen, in der Sache haben wir einen Koalitions­vertrag, aber wir können uns leider auf die Ressorts nicht einigen. Das war nicht verantwort­bar.“

Zudem stellte sie eine personelle Erneuerung in Aussicht. Bei der Kabinettsb­esetzung sollten „nicht nur die über 60-Jährigen berücksich­tigt werden, sondern auch jüngere Leute“, kündigte Merkel an. Bis zum CDU-Parteitag am 26. Februar solle klar sein, wer für die Partei im Kabinett sitzen solle. „Ich denke, dass wir da gute Lösungen finden.“

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FOTO: DPA Angela Merkel beantworte­t am Sonntag in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“die Fragen von Bettina Schausten.

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