Gränzbote

Umbaupläne bei T-Systems lösen Unruhe aus

Bei der schwächeln­den Telekom-Großkunden­sparte befürchtet der Betriebsra­t einen Verkauf

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BONN (dpa) - Die Verarbeitu­ng von Datenström­en wird immer wichtiger, Stichwort „Industrie 4.0“. Gute Geschäfte also für die Telekom-Großkunden­sparte T-Systems, könnte man meinen. Aber der Bereich schwächelt, ein neuer Chef schlägt einen anderen Kurs ein – zum Unmut des Betriebsra­ts.

Beim geplanten Umbau von T-Systems hat der Betriebsra­t deshalb Widerstand angekündig­t. Die vom Vorstand erwogene Bildung einer neuen Gesellscha­ft sei nicht hinnehmbar. Schließlic­h wäre dies wahrschein­lich der erste Schritt hin zu einem Verkauf, sagte Telekom-Betriebsra­tschef Josef Bednarski in Bonn. „Die Gründung einer zweiten GmbH muss vom Tisch“, forderte er. Der Konzernber­eich hat rund 37 000 Mitarbeite­r, davon arbeiten knapp die Hälfte in Deutschlan­d. Die Sparte steckt seit Langem in der Verlustzon­e fest, der Umsatz schrumpft.

T-Systems entstand zur Jahrtausen­dwende. Die Idee dahinter: Klassische Industriek­onzerne beauftrage­n die Telekom-Tochter mit IT-Diensten, weil sie selbst keine ausreichen­den Kenntnisse für die Verarbeitu­ng der kontinuier­lich steigenden Datenmenge­n haben.

Doch der Bedarf der Kunden hat sich gewandelt, ihre Anforderun­gen steigen – das Geschäft wird kleinteili­ger und anspruchsv­oller. Dadurch verlor T-Systems Großaufträ­ge, zuletzt von Thyssenkru­pp. Andere TSystems-Teilsparte­n hingegen, zum Beispiel „Security“mit Softwarelö­sungen für Firmenkund­en zum Schutz vor Hackern, laufen gut.

Anfang Januar startete mit Adel alSaleh ein neuer Chef bei T-Systems. Nur wenige Tage im Amt, verkündete er Änderungsp­läne. Das eher konvention­elle Outsourcin­g-Geschäft könnte von aufstreben­den Geschäftsz­weigen, etwa der „Security“, getrennt werden. Entschiede­n sei das aber noch nicht, betonte ein Firmenspre­cher. Nach einer genauen Analyse könnte dies 2019 erfolgen. Die Mitarbeite­r würden eingebunde­n, so hätten tausend Beschäftig­te online Ideen eingebrach­t.

Der Gedanke hinter den Umbaupläne­n: Die mögliche Aufteilung auf 13 Einzelbere­iche in zwei verschiede­nen Firmen innerhalb des Telekom-Konzerns würde zu mehr Transparen­z führen. Dadurch wiederum könnte klar werden, wie genau es um die einzelnen Sektoren steht. „Wenn ein Portfolio keinen Erfolg hat, müsste man über Alternativ­en nachdenken und handeln – mit der neuen Struktur ginge der Entscheidu­ngsfindung­sprozess schneller“, erklärte ein Firmenspre­cher.

Widerstand angekündig­t

Arbeitnehm­ervertrete­r Bednarski hat dennoch ein ungutes Gefühl. Er deutet die mögliche Bildung einer zweiten GmbH als Vorbereitu­ng für einen Verkauf – und damit womöglich für niedrigere Bezahlung und schlechter­e Arbeitsbed­ingungen der Belegschaf­t. Der Betriebsra­t werde Widerstand leisten gegen diese Gründung: „Wir werden uns keinem Diktat des Vorstands beugen.“Er räumt zwar ein, dass es bei T-Systems aufgrund des geänderten Marktes Veränderun­gsbedarf gebe. Das hätten auch Arbeitnehm­ervertrete­r im Aufsichtsr­at thematisie­rt und die Entwicklun­g „innovative­r neuer Geschäftsf­elder“angemahnt.

Für bessere Geschäfte brauche man aber keine zwei verschiede­nen GmbHs im Konzern, meint Bednarski. Erst wenn al-Saleh die Firmengrün­dungspläne wieder zurücknehm­e, sei der Betriebsra­t zu Gesprächen bereit. Das harsche Vorgehen des neuen TSystems-Chefs habe Verunsiche­rung in der Belegschaf­t ausgelöst. Auch andere Arbeitnehm­ervertrete­r sind besorgt: Verdi warnt, eine zweite Firma könnte eine Art „Bad Bank“zur Bündelung schlechter Geschäfte werden.

Bednarski erinnert an das Jahr 2007. Damals habe die Führung die Ausglieder­ung der Serviceein­heiten mit rund 60 000 Beschäftig­ten und deren schlechter­e Bezahlung in ähnlicher Weise durchsetze­n wollen: „Damals gab es zwölf Wochen Streik – manche Narben aus dieser Zeit gibt es bis heute.“

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