Daimlerstraße wird zur Rennstrecke
Beim Wurmlinger Kärrelerennen legt Bürgermeister Schellenberg einen Blitzstart hin
● WURMLINGEN - Passend zum Olympia-Auftakt in Südkorea ist es auch in Wurmlingen am Freitagabend sportlich zugegangen. Mit einer Ganzjahres-Sportart sogar: Die Narrenzunft hatte zum fasnächtlichen Kärrelerennen eingeladen. Die Daimlerstraße wurde zur Rennpiste umfunktioniert und der Narrenschopf wurde zum wärmenden Stützpunkt für alle Fans der Brauchtumsveranstaltung.
Bei dem Rennen mussten mehr als 75 Meter gesprintet werden. Füchse oder Hansele liefen dabei in vollem närrischen Ornat mit großem G’schell. Dabei war in einem Schubkarren eine Hexe vom Start zum Ziel zu transportieren. Für das GuinnessBuch der Rekorde eignen sich die erzielten Zeiten seit jeher aber nicht. Die Strecke wurde nämlich nie amtlich vermessen, sondern irgendwann einmal abgeschritten. So wurde auch die Startlinie mit einem Kreidestrich in rosa erst kurz vor Rennbeginn markiert.
Und apropos Beginn: Dieser hatte sich zunächst um das närrische Viertel verzögert. Dann kam kurzzeitig Hektik auf. Der Zeitnehmer vermisste seine Stoppuhr und konnte sie in den Untiefen seiner Blätzle-Häs-Hosentaschen absolut nicht finden: Er hatte sie am Bändel um den Hals hängen, wie zum Glück ein anderer Hästräger bemerkte.
Der Wettkampf selbst schien, wie die gesamte Narretei an sich, eine ernste Angelegenheit zu werden. Es war fast olympiatauglicher Leistungsport. Bis dann ein paar Schelme aus dem gleichwohl spannenden Einerlei ausbrachen. Sie legten vor dem Narrenschopf tatsächlich einen Boxenstopp ein – mit Sekt, aber ohne, dass Boxenluder gesichtet worden wären.
Die ganze Aktion dauerte. Deshalb mahnte Zunftmeister Klaus Wittkopf, wieder aufs Tempo zu drücken: Im Frühjahr werde die frisch asphaltierte Straße wieder aufgerissen. Es half, jedoch tauchten die beiden Paare nicht in der Ergebnisliste auf – wegen Zeitüberschreitung hieß es offiziell. Dies könnte auch einen anderen Grund haben: Der Boxenstopp war bisher ein Privileg der Großkopfeten.
Beim Prominentenrennen geht es immer zwischen dem eigenen Schultes und einem prominenten Gast – dieses Mal war Jörg Rommelfanger, Leiter des Polizeireviers Tuttlingen, eingeladen - nicht um Pokale, sondern um die Ehre. Mit dieser geschickt eingefädelten Personalie konnte die Narrenzunft schließlich die kostenträchtige Security einsparen.
Es ist üblich, dass der gerade abgesetzte Schultes benachteiligt wird. Auf Grund dieser Erfahrungen legte Klaus Schellenberg einen Blitzstart hin und war, schneller als die Polizei erlaubt, auf und davon. Kurz vor dem Ziel fuhr er allerdings eine Volte und ließ für den Zwischenstopp seinen Konkurrenten herankommen. Gemeinsam und zeitgleich ging es dann über den rosa Zielstrich. Da war Ergebniskosmetik ausgeschlossen.
Bei der Siegerehrung erinnerte Wittkopf besonders an seinen verstorbenen Vize Jürgen Benk. Dieser hatte in den zurückliegenden zehn Jahren immer die Trophäen geschreinert. Die neuen Erinnerungsstücke macht mit Thomas Wenzler jetzt ein Metaller.