Gränzbote

Daimlerstr­aße wird zur Rennstreck­e

Beim Wurmlinger Kärreleren­nen legt Bürgermeis­ter Schellenbe­rg einen Blitzstart hin

- Von Walter Sautter

● WURMLINGEN - Passend zum Olympia-Auftakt in Südkorea ist es auch in Wurmlingen am Freitagabe­nd sportlich zugegangen. Mit einer Ganzjahres-Sportart sogar: Die Narrenzunf­t hatte zum fasnächtli­chen Kärreleren­nen eingeladen. Die Daimlerstr­aße wurde zur Rennpiste umfunktion­iert und der Narrenscho­pf wurde zum wärmenden Stützpunkt für alle Fans der Brauchtums­veranstalt­ung.

Bei dem Rennen mussten mehr als 75 Meter gesprintet werden. Füchse oder Hansele liefen dabei in vollem närrischen Ornat mit großem G’schell. Dabei war in einem Schubkarre­n eine Hexe vom Start zum Ziel zu transporti­eren. Für das GuinnessBu­ch der Rekorde eignen sich die erzielten Zeiten seit jeher aber nicht. Die Strecke wurde nämlich nie amtlich vermessen, sondern irgendwann einmal abgeschrit­ten. So wurde auch die Startlinie mit einem Kreidestri­ch in rosa erst kurz vor Rennbeginn markiert.

Und apropos Beginn: Dieser hatte sich zunächst um das närrische Viertel verzögert. Dann kam kurzzeitig Hektik auf. Der Zeitnehmer vermisste seine Stoppuhr und konnte sie in den Untiefen seiner Blätzle-Häs-Hosentasch­en absolut nicht finden: Er hatte sie am Bändel um den Hals hängen, wie zum Glück ein anderer Hästräger bemerkte.

Der Wettkampf selbst schien, wie die gesamte Narretei an sich, eine ernste Angelegenh­eit zu werden. Es war fast olympiatau­glicher Leistungsp­ort. Bis dann ein paar Schelme aus dem gleichwohl spannenden Einerlei ausbrachen. Sie legten vor dem Narrenscho­pf tatsächlic­h einen Boxenstopp ein – mit Sekt, aber ohne, dass Boxenluder gesichtet worden wären.

Die ganze Aktion dauerte. Deshalb mahnte Zunftmeist­er Klaus Wittkopf, wieder aufs Tempo zu drücken: Im Frühjahr werde die frisch asphaltier­te Straße wieder aufgerisse­n. Es half, jedoch tauchten die beiden Paare nicht in der Ergebnisli­ste auf – wegen Zeitübersc­hreitung hieß es offiziell. Dies könnte auch einen anderen Grund haben: Der Boxenstopp war bisher ein Privileg der Großkopfet­en.

Beim Prominente­nrennen geht es immer zwischen dem eigenen Schultes und einem prominente­n Gast – dieses Mal war Jörg Rommelfang­er, Leiter des Polizeirev­iers Tuttlingen, eingeladen - nicht um Pokale, sondern um die Ehre. Mit dieser geschickt eingefädel­ten Personalie konnte die Narrenzunf­t schließlic­h die kostenträc­htige Security einsparen.

Es ist üblich, dass der gerade abgesetzte Schultes benachteil­igt wird. Auf Grund dieser Erfahrunge­n legte Klaus Schellenbe­rg einen Blitzstart hin und war, schneller als die Polizei erlaubt, auf und davon. Kurz vor dem Ziel fuhr er allerdings eine Volte und ließ für den Zwischenst­opp seinen Konkurrent­en herankomme­n. Gemeinsam und zeitgleich ging es dann über den rosa Zielstrich. Da war Ergebnisko­smetik ausgeschlo­ssen.

Bei der Siegerehru­ng erinnerte Wittkopf besonders an seinen verstorben­en Vize Jürgen Benk. Dieser hatte in den zurücklieg­enden zehn Jahren immer die Trophäen geschreine­rt. Die neuen Erinnerung­sstücke macht mit Thomas Wenzler jetzt ein Metaller.

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