Im Visier des Bundestrainers
Sven Ulreich verlängert seinen Vertrag bei Bayern und hält gegen starke Schalker dagegen
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MÜNCHEN - „Die Schalker sind diese Saison nur schwer berechenbar“, sagte Robin Dutt, seit dem abstiegsbedingten Ende seiner Sportvorstandskarriere beim VfB Stuttgart immer wieder zwecks Weiterbildung beim FC Bayern vor Ort, schon vor dem Spiel in den Katakomben der Allianz Arena. Er sollte recht behalten. Es war vor allem Bayerns Keeper Sven Ulreich, der seiner Mannschaft das 2:1 (2:1), und damit den 50. Sieg gegen Schalke insgesamt, sicherte. Bayerns Trainer Jupp Heynckes hatte darauf keinen Einfluss: Er lag mit einer Grippe flach und musste zu Hause bleiben.
Löw bringt Ulreich ins Spiel
Bereits in der dritten Minute parierte der langjährige Stuttgarter nach einem schnellen Angriff der auch in der Folge ziemlich offensiv und mutig auftretenden Schalker und verhinderte einen frühen Rückstand. Ulreichs gute Leistung honorierte Bundestrainer Joachim Löw bereits in der Halbzeitpause bei Sky folgendermaßen: „Er ist sicherlich in unserem Blickfeld. Die Spiele, die er gemacht hat, waren sehr, sehr gut“, sagte Löw und erläuterte: „Er macht einen sicheren Eindruck. Im Eins gegen Eins ist er immer gut. Er hat bei den Bayern gelernt, gut mitzuspielen von hinten raus“. Womit die Debatte um eine mögliche späte Länderspielkarriere des 29-Jährigen, der seit Monaten den an der Hand verletzten Manuel Neuer glänzend vertritt, wieder in der Welt war.
Am Sonntag sicherte sich zumindest der FC Bayern auch für die Zukunft Ulreichs Dienste: Der Stuttgarter unterschrieb bis 2021.
Am Samstagabend wollte Ulreich von seiner anstehenden Vertragsverlängerung noch nichts wissen. „Ich will irgendwann Klarheit haben, aber es gibt noch nichts Neues und keine Tendenzen“, sagte er. Und: „Wenn ich hierbleibe, weiß ich auch, wie die Jobbeschreibung aussieht. Ich vertrete Manu, wenn er nicht spielen kann.“
Dass er dies womöglich auch bei der Nationalelf tun könnte, glaubt er nicht. Löws Lob freute ihn. „Das ist eine Ehre.“Und es sei natürlich „ein Traum, mit zur WM zu fahren“. Aber: „Es wäre fast unfair, wenn da einer mitfahren würde, der weniger spielt und sonst eher auf der Bank sitzt“, sagte er. Auch Kapitän Thomas Müller, der an beiden Toren des Rekordmeisters beteiligt war, weiß um dessen Qualitäten. „Die Anerkennung hat er sich erarbeitet und ich hoffe, dass er weiter alles dafür tut, um im Blickfeld zu bleiben“.
Viel Lob von der Mannschaft gab es außerdem auch für Co-Trainer Peter Hermann, der den Platz von Jupp Heynckes in der Coachingzone einnahm. „Ich habe heute schon geflachst. Wenn die Bayern das Spiel verlieren, dann wird Jupp zum Gott“, hatte Dutt vor dem Anpfiff gesagt.
Aber die Bayern können auch ohne ihren Jupp gewinnen, auch gegen starke Schalker, die eigentlich sehr viel richtig machten. Viel verkehrt machte aber natürlich auch der Serienmeister nicht. Und wenn im Spiel der Bayern alles passte, kamen so schöne Szenen dabei heraus, wie diejenige, die zum 1:0 in der sechsten Minute führte: kurze und schnelle Kombinationen über den linken Flügel, bis der Ball vor dem Tor landet. Müllers harten Schuss aus rund 25 Metern lässt Keeper Ralf Fährmann abprallen, Robert Lewandowski staubt ab. Es war der elfte Treffer des Polen im elften Heimspiel. Das war vorher in der Bundesliga nur einem anderen gelungen: Jupp Heynckes. Auch beim zweiten Treffer in der 35. Minute ins kurze Eck durch Thomas Müller gab Fährmann eine eher unglückliche Figur ab.
Schalkes Coach Domenico Tedesco klebte übrigens förmlich an der Linie seiner Coachingzone fest, stand oftmals auch direkt an der Auslinie des Felds – 90 Minuten lang. Er flippte, wedelte, dirigierte. Vor allem beim Ausgleich in der 28. Minute durch Franco Di Santo, der nach der Flanke von Breel Embolo und verpasstem Seitfallzieher von Leon Goretzka verwandelte.
Eher selten in der Coachingzone zu sehen war dagegen Bayerns Kurzzeittrainer Hermann. Und wenn, dann winkte er seine Spieler nach vorn oder klatschte nach einem Wechsel ab – und das genügte auch. Die Nervosität des Cheftrainers für einen Tag hatte sich zumindest nicht auf die Mannschaft übertragen. „Ich war schon sehr nervös“, gab Peter Hermann später offen zu. Eine Erfahrung, die er öfter nicht braucht. „Der Platz von Heynckes ist eine Nummer zu groß für mich“, sagte Hermann, der wie gewohnt im Trainingsanzug und in schwarzen Fußballtretern an der Seitenlinie arbeitete. „Bei Bayern gibt es nur eines – gewinnen. Etwas anderes gibt es nicht“, merkte er noch an.
Insofern hat Heynckes’ LieblingsCo-Trainer, ohne viel Mühe, alles richtig gemacht.