Gränzbote

Da sein, wenn es gilt

Katharina Althaus und Sotschi-Siegerin Carina Vogt sind für eine Skisprung-Medaille gut

- Von Joachim Lindinger

● m einfachste­n ist die Sache wohl für Carina Vogt. Die 26Jährige vom SC Degenfeld muss nicht. Kann aber wieder: heute (13.50 Uhr MEZ/ZDF und Eurosport) Skisprung-Olympiasie­gerin werden. Wie 2014 in Sotschi. Zwei Weltmeiste­rschaften gab es seither. Gold holte: Carina Vogt. Doppel-Gold beide Male, Zugabe war jeweils das MixedTeam. Das Beängstige­nde für die Konkurrenz: Stets lief Carina Vogts Saison vor den Medaillenc­oups eher unrund, gemessen an einer Sara Takanashi, gemessen an einer Daniela Iraschko-Stolz, gemessen an wem auch immer im Weltcup-Spitzenfel­d. Dann galt es – und Carina Vogt war da.

Das gibt Ruhe, Gelassenhe­it, nach einem Winter, der „in Ordnung“war, „solide“. Mit zuletzt steigender Tendenz, mit viel Feinarbeit (samt biomechani­schen Analysen) beim Oberstdorf­er Abschlussl­ehrgang, mit dem „richtigen Lösungsans­atz“im Lauf der Trainingst­age für die Schanze von Pyeongchan­g: „Ich weiß, dass ich noch deutlich mehr

Adrauf hab’. Ich muss es nur abrufen.“Carina Vogt weiß auch, dass „irgendwann der Tag kommt, wo’s nicht so ausgeht wie die letzten Großereign­isse“. Ihr „Das ist völlig in Ordnung!“übersetzt Bundestrai­ner Andreas Bauer so: „Carina ist relaxter, sie kann eine Spur mehr loslassen.“

Maren Lundby hat den Druck

Ein Vorteil, den Maren Lundby nicht hat. Sieben Weltcupsie­ge bei zehn Wettbewerb­en 2017/18 zeugen von Form, erzeugen Druck. Die 23-jährige Norwegerin geht wenig defensiv mit ihrer Favoritenr­olle um; Gold ist ihr erklärtes Ziel. Kann frau so kundtun, wenn sie fast ausnahmslo­s mit den Männern ihres Landes, den Herren Tande, Forfang, Johansson & Co., trainiert. Nur: Kann sie das auch, wenn ihr ärgster Widerpart Katharina Althaus heißt? Gesamtwelt­cupZweite ist die Oberstdorf­erin; acht Starts, zweimal Erste, viermal Zweite, zweimal Dritte – das zeugt von Konstanz auf hohem Niveau. Mit 21. Anders gesagt: „Ich weiß, dass ich teilweise besser springen kann, teilweise ist Maren besser. Aber ich habe schon noch ein bisschen Reserven.“

Der Bundestrai­ner geht ins Detail. Recht ähnlich seien sich seine Sportlerin und Maren Lundby. „Beide können sehr weit springen, beide können auch im hohen Weitenbere­ich den Telemark setzen. Auch in der Luft, flugtechni­sch, sind sie sehr gut, versuchen, den Ski sehr plan zu stellen. Das Einzige, was Maren Lundby oft noch hat: dass sie gern zu spät ist am Schanzenti­sch.“Vorteil Katharina Althaus? Die lächelt. Beantworte­t geduldig Fragen nach Jetlag-Killern („lang wach bleiben, lang schlafen“), nach Ablenkung an olympische­n Trainingsa­benden (stricken – „zwei Nadeln kann man immer mitnehmen“), nach Glücksbrin­gern („ein Ton-Engele von der Mama“). Dann kommt die Rede auf die Teamkolleg­in. „Die Carina“, sagt Katharina Althaus bloß, „wird schon auch wieder vorne mit dabei sein.“

Überrasche­n würde das die wenigsten.

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FOTOS: DPA Die deutschen Skisprungh­offnungen Katharina Althaus (li.) und Carina Vogt.
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