Goldenes Wochenende
Deutsche Wintersportler starten so erfolgreich in die Winterspiele wie seit 46 Jahren nicht mehr
PYEONGCHANG (SID/dpa) - Das deutsche Team ist so erfolgreich wie seit 46 Jahren nicht in Olympische Winterspiele gestartet. Edelfan Frank-Walter Steinmeier jubelte in Südkorea kräftig mit. Erst Laura Dahlmeier und Andreas Wellinger, dann sensationell auch Arnd Peiffer: Das deutsche Team ist nach drei Olympiasiegen innerhalb von 24 Stunden bei den Winterspielen in Pyeongchang im Goldrausch – und in Partystimmung.
Nach seinem Sensationsgold spendierte Arnd Peiffer eine Runde Bier – obwohl 24 Stunden später im Jagdrennen die nächste Medaillenchance auf die deutschen Biathleten wartet. „Eine Riesenparty können wir aber nicht machen, wir wollen ja schließlich noch einmal eine gute Leistung bringen. Aber ich lasse es mir nicht nehmen, mich mit den Technikern, den Trainern und meinen Teamkollegen hinzusetzen und ein schönes Bierchen zu trinken“, sagte der unverhoffte Sprint-Olympiasieger. „Mit 30 muss man die Feste feiern, wie sie fallen.“
Die Stimmung im „Team D“ist nach den Auftakterfolgen glänzend. Während Dahlmeier und Wellinger das Deutsche Haus mit Sekt fluteten, ließen sich auch andere Athleten von der Euphorie anstecken. „Ich freue mich brutal“, sagte Ski-Shootingstar Thomas Dreßen. Bis zu Wellingers Abflug um 5 Uhr morgens wurde im deutschen Haus immer wieder „Oh, wie ist das schön“angestimmt. Das Bier floss dazu in Strömen, die Tanzfläche wurde gestürmt. „Geteilte Freude ist doppelte Freude. Es hat viel Spaß gemacht, die Stunden mit Andi zu verbringen“, sagte Dahlmeier. Es soll nicht der letzte feuchtfröhliche Abend gewesen sein.
Auf ihren politischen Edelfan müssen Deutschlands Wintersportler aber fortan verzichten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwies sich als wahrer Glücksbringer. Steinmeier war zunächst live im Biathlon-Stadion dabei, als Laura Dahlmeier im Sprint über 7,5 Kilometer das erste Gold für Deutschland holte. Am Samstagabend eilte der Bundespräsident noch zum Skispringen. Dort erlebte der 63-Jährige den Goldsprung von Andreas Wellinger auf der Normalschanze.
Als Steinmeier am Sonntag um 13 Uhr mit dem Bundeswehr-Airbus Südkorea wieder verließ, nahm der Bundespräsident viele goldene Eindrücke mit. Die rauschende Party der deutschen Mannschaft zum Start der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang hatte auch bei Steinmeier reichlich Glückshormone ausgeschüttet. „Das war ein unglaublicher Tag. Dieser Start wird unserem Team Deutschland Motivation und Rückenwind geben“, sagte das Staatsoberhaupt. Als er in der Luft war, legte Biathlet Arnd Peiffer mit Gold im Sprint nach. Von seinen Teamkollegen und Betreuern wurde er auf die Schultern genommen. „Das finde ich schon außergewöhnlich. Das hat mich bewegt“, sagte der fünfte deutsche Sprint-Olympiasieger. „Ich habe es immer noch nicht realisiert. Und erwartet habe ich es auch nicht. Es ist der Wahnsinn!“
Dabei begann der Tag alles andere als erfolgversprechend. Eine halbe Stunde vor dem Anschießen brach der Schlagbolzen. Dann rutschte Peiffer in den Wachskabinen die Treppe hinunter und stieß sich sehr schmerzhaft den Ellenbogen an. Er war immer noch geschwollen. „Irgendwie lief nicht alles ideal“, erzählte Peiffer. Im Rennen machte er alles richtig. Die Favoriten Johannes Thingnes Bö (4 Fehler) aus Norwegen und Martin Fourcade (3) aus Frankreich patzten dagegen. Während sich Fourcade noch auf Rang acht rettete, belegte Bö nur Platz 31.
Bei grimmiger Kälte von gefühlt fast minus 20 Grad rundeten Benedikt Doll als Sechster, Simon Schempp auf Rang sieben und Erik Lesser als Elfter das starke deutsche Teamergebnis ab. Bundestrainer Mark Kirchner hatte sogar Tränen in den Augen. „Ich hatte schon so ein Gefühl und habe nach dem Essen gesagt, heute wäre der Arnd mal dran. Es ist unglaublich.“Am Samstag hatte Laura Dahlmeier das erste Gold für Deutschland gewonnen. „Das ist überwältigend, ein Kindheitstraum ist wahr geworden“, sagte die Biathletin am Sonntag nach der bitterkalten Siegerehrung vor nur ein paar Dutzend Zuschauern. Schon am Montag hat sie die zweite Goldchance in der Verfolgung.
Nach dem mit Abstand schlechtesten Mannschaftsergebnis seit der Wiedervereinigung bei den Winterspielen in Sotschi 2014 mit nur 19 Medaillen (8-6-5) hofft der DOSB nach dem erfolgreichen Auftaktwochenende nun mehr denn je auf ein südkoreanisches Wintermärchen.
„Ich hatte schon so ein Gefühl.“ Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner mit hellseherischen Fähigkeiten