„Nach Durchhausen kommt das Paradies“
Beim Zunftmeisterempfang gibt es Brüller, feinsinnige Scherze und echtes Gefühl
● DURCHHAUSEN - Der Zunftmeisterempfang in Durchhausen hat am Dienstagvormittag eine Zäsur eingeläutet. Zum einen gab Horst Walter, Urgestein der Durchhausener Fasnet, seinen Rückzug bekannt, zum anderen ist Durchhausen nun um eine eigene Hymne reicher. Justizminister Guido Wolf (CDU) hatte ein Lied über die Perle im Schönbachtal mitgebracht. Am Ende schmetterten alle mit – auch die Gunninger, auf deren Kosten der ein oder andere Scherz ging.
Seit über 40 Jahren gibt es den Durchhausener Zunftmeisterempfang und genauso lange ist dafür Horst Walter verantwortlich. Doch am Dienstag verkündete er – fast nebenbei – das Ende seiner Fasnetskarriere. Doch vor Aschermittwoch wollte keiner der Gäste davon etwas wissen. Denn wie beliebt die Durchhausener Fasnet ist, das weiß Horst Walter nur zu gut: „Am Fasnetsdienstag sind beim Umzug mehr Trossinger, Gunninger und Weigheimer in Durchhausen als Durchhausener selbst.“
Wie praktisch, dass der Bürgermeister am Schmotzigen für gewöhnlich abgesetzt werden: „Ich hab grad Zeit und bin deshalb gern gekommen“, sagte Simon Axt, Bürgermeister von Durchhausen. Besonders freute er sich, dass Justizminister Guido Wolf zu Gast war. Denn bis dieser Minister wurde, sei er regelmäßig beim Zunftmeisterempfang gewesen, so Axt.
Wolf wusste, dass von ihm und seinem bekannten Sprachwitz einiges erwartet wurde – und er lieferte: Zur Melodie „An der Nordseeküste“sang er a-capella ein Lied über Durchhausen, nahm die Gunninger liebevoll auf die Schippe und erklärte: „Nach Durchhausen kommt das Paradies.“
Diese Steilvorlage nutzten die Guninger Lombergtrolls begeistert. „Nach Durchhausen kommt das Paradies?“, fragte Peter Maurer von der Zunft in Richtung Wolf. „Also nach Durchhausen, da kommt über den Schecke Gunningen.“Paradiesische Zustände also allenthalben.
Weil Trossingen in Sachen Fasnet eher wenig zu bieten hat, war auch Bürgermeister Clemens Maier in Durchhausen. „Statt Durchhausen und Gunningen einzugemeinden, hat er 1600 Rumänen in die Stadt geholt. Die sind auch besser zu integrieren, statt ein Durchhausener“, lobte Simon Axt ihn. Der bedankte sich mit dem Versprechen, möglichst viele Trossinger und Schuremer für den Durchhausener Umzug zu mobilisieren. Ein Trossinger fehlte jedoch: Hans Trümper, der ein treuer Fan des Zunftmeisterempfangs über die Jahrzehnte war. Horst Walter schickt ihm, hoch in den Himmel, ein dreifaches „Hauke Schtecka“.
Liebeserklärung ans Dorf
Erwin Link, ehemaliger Bürgermeister von Durchhausen, ist seit Dienstag um einen Titel reicher. „Ehrenbürgermeister“solle er genannt werden, schlug Guido Wolf vor: „Schaut ihn Euch an, das ist doch kein Altbürgermeister.“Mit einer launigen Rede – eine der besten an diesem Vormittag – unterstrich er ein mal mehr seine Liebe zum Dorf. „Dass ich Euch kenn’, da bin ich froh. Ihr seid das Beste, was wir ham.“
Roland Mink, Zunftmeister in Pension, richtete versöhnliche Worte gen Gunningen: „Über Gunningen lassen wir nichts kommen. Mein Freund ist Gunninger“, und betonte damit ein mal mehr die Bedeutung von Fasnet: Jedem wohl und keinem weh.