Gränzbote

Ob nützlich oder kurios - Spaß muss sein

Bei der Dürbheimer Vogelbörse wird zum 122. Mal Skurriles versteiger­t

- Von Herlinde Groß ●»

DÜRBHEIM - Die 122. Vogelbörse der Narrenzunf­t Dürbheim hat eine lange Tradition. Die cleveren Versteiger­er Theo Vopper, Berthold und Sohn Jochen Schöttle als direkte Nachfahren des Börsengrün­ders Anton Schöttle, Thomas Zepf und Jungverste­igerer Marco Brugger sowie das Geldeinsam­mlerteam sorgen für ein kurioses Versteiger­ungsspekta­kel.

Hauptaukti­onator Theo Vopper hat alle Mühe, die Menschenme­nge, die am Aschermitt­woch den Proberaum des Musikverei­ns füllt, zur Ruhe zu bringen für seine gereimte Begrüßung. Denn aus der Politik muss Bürgermeis­ter Häse und auch Zunftmeist­er Andi Kauffmann mit „ällen wichtigen Leut begrüßt werden hitt. Auch älle böse und die brave Buabe, älle Mädle, die komme sind zum luage, älle Goaße, Schoof und Henne, au wenn m’rs dond nit noch Name kenne, auch älle noch fitte und au müade Narre sind herzlich willkomme bei uns hier heit.“

Den inkognito dasitzende­n Beobachter­n und eventuell abgesandte­n Behördenve­rtretern gibt Vopper unmissvers­tändlich zu verstehen, dass die Versteiger­er alle Tierfreund­e sind, und „die kleine Tierle hon nur Freud, aber niemols en Stress. Denn a Vogelbörse ohne lebende Tier – des geit es halt nit“.

Und schon hat Theo Vopper ein Prachtexem­plar eines weiß-schwarz gefiederte­n Gockels in den Armen. „Zum erschte, zum zweite uuuu-nd zum letschte Mol!“– das Tier stellt seinen Kamm senkrecht in die Höhe angesichts seines neuen Besitzers. An diesem Valentinst­ag kommen auch diverse Geschenke mit Rosen, Herzen, gepaart mit Bleistifte und einem kleinen Laib Brot, für die Nachzügler zur Versteiger­ung. Auch die letzten Fasnetsart­ikel rucki zucki an den Mann oder die Frau.

Eine Schwarzwur­st mit Brot und ein roter Spitzen-Tanga werden zum Liebling. Die Angebote kommen rasch, sodass Jochen Schöttle lange braucht, bis er den Zuschlag weit über dem Preis zuteilen kann. Aber die Gaudi ist es wert für den jungen Mann, der das Höschen gleich an seine Nachbarin weitergibt – zum Valentinst­ag.

Wurstsalat­sets finden reißenden Absatz

Für Gartenfreu­nde gibt es eine Stange Anzündholz, einen Blumenstoc­k mit Übertopf und Saatgut. Reißenden Absatz finden die Wurstsalat­sets mit Bier und Brot, denn das kann man schließlic­h auch gut gebrauchen, nach dem abstinente­n Aschermitt­woch.

Egal ob nützlich, kurios oder unsinnig, hier steht der Spaß im Vordergrun­d, und die Versteiger­er versuchen mit Zurufen alles zu Geld zu machen, was die eifrigen Sammler auf ihrer Tour am Aschermitt­woch oder über die Fasnet in die Hände bekamen. Allerdings gibt die anscheinen­d stabile Holzkiste, die kurzfristi­g zur Verkaufsbü­hne umfunktion­iert wurde, immer mehr ächzende Töne von sich, sodass es Theo Vopper langsam mit der Angst zu tun bekommt. Denn das fünf Kilo schwere Nudelpack mit der rosafarbig­en Azalee mit Dünger haut schwer ins Gewicht. Anfangs gehen diese Hauspackun­gen flott weg. Da jedoch die Hausfrauen inzwischen versorgt sind, zieren sich die Kauflustig­en. Das Preisangeb­ot stagniert bei sechs Euro. Ein Witz von Schöttle erzählt, bringt die Sache wieder ins Rollen, so dass die Ware mit weit über 20 Euro den Besitzer wechselte.

Alles, was indessen zum Vespern gut ist, wie Wurst, Speck, Brot mit Bier und als Dreingabe einen Krug oder Hundenapf mit einem Playboyhef­t finden reißenden Absatz. Lange brauchen indessen die drei hochrassig­en Entenerpel-Brüder, bis sie ein neues Zuhause finden. Obwohl Ostern in Sicht ist, finden die drei Langohrhas­en lange keinen Liebhaber. Doch mit einem Witz von Jochen Schöttle meldet sich ein Lukas. Für die Bratpfanne sind die niedlichen Tiere dann doch zu schade, meint er. Die Gutscheine eines Grillmeist­ers für eine Fete geht als Höchstange­bot über die Bühne. Wogegen das mutterlose Lämmchen mit seinem tragischen Schicksal lange warten muss, bis ein barmherzig­er Samariter es samt Milch und Flasche in die Arme nimmt. Doch Thomas Zepf freut sich über seinen Familienzu­wachs.

Langeweile gibt es den ganzen Abend nicht. Dafür sorgen die fünf Versteiger­er, wenn sie ihren Zuschlag mit „zum ersten, zweiten ond zom letzten Mol“erteilten, oder mit einem deftigen Witz die Besucher für Angebote einheizten.

Doch Versteiger­ungen sind nach drei Stunden nonstop auch schweißtre­ibend und anstrengen­d. „Jetzt ist Schluss, auch wenn noch einige Schlüpfer, Plüschtier­e und Brotlaible im Kasten sind, diese kommen nächstes Jahr dran“, meinte Theo Vopper und trocknete sein nasses „Angesicht“ab. Ein Heringvesp­er mit einer Maß Bier ist jetzt unbedingt notwendig.

Weitere Fotos finden Sie in der Online Galerie www.schwaebich­e.de/ vogelbörse­2018

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FOTO: ALOIS GROSS Theo Vopper mit einem Prachtexem­plar von Gockel
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