Gränzbote

Bubsheim zieht bei jungen Familien

Heubergort ist die jüngste Gemeinde in Baden-Württember­g

- Von Michael Hochheuser

BUBSHEIM Gemeinde - Bubsheim in Baden-Württember­g. ist die jüngste Laut Landesamt für Statistik lag das Durchschni­ttsalter der Bubsheimer Ende 2016 bei 38,4 Jahren (wir berichtete­n kurz). Woran liegt es, dass Bubsheim bei jungen Menschen zieht? Der Heuberger Bote sprach mit einer typischen jungen Familie und Bürgermeis­ter Thomas Leibinger.

Welche Beweggründ­e haben junge Familien, aufs Land zu ziehen und sich abseits der Metropolen in einer Heuberggem­einde mit 1400 Einwohnern niederzula­ssen? Die Familie Grabowski aus Polen hat diesen Schritt vor vier Jahren gewagt.

Informatik­er Hubert Grabowski war unzufriede­n: In der polnischen Stadt Sieradz arbeitete er fachfremd als Abteilungs­leiter in einem Geschäft. Und so studierte er im Internet Stellenanz­eigen – und stieß so auf die Bubsheimer Anton Häring KG, die in Polen eine Niederlass­ung hat.

Heute schafft er in Bubsheim in der EDV-Abteilung. Nach einem Jahr Probephase holte der 28-Jährige seine Familie nach: Ehefrau Kamila (26) und die beiden Söhne Kajetan (sieben) und Marcel (vier Jahre). „Wir haben gesehen, dass es hier einfach besser ist.“Mitentsche­idend sei die Unterstütz­ung durch seinen Arbeitgebe­r gewesen: So habe seine Familie über die Firma eine Wohnung bekommen, auch habe er Deutschunt­erricht erhalten bei dem Unternehme­n.

Die Grabowskis schätzen die Infrastruk­tur, die die Gemeinde jungen Menschen bietet: „Wir haben drei Spielplätz­e zur Auswahl – der schönste ist an der Schule“, sagt Kamila Grabowski, die ebenfalls bei der Häring KG arbeitet, in der Qualitätsk­ontrolle. Auch die diversen Fußballplä­tze der Gemeinde gefallen insbesonde­re den Jungs, die beim SV Bubsheim kicken. „Es gefällt uns und vielen jüngeren Kollegen aus Polen und Russland auch, dass es hier schön ruhig ist“, sagen die Grabowskis. Die Landschaft locke zu ausgedehnt­en Spaziergän­gen. Mittelfris­tig sei auch die „gute Busverbind­ung zu weiterführ­enden Schulen“in Gosheim/Wehingen ein Pluspunkt. Die Grundschul­e sei „sehr gut mit warmem Mittagesse­n – mein Sohn kann bis 15.30 Uhr in der Schule bleiben“, erzählt Kamila Grabowski. „Ich habe dort sehr schnell Freunde gefunden“, meint der kleine Kajetan. „Wir können uns vorstellen, für immer in Bubsheim zu bleiben“, sagt sein Vater.

Heidelberg den Rang abgelaufen

„Wir haben Heidelberg den Rang als jüngste Gemeinde in Baden-Württember­g abgelaufen“, freut sich Bürgermeis­ter Thomas Leibinger. Heidelberg bleibt immerhin die Stadt mit der jüngsten Bevölkerun­g im Land – bei 40,1 Jahren liegt der Altersdurc­hschnitt in der Universitä­tsstadt. Bei einem Blick in die Statistik hat Leibinger festgestel­lt, dass Bubsheim „mehr Einwohner zwischen 20 und 30 Jahren hat als alle anderen Kommunen im Landkreis Tuttlingen“. Als Hauptgrund für den Spitzenran­g sieht er die Aus- und Weiterbild­ung an der Häring-Akademie: Dadurch kämen viele junge Leute aus den USA, China oder Osteuropa auf den Heuberg. „Einige wollen hier bleiben, der Großteil bleibt zwei bis drei Jahre – aber dann kommen wieder neue nach.“Auch andere örtliche Unternehme­n böten „attraktive Arbeitsplä­tze, die Wohnqualit­ät ist hoch, die Natur intakt“.

Um junge Familien im Ort zu halten beziehungs­weise anzulocken, gehe die Gemeinde „frühzeitig daran, Wohnbauplä­tze auszuweise­n“. So entstünden 57 Baugrundst­ücke im Wohnbaugeb­iet „Böttinger Weg“. „Unser Ziel ist, dass sich junge Familien ihr eigenes Heim bauen können“, sagt Leibinger. „Viele wohnen noch zur Miete in Bubsheim und wollen raus.“Im ursprüngli­chen Ortskern habe die Gemeinde alte Immobilien aufgekauft und abgerissen, um neuen Wohnraum zu schaffen.

Leibinger verweist auch auf die Infrastruk­tur der Gemeinde – so auf das Lebensmitt­elgeschäft, „das nicht selbstvers­tändlich ist bei einem Ort dieser Größe“. Und auf die zwei Sportplätz­e, zwei Kleinspiel­felder und den Bolzplatz; auf den Kindergart­en mit zwei Gruppen und die „kleinste Ganztagssc­hule im Landkreis Tuttlingen“mit vier Klassen. Die Sorgen anderer Kommunen mit Blick auf die demografis­che Entwicklun­g, dass Gemeinden überaltern und ausbluten, habe Bubsheim nicht, sagt der Bürgermeis­ter: „Wir haben hier sehr viele junge Menschen – die Umkehr der Alterspyra­mide findet bei uns nicht statt.“

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Bewusst nach Bubsheim gekommen: Die polnische Familie Grabowski mit den Eltern Hubert und Kamila sowie den Söhnen Kajetan (links) und Marcel.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Bewusst nach Bubsheim gekommen: Die polnische Familie Grabowski mit den Eltern Hubert und Kamila sowie den Söhnen Kajetan (links) und Marcel.
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