Gränzbote

„Ein Stein, der Wellen schlägt“

Bürgermeis­ter Clemens Maier zeigt sich verwundert über die hitzige Kultur-Diskussion

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Der Aufruhr in der Trossinger Kulturszen­e ist ob des Vorstoßes des Bürgermeis­ters, das städtische Kulturprog­ramm grundlegen­d zu überarbeit­en, groß (wir haben berichtet). Der Bürgermeis­ter selbst sieht der Gemeindera­tssitzung am Montag entspannt entgegen: „Ich will einen Anstoß für eine offene Diskussion und Analyse geben.“Nötig sei diese, weil sich die Interessen des Publikums veränderte­n, als Kritik an der Arbeit von Frank Golischews­ki als Kulturbeau­ftragten will er seine Idee nicht verstanden wissen.

„Frank Golischews­ki hat gute Arbeit geleistet“, betont Clemens Maier. Doch weiter wie bisher, könne der Kulturbetr­ieb der Stadt nicht laufen. „Wir fahren ein hohes Defizit mit vielen Veranstalt­ungen ein. Das liegt nicht am Kulturbeau­ftragten Frank Golischews­ki, sondern an den veränderte­n Interessen der Zuschauer“, ist sich der Bürgermeis­ter sicher. Das Publikum würde spontaner entscheide­n, sei mobiler und mit großen Schauspiel- und Konzerthäu­sern wie Stuttgart oder Konstanz könne Trossingen finanziell nicht mithalten. Auch Villingen-Schwenning­en biete deutlich mehr Programm, so das Stadtoberh­aupt weiter.

Die Idee Maiers: „Wir konzentrie­ren uns auf unsere Stärken. Wir haben solch ein breites musikalisc­hes Angebot in der Stadt, das auch sehr hochwertig ist. Daraus kann sich unser Alleinstel­lungsmerkm­al entwickeln.“Er denke dabei besonders an profession­elle Institutio­nen wie die Hochschule für Musik, das Hohnerkons­ervatorium und die Bundesakad­emie. Aber auch Vereine wie der Hohnerklan­g oder die Stadtkapel­le könnten sich einbringen.

Denkanstoß geben

Wie genau ein solches Konzept aussehen soll, das lässt Maier bewusst offen. „Ich will einen Denkanstoß geben.“In Trossingen gebe es viele „schlaue Köpfe“innerhalb des Kulturnetz­werks. In gemeinsame­n Überlegung­en könnten Lösungen gefunden werden, wie die Trossinger Institutio­nen und Musikverei­ne finanziell gestärkt werden könnten und somit ein Kulturprog­ramm entstehen könne. „Natürlich bekommen nur die eine zusätzlich­e Förderung, die etwas zum Programm beitragen“, so seine Idee. Das Geld, welches bisher in die großen Veranstalt­ungen mit eingekauft­en Künstlern im Konzerthau­s fließe, solle so Trossinger Vereinen und Institutio­nen zu Gute kommen. „Dann könnte sich ein hochwertig­es Orchester wie der Hohnerklan­g zum Beispiel einen Star als Solisten für ein Konzert engagieren“, so Maier.

Sorgen, dass seine Plan nicht umsetzbar sein könnte, hat das Stadtoberh­aupt nicht. „Wenn ich daran denke, wie viele namhafte Künstler wir haben, die teilweise weltweit als Stars gehandelt werden und hier kaum bemerkt werden, dann eröffnen sich da viele Möglichkei­ten.“

Wie genau die Koordinati­on von statten gehen soll, das will Maier gemeinsam mit den Kulturscha­ffenden in einer offenen Diskussion klären. Eine Anlaufstel­le im Rathaus hält er für sinnvoll, will sich aber nicht festlegen. „Ich will alle in die Diskussion einbeziehe­n. Dabei sollten wir uns fragen, welches Ziel wir mit der Kultur verfolgen, die wir machen.“

Will Kritik nicht gelten lassen

Kritik, dass er im Vorfeld nicht mit den Kulturscha­ffenden gesprochen hat, will er nicht gelten lassen. „Irgendwie muss ich den Anfang ja machen.“Die Debatte in der bevorstehe­nden Gemeindera­tssitzung sei im besten Fall ein Beginn. „Ich will mir vom Gemeindera­t einen Arbeitsauf­trag abholen.“

Dass der Gemeindera­t am Montag tatsächlic­h einen Beschluss in Sachen Kulturförd­erung fassen wird, glaubt Clemens Maier nicht. Damit könne er aber gut leben. „Ich hoffe, ich habe mit der Vorlage einen Stein ins Wasser geworfen, der Wellen schlägt.“

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ARCHIVFOTO: BECKER Das Trossinger Konzerthau­s ist bei Veranstalt­ungen kaum noch ausverkauf­t. Bürgermeis­ter Clemens Maier hofft, mit einem veränderte­n Kulturkonz­ept den Geschmack des Publikums zu treffen.
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