Gränzbote

NSU-Ausschuss befragt frühere Neonazi-Größe

Brisanter Zeuge kommt nach Stuttgart

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STUTTGART (lsw) - Der NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss befragt an diesem Montag einen brisanten Zeugen. Das Landtagsgr­emium hat den Neonazi Tino Brandt geladen. Dieser sitzt wegen Kindesmiss­brauchs in Thüringen im Gefängnis. Brandt hatte in den 1990er-Jahren die NeonaziKam­eradschaft „Thüringer Heimatschu­tz“aufgebaut, in der sich auch das NSU-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bewegte. Zugleich war er jahrelang V-Mann (Verbindung­smann) des Thüringer Verfassung­sschutzes. V-Leute sind Menschen aus der Szene, die den Behörden meist gegen Bargeld Informatio­nen aus ihrer extremisti­schen oder kriminelle­n Gruppe liefern.

In Stuttgart geht es um die Fragen, was Brandt über das Untertauch­en des Trios wusste, ob er mögliche Unterstütz­er von ihnen kennt und was er zu Aufenthalt­en der drei Rechtsterr­oristen im Südwesten sagen kann. Dabei spielt auch ein ominöser Hauskauf von Brandt 2004 in Hardthause­n in der Region Heilbronn eine Rolle. Es war vermutet worden, das Haus könne als Unterschlu­pf für das untergetau­chte Trio gedient haben – etwa nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewette­r in Heilbronn am 25. April 2007. Belege gibt es dafür aber nicht. Ohnehin hat der Ausschuss nach wie vor keine Beweise für ein Unterstütz­ernetzwerk des Trios in Baden-Württember­g.

Brandt ist bereits vor dem Oberlandes­gericht in München befragt worden. Dort muss sich Beate Zschäpe verantwort­en. Für sie hatte die Bundesanwa­ltschaft eine lebenslang­e Haftstrafe gefordert, da sie Mittäterin bei den Straftaten des NSU gewesen sein soll. Brandt sagte im September 2014 vor Gericht: „Ich halte diese NSU-Mordgeschi­chte privat nicht für glaubhaft und das für einen Schauproze­ss.“

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FOTO: DPA Der Thüringer Tino Brandt 2014 im Landgerich­t mit einer Aktenmappe vor dem Gesicht.

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