Vor neuer Zukunft: eine Stadt und ihr OB
Rupert Kubon verzichtet auf erneute Kandidatur in VS und will ständiger Diakon werden
VILLINGEN-SCHWENNINGEN (sbo) - Jetzt ist es raus: Oberbürgermeister Rupert Kubon verzichtet auf eine Kandidatur um eine dritte Amtszeit als Oberbürgermeister VillingenSchwenningens. Eine Stadt und ihr OB stehen vor einer neuen Ära – gesucht wird ein neuer OB, während der Amtsinhaber seine Zukunft in der Kirche sieht.
Dramaturgie in Perfektion. Er hat es spannend gemacht, dieser gebürtige Friedrichshafener, der seit bald 16 Jahren als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt VillingenSchwenningen gelenkt hat. Noch beim Neujahrsempfang im Januar gab er sich unentschlossen und beteuerte, dass er sich unter der Voraussetzung von Rückenwind und einer spürbaren Gemeinschaft in Villingen-Schwenningen eine erneute Kandidatur vorstellen könne.
Seit zehn Tagen stehe sie fest, am Freitag verkündete er seine Entscheidung während einer Pressekonferenz im Franziskaner-Café: „Ich bin sehr gerne Oberbürgermeister unserer prosperierenden Stadt, dennoch werde ich diese Tätigkeit zum 31. Dezember beenden.“Gefällt habe er diesen Entschluss in einem langwierigen Abwägungsprozess und nach dem Austausch mit vielen Vertrauten – eine große Rolle gespielt habe dabei auch die Überlegung, ob beim Fortgang des nun eingeschlagenen Weges für Villingen-Schwenningen seine Federführung „zwingend“erforderlich sei, „oder ob die gute Dynamik, in der sich die Stadt derzeit befindet, auch durch einen anderen weiter gepusht werden kann.“Er bedauere sehr, „viele Menschen enttäuschen zu müssen“.
Will weiter für VS da sein
Für die Menschen dieser Stadt da sein wolle er aber weiterhin, beteuert Kubon. Und dieses Versprechen möchte er als „bekennender Christ“ auf seine Weise einlösen: Er wolle, schildert er im Gespräch, sich zum ständigen Diakon ausbilden lassen. Als solcher wäre er dann in der Seelsorge aktiv, dürfte er beispielsweise dem Priester assistieren, im Gottesdienst predigen oder sich Menschen in Lebenskrisen zuwenden.
„Ich fühle mich fit und werde meine nach wie vor vorhandene Energie in anderer Weise in den Dienst der Menschen in Villingen-Schwenningen stellen.“Schon seit geraumer Zeit habe er damit begonnen, sich auf ein aktives, ehrenamtliches pastorales Engagement nach seiner Zeit als OB vorzubereiten.
Mit der Kirchengemeinde in VS habe er bereits Kontakt aufgenommen, „so eine Entscheidung fällt man nicht aus dem hohlen Bauch heraus“, meint Kubon. Bis Silvester allerdings wolle er sich weiterhin mit vollem Tatendrang seinen Amtsgeschäften widmen, stellte Kubon klar. War in den vergangenen Wochen auch viel Kritik an Kubons Zögern laut geworden, bekräftigte er an dieser Stelle, dass die Bewerbungsfrist für die OBWahl noch nicht einmal begonnen habe und erst vier Wochen vor dem Wahltermin am 7. Oktober ende, „wir befinden uns also noch in einem sehr frühen Stadium“.
Kubon hofft auf guten Bewerber
Seine Hoffnung ruhe nun darin, dass sich ein guter Bewerber um seine Nachfolge bemüht – „mir ist das völlig egal von welcher Partei“, beteuerte der Sozialdemokrat, dessen politische Karriere einst in der CDU begonnen hatte. Ob nun aus deren Reihen Baubürgermeister Detlev Bührer seinen Hut in den Ring wirft? „Ich habe mit Herrn Bührer ein sehr vertrauensvolles und enges Verhältnis, mehr will ich dazu nicht sagen“, lässt Kubon diese Frage offen.
Später am Tag jedoch meldet sich Bührer selbst zu Wort: „Eine Kandidatur als Oberbürgermeister der Stadt Villingen-Schwenningen kommt für mich nicht in Frage. Ich werde mich weiterhin mit ganzer Kraft für unsere Stadt einsetzen und als Erster Bürgermeister unserer Verwaltung, dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit ein verlässlicher Ansprechpartner sein.“
Die Parteien indes, das machen die Fraktionsvorsitzenden in der Umfrage deutlich, gehen nun mit Vollgas auf die Suche nach Kandidaten, die die Baden-WürttembergStadt in die Zukunft führen sollen.