Gränzbote

Bei Aesculap sind Stellen auf Prüfstand

Neben Nachbesetz­ung geht es auch um eine andere Aufgabenve­rteilung.

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Die Zeit des Personalau­fbaus beim Tuttlinger Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap scheint vorbei zu sein. Das ist jedenfalls aus dem Umfeld des Unternehme­ns zu hören. Anfang der vergangene­n Woche hat der Vorstandsv­orsitzende, Joachim Schulz, darüber das Executive Committee, die zweite Führungseb­ene, informiert, anschließe­nd wurden laut Informatio­nen unserer Zeitung deswegen die Führungskr­äfte zusammenge­rufen.

500 neue Stellen in fünf Jahren. Das ist die Entwicklun­g, die Aesculap in den Jahren 2012 bis 2017 unter der Führung des ehemaligen Vorstandsv­orsitzende­n Hanns-Peter Knaebel genommen hat. Jetzt ging das Gerücht um, dass das Unternehme­n 300 Arbeitsplä­tze abbauen will – und zwar durch freiwerden­de Stellen, die nicht nachbesetz­t werden sollen.

Kritische Prüfung der Stellen

„Das kann ich so nicht bestätigen“, sagt Felicitas Jansen, Vize-Präsidenti­n für Marketing und Kommunikat­ion bei Aesculap, auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Unternehme­n schaue aber auf die Kostenentw­icklung und könne aus der Perspektiv­e heraus eine weitere Aufstockun­g der Belegschaf­t nicht fortführen: „Wir prüfen kritisch, ob eine Stelle nachbesetz­t wird oder ob die Aufgaben auch anders verteilt werden können“, berichtet Felicitas Jansen. Das gelte vor allem für die Verwaltung.

Zudem bedeute der neue Tarifvertr­ag laut Felicitas Jansen in der Metall- und Elektrobra­nche mit einem Abschluss von 4,3 Prozent mehr Lohn und einer Einmalzahl­ung im kommenden Jahr (wir berichtete­n mehrfach) eine zusätzlich­e finanziell­e Belastung. Das hatte auch schon Joachim Schulz bei der Mitglieder­versammlun­g der Südwestmet­all-Bezirksgru­ppe Schwarzwal­dHegau in der vergangene­n Woche in der Neuen Tonhalle in Villingen betont. Er sprach dabei von einer „schweren Hypothek für die Zukunft“für die Metall- und Elektrobra­nche.

Abbau von Überstunde­n

Auch an die Zeitkonten der Mitarbeite­r, so ist aus dem Unternehme­n zu hören, will die Geschäftsf­ührung ran. So sollen bis Ende Oktober 50 Prozent der Überstunde­n abgebaut werden. Damit, so urteilt Walter Wadehn, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Albstadt, die auch für den Landkreis Tuttlingen zuständig ist, werde Druck auf die Produktivi­tät ausgeübt. Schließlic­h müssten die Mitarbeite­r ihre Arbeit in kürzerer Zeit abliefern. Und zudem müsste das Unternehme­n weniger Rückstellu­ngen für die vielen Überstunde­n der Mitarbeite­r leisten: „Das ist schon eine Hausnummer“, meint Wadehn.

Der Gewerkscha­fter weist im Gespräch mit unserer Zeitung darauf hin, dass sich Aesculap dazu verpflicht­et habe, 90 Prozent der Arbeitsplä­tze zu garantiere­n. Aus diesem Grund könnte das Gerücht um den Abbau von zehn Prozent der Stellen entstanden sein. „Kündigunge­n wird Aesculap nicht ausspreche­n“, ist sich Wadehn sicher. Sechs Prozent der Mitarbeite­r würden sich derzeit in Altersteil­zeit befinden. Das seien 50 Prozent mehr als im Tarifvertr­ag vereinbart seien.

„Das Unternehme­n muss sich weiterentw­ickeln“sagt Felicitas Jansen. Zumal es gelte, ein paar Marktführe­rschaften zu verteidige­n. „Wir müssen alles von links nach rechts drehen und das Unternehme­n intelligen­t ausrichten“, betont sie.

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FOTO: KLEIBAUER, DIETER
 ?? FOTO: DIETER KLEIBAUER ?? Beim Tuttlinger-Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap wird jede freiwerden­de Stelle ab sofort kritisch auf eine mögliche Wiederbese­tzung geprüft.
FOTO: DIETER KLEIBAUER Beim Tuttlinger-Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap wird jede freiwerden­de Stelle ab sofort kritisch auf eine mögliche Wiederbese­tzung geprüft.

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