Zukunftsvisionen und Verteilungskämpfe
Intelligente Assistenten und schneller 5G-Datenfunk stehen im Mittelpunkt der Mobilfunk-Messe MWC
BARCELONA (dpa) - Die MobilfunkBranche sieht sich nach wie vor im Wettbewerb mit Internet-Firmen benachteiligt und fordert eine Lockerung der Regulierung. TelefónicaChef José María Álvarez-Pallete sagte beim Branchentreff Mobile World Congress in Barcelona, die Politik müsse den Beitrag der Netzbetreiber zur europäischen Zukunft anerkennen und ihnen bei Einschränkungen im Umgang mit Daten entgegenkommen. Für einen effizienten Ausbau des künftigen superschnellen 5G-Datenfunks bräuchten Mobilfunk-Firmen Frequenz-Lizenzen auf 25 Jahre, es sei aber unwahrscheinlich, dass sie diese bekämen, kritisierte Vodafone-Chef Vittorio Colao.
Die Deutsche Telekom sieht sich auf gutem Weg, bis 2020 das schnelle Mobilfunknetz 5G flächendeckend anzubieten. „Wichtig ist es bis dahin, möglichst viel Erfahrung gemeinsam mit Partnern aus unterschiedlichen Branchen zu sammeln“, sagte Telekom-Managerin Claudia Nemat in Barcelona. „Wir befinden uns mitten in der größten Netzwerk-Umgestaltung in der Geschichte.“
Das neue Mobilfunknetz soll künftig auch als Basis für das Internet der Dinge dienen und neue Services in vernetzten Städten wie etwa intelligentes Energiemanagement bieten. Das testet die Telekom derzeit in Dresden. Im Stadtteil Johannstadt baut das Unternehmen aktuell ein 5G-Testfeld auf, in dem Energie künftig dezentral erzeugt und intelligent gesteuert werden soll. Bisher seien die Netze zu „dumm“dafür gewesen, sagte Nemat.
5G ist ein zentrales Thema der weltweit wichtigsten Mobilfunk-Messe, die am Montag offiziell begann. Außerdem spielt in diesem Jahr künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle – mehrere Smartphone-Anbieter kündigten eigene digitale Assistenten an, die mit heutigen Platzhirschen wie Apples Siri, Amazons Alexa und dem Google Assistant konkurrieren sollen. Für Hardware-Hersteller wie Samsung oder LG ist das eine strategische Entscheidung, um in Zukunft weniger von den großen Plattformen abhängig zu sein. Zugleich braucht es viel Rechenleistung und Daten, um die smarten Assistenten anzulernen, so dass Google und Co. einen Vorteil haben könnten.
Facebook kooperiert bei seiner Initiative, Milliarden neue Nutzer ins Internet zu bringen, nun stärker mit den Mobilfunk-Anbietern. Dabei tritt das weltgrößte Online-Netzwerk als Technologie-Lieferant auf. In zwei Feldversuchen soll Facebooks „Terragraph“-Technologie für schnelle Datenübertragung in dicht besiedelten Stadtgebieten im Alltag ausprobiert werden.