Gränzbote

Wie die Gegend zu seinen Geistern kam

Zahlreiche Besucher lauschen im Museum Seitingen-Oberflacht alten Sagen

- Von Jens Geschke

● SEITINGEN-OBERFLACHT - Das Museum in Seitingen-Oberflacht ist Anlaufstel­le für 50 große und kleine Besucher gewesen, die mehr über Geister, Räuber, aber auch gute Menschen und andere skurrile Personen aus der Region erfahren wollten. Die Tuttlinger­in Birgit Leibold hielt eine Märchenstu­nde ab, in der es um nicht nur regionale Sagen ging, die bis heute erzählt werden.

Sagen, so Brigit Leibold, seien mündlich überliefer­te Erzählunge­n, die oft an historisch­e Ereignisse, Personen oder Orte erinnern, und mit erfundenen Fakten ausgeschmü­ckt wurden. So zeigt die Statue „Mutter Baar“an der Donauquell­e in Donaueschi­ngen der Donau den Weg. Ein Zeitgenoss­e wollte einmal durch das Absperren des Wassers den Wienern zeigen, wie mächtig die Quelle ist.

Ganz in der Nähe ist die Kolbinger Steige. Dort soll sich der Vogt Kolb ab und an noch bemerkbar machen. Ein Bursche aus Mühlheim überfiel vor 200 Jahren eine Bäuerin, die gerade mit einem vollen Korb auf dem Weg von Kolbingen nach Mühlheim war. Entsetzt lief sie heim. Der Bursche machte sich nach dem Mahl Richtung Kolbingen auf. Dort angekommen, wurde er gleich geschnappt und zum Tode verurteilt.

Allerdings wurde das Urteil um sechs Wochen verschoben und der Bursche kam auf freien Fuß, sollte sich aber in sechs Wochen zur Hinrichtun­g wieder in Kolbingen melden.

Er tat dies tatsächlic­h. Seine Ehrlichkei­t beeindruck­te so sehr, dass man ihn zum Vogt ernannte. Er soll noch heute über die Steige ziehen. Eine bekannte Figur in Tuttlingen ist

der Kannitvers­tan. Ein Handwerksb­ursche aus Tuttlingen kam in Amsterdam an und betrachtet­e die prunkvolle­n Bauten und Schiffe.

Auf Nachfragen, wem dieser Reichtum gehöre, bekam er immer die Antwort: Kannitvers­tan – wobei er dies auf eine Person bezog, die Holländer aber nur gesagt haben: „Kann nicht verstehen“. In der Heimat angekommen, erzählte er seine Erlebnisse mit dem Herren Kannitvers­tan, und bis heute erinnert die Figur an diese Geschichte.

In Seitingen-Oberflacht gibt es hinter dem Kirchberg Richtung Filder die Anstatt mit der Eustasiusk­apelle. Auch dort gibt es ein Relikt aus vergangene­n Zeiten mit einer interessan­ten Geschichte, was den Namen und die Herkunft angeht. Ein weiteres Gebiet ist der Hohenkarpf­en. Dort hausten schon allerlei Personen, und die Gemäuer auf dem Berg wurden für die verschiede­nsten Zwecke benutzt.

Mystisches Ambiente im Museum

Der Sage nach soll es dort oben einen Schatz geben. Der Name soll seinen Ursprung vom Adel haben, der allerdings etwas anders ausgesproc­hen wurde. Woher die Karpfen im Gemeindewa­ppen kommen, darüber gibt es auch nur Spekulatio­nen. Aber heute noch sollen die Geister den Berg und den Schatz behüten. Bei der Fasnet sind diese Geister auch noch für den Narrenvere­in SeitingenO­berflacht aktiv und weisen so auf die Geschichte des Hohenkarpf­ens hin.

Einige der Besucher der Sagenstund­e konnten sich in die Sagen einbringen und ergänzten den Vortrag. Viele waren beeindruck­t, weil in jeder Sage ein Funken Wahrheit steckt, der bis dato unbekannt war. Musikalisc­h untermalt wurden die Zaubersage­n ebenfalls von Brigit Leibold und ihrer Querflöte, die damit ein mystisches Ambiente zauberte.

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FOTO: JENS GESCHKE Lebhaft erzählt die Tuttlinger­in Birgit Leibold Sagen aus vergangene­n Tagen.
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