Silber vergolden
DEL-Clubs setzen auf positiven Effekt nach der Olympia-Sensation des Nationalteams
HANNOVER (dpa) - Die DEL-Clubs setzen nach dem sensationellen Silbergewinn des Eishockey-Nationalteams bei den Olympischen Winterspielen auf einen positiven Effekt auch auf die Liga. „Wir kommen jetzt für einen Moment aus dem Schatten des Fußballs. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren“, sagte der frühere Bundestrainer und aktuelle Eisbären-Berlin-Coach Uwe Krupp am Dienstag in einer Umfrage der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
„Viele Leute haben nun gesehen, dass Eishockey attraktiv und aufregend ist. Das müssen wir in der Liga und an den Standorten, an denen Eishockey gespielt wird, fortsetzen, gutes Eishockey spielen und ein gutes Produkt aufs Eis stellen“, sagte Krupp weiter.
Stefan Adam, Geschäftsführer der Düsseldorfer EG, will dies ebenfalls nutzen. „Der Erfolg der Nationalmannschaft gibt der DEL die Chance, neue, bundesweite Identifikationsfiguren zu schaffen. Die Nationalspieler sind durchweg sympathische, bodenständige und ehrliche Sportler“, sagte Adam. „Dazu kommen jetzt die entscheidenden Wochen der Playoffs. Die aktuelle Eishockey-Begeisterung kommt also zum perfekten Zeitpunkt, um die Euphorie aufzugreifen und neue Zuschauer und Partner anzusprechen.“
Erhöhte öffentliche Wahrnehmung
Ähnlich argumentierte auch der Adler-Mannheim-Geschäftsführer und DEB-Vizepräsident Daniel Hopp: „Die Silbermedaille führt zu einer erhöhten öffentlichen Wahrnehmung, dies muss jetzt zu einer Neugewinnung an Sponsoren und Partnern führen, um daraus noch mehr Power in Richtung der sportlichen Weiterentwicklung zu ziehen.“
Positive finanzielle Folgen erhofft sich auch der ERC Ingolstadt nicht nur für den Deutschen EishockeyBund (DEB). „Ich gehe davon aus, dass der DEB nach den erfolgreichen Spielen mehr Fördergeld seitens des Innenministeriums erhalten wird. Wir hoffen zudem, dass das Eishockey dank gestiegener Popularität künftig mehr Unterstützung erhalten wird, wenn es darum geht, die Infrastruktur zu verbessern“, sagte Claus Gröbner, Geschäftsführer des ERC Ingolstadt, der die Silbermedaille von Pyeongchang als „eine der größten Sensationen der deutschen Sportgeschichte“bezeichnete. Er verglich den Erfolg sogar mit der Fußball-Weltmeisterschaft 1954, wobei die eher ein Wunder mit tiefer gesellschaftlicher Bedeutung war, und Boris Beckers Wimbledon-Sieg.
In der DEL wird bereits an diesem Mittwoch wieder gespielt. Nach dem unglücklich mit 3:4 nach Verlängerung gegen die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) verlorenen Finale am Sonntag war das Nationalteam erst am Montagabend zurückgekehrt. Die Play-offs beginnen in der kommenden Woche.
Für Abschlussfeier-Fahnenträger Christian Ehrhoff ist die gewaltige und zuletzt nicht gekannte aktuelle Aufmerksamkeit für das Eishockey auch große Motivation. „Es ist ein tolles Gefühl zu sehen, dass man die Leute in der Heimat inspiriert hat. Aber jetzt geht es back to business. Da muss man ganz schnell umschalten“, sagte der Ex-NHL-Star. „Ich wünsche mir, dass noch mehr Leute in die Eisstadien kommen. Die bevorstehenden Play-offs sind dafür prädestiniert, garantieren sie doch Spannung.“
Wie er den Nachwuchs für Eishockey begeistern könnte, weiß Erhoff auch. „Die Medaille nehme ich sicher mit, wenn ich meine Tochter in den Kindergarten und die anderen in die Schule bringe. Die darf dann jeder mal anfassen. Meine drei Mädels haben auch schon danach gefragt“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Unmittelbar vor dem Beginn der Play-offs in der kommenden Woche sollen Nationalspieler auch als besondere Attraktion ran. „Als Erstes hoffe ich, dass die vielen durch Olympia-Silber neugierig gewordenen Menschen in unseren Play-offs mal in den Stadien vorbeischauen. Ich bin sicher, sie werden begeistert sein“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke stellvertretend.
Nur einer kann nun ganz entspannt zuschauen und den Effekt auf die Liga beobachten: der aktuelle Bundestrainer. „Jetzt werde ich mich zurücklehnen und die Jungs auf der Couch anschauen“, sagte Marco Sturm und setzte sein breitestes Lächeln auf. Das geht am heutigen Mittwoch sogar ohne finanziellen Aufwand: Rechteinhaber Telekom zeigt alle Spiele der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ausnahmsweise kostenlos live auf seinen Online-Plattformen.
Bartels bekommt nachträglich WM-Silber: Acht Jahre nach der Hallen-WM in Doha/Katar bekommt der damals drittplatzierte Kugelstoßer Ralf Bartels nachträglich die Silbermedaille. Der heute 40 Jahre alte Neubrandenburger rückt für den Weißrussen Andrej Michnewitsch nach, der wegen Dopings disqualifiziert wurde und Silber verlor. Bartels wird die Plakette am Freitagnachmittag bei der Hallen-WM der Leichtathleten in Birmingham persönlich entgegennehmen.
Abschiedsspiel gegen WM-Kader: Ex-Fußball-Nationalspieler David Odonkor wird ein Abschiedsspiel gegen den deutschen Kader der Heim-WM 2006 absolvieren. Das verriet der 34-Jährige „Reviersport“. Die Partie soll am 26. Mai in Aachen steigen. „Ich freue mich sehr, dass es zu diesem Spiel kommen wird“, so Odonkor. Aktuell coacht er die SpVgg Bad Pyrmont in der Landesliga Hannover.
Ulm verpflichtet Reinhardt: Die Ulmer Basketballer haben den US-Amerikaner Katin Reinhardt verpflichtet. Der 24 Jahre alte Flügelspieler erhält in Ulm einen Vertrag bis Saisonende, mit Option auf ein weiteres Jahr. „Die Energie, die Katin an beiden Enden des Feldes aufs Parkett bringt, gefällt mir“, sagte Trainer Thorsten Leibenath. Erst Ende Januar hatte Reinhardt einen Vertrag beim bosnischen Erstligisten Igokea unterschrieben und dort in drei Spielen 17 Punkte, 4,3 Rebounds und 3,7 Assists erzielt.